Teil 80

8.5K 308 12
                                    

Teil 80

Ein paar Tage später, hatte Marco das ganze, vielleicht noch nicht ganz verdaut, aber zumindest sprach er wieder normal und starrte auch nicht mehr durch die Gegend.  Er versuchte seine Situation zu akzeptieren und gab sein Bestes damit jetzt möglichst professionell umzugehen.  Doch ich sah ihm an, dass es ihn von Innen heraus auffraß.  Er versuchte sich einzureden, dass alles gut sei und er damit umgehen kann, allerdings war er davon selber nicht überzeugt.  Immerhin war sein Traum wie eine Seifenblase zerplatzt.   Ich gab mein Bestes um ihn einigermaßen abzulenken, damit er nicht all zu oft daran denken musste, aber es gelang mir nicht immer.  Abends war es besonders schlimm.  Wenn wir abends im Bett lagen, lag er oft noch ziemlich lange wach.  Manchmal erwischte ich ihn dabei wie er sich die Tränen aus den Augenwinkeln wischte.  Und wenn er dann mal einschlief, dann eher unruhig.   Es tat mir weh ihn so zu sehen, doch ich blieb stark, für Marco.  Es war wichtig, dass er jemanden hatte, der ihn stützte, damit er nicht in Selbstmitleid versinkt.  Und das war in dem Fall ich.  Aber ich tat es gerne, für Marco.  Mo war mit seiner Lisa in Miami und Leo ist schon nach Brasilien geflogen, da er da ja auch Verwandtschaft hat. 
Heute wollte sein bester Freund, Marcel, vorbeikommen, um nach ihm zu sehen.  Ich hatte ihn schon kurz kennengelernt, als er uns aus dem Krankenhaus abgeholt hatte. 

Er wollte heute mit Marco etwas machen und so konnte ich mal wieder was mit den Mädels machen.  Ich hatte mich mit Cathy und Lisa in einem Café verabredet. 

Nachdem Marco sich verabschiedet hatte,  machte auch ich mich fertig, damit ich rechtzeitig  da bin. 

„Heyy Mädels“ begrüßte ich die Beiden, die schon da waren, als ich kam. 

„Heyy Süße!  Wie geht’s Marco?“ fragten sie direkt.

„Beschissen.  Aber er zeigt es nicht.“

Sie nickten verständnisvoll: „Und dir?  Wie geht’s dir?“

„Nicht viel besser.  Es tut weh ihn so leiden zu sehen“ seufzte ich.

„Das glaub ich dir gern“ antwortete Cathy.

„Es ist einfach so unglaublich bitter.  Es waren keine 24 Stunden mehr bis zum Abflug nach Brasilien und dann passiert so eine scheiße.  Nach außen hin wirkt er so stark, aber das ist er nicht.  Das sehe ich alleine schon abends, wenn wir im Bett liegen“ erklärte ich ihnen meine Situation.
Sie seufzten: „Ach Süße.  Das wird wieder.  Er muss es einfach erstmal verarbeiten und dann geht das auch alles wieder bergauf!  Es ist schwierig.“

„Ich weiß“ sagte ich nickend. 

„Fliegst du trotzdem mit nach Brasilien?“ fragte Lisa.
„Scheiße! Das habe ich ganz vergessen“ verzweifelt schaute ich sie an: „Glaubt ihr ich kann den Flug noch stornieren?“

Die Beiden zuckten mit den Schultern: „Frag doch einfach mal.  Erklär ihnen die Situation und ich denke im Moment müsste es eh kein Problem sein einen Nachfolger für deinen Platz zu finden.“

„Wenn nicht bleibt der Sitz halt leer.  Ich flieg auf gar keinen Fall, wenn Marco hier ist!“
„Kann ich verstehen.“
„Wir können ja mal gucken, ob du noch stornieren kannst“ schlug Cathy vor und holte ihr Ipad aus der Tasche.  Sie tippte ein paar mal darauf rum und stellte dann fest: „Du kannst noch stornieren, allerdings bekommst du nur noch 25% von dem Preis zurück.“
„Scheiß aufs Geld.  Marco ist wichtiger!“ sagte ich und Lisa und Cathy nickten. 
„Soll ichs direkt stornieren?“ fragte sie noch, doch ich schüttelte den Kopf.

„Ich mach das Zuhause.  Ich kenn die ganzen Einloggdaten nicht“ erklärte ich mich.
Wir blieben noch knapp 2 Stunden zusammen sitzen, bevor sich jeder nach Hause verabschiedete.  Es tat gut mit den Mädels zu quatschen.  Ich war sehr gerne für Marco da, aber es war für mich ja auch nicht einfach.  Und genau deswegen tat es so gut!

Zuhause angekommen setzte ich mich direkt mit meinem Laptop aufs Sofa und versuchte meinen Flug zu stornieren.  Jetzt stellte ich mir nur eine Frage: Wo hab ich die ganzen Fluginfos hin?  Ich suchte und suchte, bis es mir schließlich einfiel.  Na super!  Sie waren oben in meiner Schreibtischschublade.  Toll, da hätte ich auch direkt draufkommen können, dann hätte ich jetzt nicht das halbe Wohnzimmer auf den Kopf stellen müssen.  Naja egal, jetzt hab ich sie ja.  Ich lief gerade an der Haustür vorbei, da kamen Marco und Marcel auch wieder.  Zuerst kam Marco reingehumpelt mit seinen Krücken und gab mir einen kurzen Kuss.
„Und wie wars?“ fragte ich nach.
„War ganz cool“ antwortete Marco und folgte mir langsam ins Wohnzimmer.

„Was habt ihr denn eigentlich gemacht?“

„Wir waren am Phönixsee und haben da ein bisschen entspannt und gequatscht“ erzählte mir Marco und ich nickte.
Warum zum Teufel sind diese blöden Online- Flugseiten eigentlich so kompliziert?!  Ich seufzte laut auf und weckte damit Marco´s Aufmerksamkeit.

„Was machst du denn da?“ fragte er und beugte sich zu meinem Bildschirm rüber. 
„Ich versuche meinen Flug zu stornieren, aber irgendwie komm ich mit dieser verdammten Seite nicht zurecht“ sagte ich und drehte den Laptop zu ihm: „Kennst du dich damit aus?“

Er zuckte mit den Schultern und zog den Laptop auf seinen Schoß: „Wir werden sehen.  Welchen Flug willst du denn eigentl...“ Er stockte: „Du fliegst nicht nach Brasilien?“

„Natürlich nicht!  Glaubst du ich mach mir da jetzt ne schöne Zeit, während du hier sitzt?“ fragte ich ungläubig.  Er dachte doch nicht wirklich, dass ich jetzt noch nach Brasilien fliegen würde.  Doch scheinbar tat er das schon. 
„Warum denn nicht?  Du freust dich doch schon so lange darauf mal nach Brasilien zu fliegen.  Wegen mir musst du nicht hierbleiben“ verscuhte er mich zu überreden. 
„Vergiss es!  Ich bleib hier!“ blieb ich standhaft.

„Aber...“

„Nix aber!“ schnitt ich ihm das Wort ab.

Raus aus der Hölle...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt