Teil 83

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Teil 83

Mit hängendem Kopf verließ er das Krankenhaus und ich trottete neben her.  Zuhause angekommen hörte man lautes Poltern und ein weibliches Lachen.  Ach jaa... Mo und Lisa kommen ja heute wieder.  Hab ich total vergessen in dem ganzen Stress. 

„Moo?! Lisa?!“ rief ich durchs ganze Haus.

Schon wenig später sah ich Mo, der die Treppe runter hüpfte und mir glücklich in die Arme fiel.  Ich freute mich zwar ihn zu sehen, aber die Sache mit Marco machte es mir schwer jetzt zu lachen. 

„Marco man!  Was machst du nur für Sachen?“ wurde dann Marco von ihm begrüßt: „Aber das wird schon wieder.  Fürs zweite Trainingslager bist du wieder fit!“

Tja Mo... der Aufmunterungsversuch war wohl kläglich gescheitert.  Marco schüttelt stumm den Kopf.

„Nicht negativ denken... Wir helfen dir alle und das mit der Reha klappt...“ plapperte er drauf los, doch ich unterbrach ihn: „Mo verdammt!  Halt doch einfach mal die Klappe!“

„Sorry... Was ist denn bei dir los?“ fragte Mo überrascht.

Ich schluckte.  Ich wollte ihn eigentlich nicht so anmeckern, aber meine Nerven sind gerade mit mir durch gegangen.   „Mir tut´s leid.  Ich wollte dich nicht so anmeckern, aber ist halt alles nicht so einfach grad“ erklärte ich reuevoll.

„Ist noch irgendwas passiert danach oder wie?“ fragte Mo jetzt verwundert.

„Kann man so sagen“ antwortete ich: „Ist alles noch schlimmer als gedacht.“

„Oh“ war alles was Mo zuerst rausbrachte: „Und was heißt jetzt ´schlimmer'?“

„Knochenabsplitterung im Fersenbein... 3 Monate Pause“ erklärte ich. 

„Scheiße“ sagten Mo und Lisa, die gerade runtergekommen war, wie aus einem Mund.

„Sorry alter, das wusste ich nicht“ entschuldigte sich Mo direkt bei Marco.

„Kein Problem.  Woher auch?  Ich weiß es ja selber erst seit knapp ner halben Stunde“ sagte Marco und schaute bedrückt zu Boden.

Nachdem ich Lisa kurz zur Begrüßung umarmt hatte, gingen wir alle gemeinsam runter und setzten uns auf die Couch.  Ich holte noch schnell eine Flasche Wasser und vier Gläser und setzte mich dann dazu.

„Aber erzählt doch mal. Wie war Miami?“ wechselte ich jetzt das Thema.

„Wundervoll“ erzählte Lisa mit leuchtenden Augen.

„ War echt voll geil“ stimmte ihr Mo zu. 

„Ich will Bilder sehen!“ sagte ich bestimmt. 

Und tatsächlich drückte mir Mo sein Handy in die Hand.  Ich lehnte mich an Marco: „Mitgucken?“ Er nickte und so schauten wir zusammen die Bilder durch.

„Die sind sooo schön!“ schwärmte ich und gab Mo sein Handy wieder. 

 „Wollen wir noch eine DVD gucken?“ fragte Lisa dann.  Mo nickte, ich nickte und Marco zuckte nur mit den Schultern.  Er war schon den ganzen Abend wieder so ruhig.  Die Diagnose von heute Mittag hatte uns wieder ein ganzes Stück nach hinten geworfen.  Aber wie heißt es so schön: Wir gehen nur zurück um Anlauf zu nehmen.  Und genau das muss Marco jetzt in seinen Kopf reinkriegen und dafür kämpfen.  Er muss daran glauben, dass er stärker zurück kommt, so wie es ihm alle wünschen.  Und genau dabei werde ich ihm helfen, so gut ich kann. 

„Was gucken wir?“ fragte ich.

„Irgendwas lustiges.  Comedy oder so“ meinte Mo.

„Ja find ich auch.  Wir brauchen jetzt was zu lachen“ stimmte ihm Lisa zu und ich schaute Marco erwartungsvoll an. 

„Marco?“ fragte ich nach, als er nicht reagierte.  Er zuckte leicht zusammen.  War wohl in seinen Gedanken versunken.

„Welchen Film?“ fragte ich ihn.

„Mir egal.  Ich muss kurz telefonieren.  Bin gleich wieder da“ damit stand er auf und ging mit seinen Krücken in die Küche. 

Ich schaute ihm hinterher und seufzte.  Dann schaute ich wieder zu Lisa und Mo, die mich bemitleidend ansahen.  Ich zuckte mit den Schultern und suchte einen Film raus. 

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Am nächsten Morgen frühstückten wir vier alle zusammen und danach gingen Mo und Lisa aus dem Haus.  Sie waren bei Lisa´s Eltern eingeladen.  Apropos Eltern... Marco´s Eltern wollten heute nochmal vorbei kommen.  Sie waren zwar schon an dem Tag nach seiner Verletzung da, aber sie wollte halt nochmal vorbeischauen.  Man kann es ihnen nicht verübeln, schließlich sind es seine Eltern und ich weiß das er oft mit ihnen geschrieben hat in den letzten Tagen. 

Plötzlich klingelte es an der Tür.  Wer ist das denn jetzt? Marco´s Eltern wollten doch erst in ein paar Stunden kommen.  Ich wollte gerade aufstehen und zur Tür gehen, als ich an der Hüfte zurück gehalten wurde. 

„Ich gehe schon“ sagte Marco und stand auf.

„Marco du sollst dein Bein schonen!“

„Ich weiß, aber bitte lass mich gehen.  Ich kann dich ja schlecht deine eigene Überraschung abholen lassen“ er lächelte mich an und hüpfte dann mit seinen Krücken zur Tür.  

Raus aus der Hölle...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt