Teil 92

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Teil 92

„Na hast du heil wieder her gefunden?“ feixte er.

„Ein bisschen spanisch ist wohl doch noch hängen geblieben.  Und spanisch und portugiesisch ist ja ziemlich ähnlich“  freute ich mich und gab Marco seine Cola.

Plötzlich ertönte laute Musik im Stadion und die Mannschaften liefen ein.  Das ist so überragend, wie viele Leute so eine WM begeistert.  Leider gibt es dann auch noch die Menschen, die im Jahr vielleicht 2 Fußballspiele schauen und sich dann für den Fußballexperten schlechthin halten.  Und leider saß genau so einer neben

uns.  Die Hymnen wurden gespielt und dann ging auch schon das Spiel los. 

Als Götze im Strafraum gefoult wurde und es Elfmeter gab, sprang er auf und schrie: „Götze du Hurensohn!  Ganz klare Schwalbe!“  Entrüstet schauten Marco und ich ihn an.  „Was gibt ihnen das Recht so über ihn zu reden?“ fragte ihn Marco sauer. 

Der Mann schaute uns an, zum Glück war er Deutscher und so konnten wir ihn verstehen: „Was wollen sie denn jetzt?  Was geht sie das denn an, wie ich über den Götze rede. Wenn er da so eine miese Schwalbe macht!“

„Das war keine Schwalbe!  Und es geht mich sehr wohl was an, wenn sie meine Freunde beleidigen!“
Der Mann lachte hämisch: „ Ihr Freunde?  Kommen Sie, nur weil sie auf der VIP Tribüne sitzen, heißt das noch lange nicht, dass sie mit den Spielern befreundet sind.“

Marco sagte gar nichts mehr, denn Müller hatte sich gerade den Ball zu Recht gelegt und nahm jetzt Anlauf.  Er schoss und Tooor!
„Jaaaa!“  jubelte Marco und gab mir ein High Five.

„Scheiß Schwalbengötze!“  schrie der Mann in Richtung Feld und streckte seinen Mittelfinger Richtung Mario, was dieser logischerweise nicht sah. 

„Jetzt reicht es aber mal.  Falls sie das Spiel Brasilien gegen Kroatien gesehen haben:  Das war eine Schwalbe von Fred, aber das hier, war sicher keine Schwalbe.  Er hat ihn ganz klar festgehalten“  sagte Marco ruhig, doch ich merkte,  dass er innerlich am toben war.

Und wieder lachte der Mann spöttisch: „Sie haben echt überhaupt keine Ahnung von Fußball oder?  Das war ein ganz klares Foul an Fred!“

Da musste sogar ich loslachen und gab meinen Kommentar dazu: „Ist klar und ich bin der Kaiser von China.  Die ganze Welt hat gesehen, dass es eine Schwalbe war!  Haben sie Tomaten auf den Augen oder was?“

„Ach komm schon!  Du bist eine Frau.  Du gehörst in die Küche und ins Bett, wenn dein Mann ficken will und das wars.  Du hast vor dem Fernseher nix zu suchen, schon gar nicht wenn Fußball läuft.  Unnützes Ding!“

Mit offenem Mund schaute ich ihn an und war unfähig was zu sagen.  Auch Marco schien in eine kurze Schockstarre gefallen zu sein und atmete tief ein und aus. 

„Was glauben sie eigentlich wer sie sind?!“ schrie Marco ihn an: „Dass sie keine, aber auch wirklich keine Ahnung von Fußball haben, das ist die eine Sache, aber es gibt ihnen noch lange nicht das Recht so mit meiner Freundin zu reden.  Ich glaube sie ticken nicht mehr richtig!  Nur weil ein alter Sack, wie sie es sind,  keine Frau mehr findet,  müssen sie nicht andere mit ihren Vorurteilen beleidigen.   Frauen gehören nicht nur in die Küche und ins Bett!  Ich hab eine Freundin, weil ich sie liebe und MIT ihr ganz viel erleben will und garantiert nicht, damit sie nur in der Küche steht und ab und zu mal mit mir in Bett hüpft.  Sowas nennt man LIEBE! Ich weiß nicht ob sie so etwas kennen, aber sollten sie vielleicht auch mal ausprobieren.  Es ist nämlich das schönste Gefühl, dass man haben kann auf dieser Welt!“

Jetzt war der Mann still.  Er schaute Marco und mich einfach nur abwechselnd an und schnaubte dann verächtlich: „Pah.  Als ob ihre Freundin sie wirklich liebt.  Ich wette die will nur ihr Geld!“

Geht’s noch?“ rief ich entsetzt: „ Sie kennen uns nicht mal und haben direkt solche Vorurteile?  Ich bin mit Sicherheit nicht mit meinem Freund zusammen, weil er viel Geld hat!  Ich bin mit ihm zusammen, weil ich ihn liebe.  Weil er einer der tollsten Menschen ist, die ich in meinem Leben je getroffen habe.“

„Ha!“ unterbrach er mich und wandte sich an Marco: „Sehen sie!  Sie sind nur einer von vielen!  Nur EINER der tollsten Menschen und nicht der Tollste.“

„Ja, weil ich noch zwei Brüder habe, die ich über alles liebe!“  zickte ich ihn an.
„Was wollen sie eigentlich von uns?  Wir haben ihnen nichts getan und nur, weil sie ein veralteter und verschrumpelter Mann sind, heißt das noch lange nicht, dass es ihnen das Recht gibt, so zu versuchen unsere Beziehung zu zerstören!“ pampte Marco ihn an und sagte dann zu mir: „Komm wir gehen.“ 

Wir standen also auf und suchten uns neue Plätze und fanden sogar noch welche und als ich sah, wer neben mir saß, fing ich an zu lachen.
„Sophiee!“ freute sich Cathy, als sie merkte, dass ich neben ihr saß.  Ich begrüßte auch noch Lisa, Ann – Kathrin und Montana, die Freundin von André. 
„Was war denn eigentlich los und wo saßt ihr? Wir haben euch auf dem Bildschirm gesehen.  Die haben euch manchmal eingeblendet“ fragte Lisa.
„Wir saßen ein paar Reihen weiter unten und ein Stück weiter rechts, neben so einem alten Mann und wir hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit“ erklärt ich ihr kurz.
„Was heißt hier Meinungsverschiedenheit?“ mischte sich Marco ein: „Der Typ hat keine Ahnung von Fußball und macht einen auf Experten und beleidigt uns dann noch.  Das war keine Meinungsverschiedenheit, dass war einfach ein riesen Arschloch!“

„Er meinte Frauen wären nur zum kochen und zum ficken da“ ergänzte ich Marco.
„Was ein Arschloch“ kam es einstimmig von den Mädels und ich lachte.

Raus aus der Hölle...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt