Teil 81

8.3K 293 22
                                    

Teil 81

Am Ende war es dabei geblieben: Mein Flug war storniert!  Obwohl ich immer noch nicht verstand warum er wollte, dass ich mit nach Brasilien fliege.  Kann er vergessen! 

Es war mittlerweile halb eins nachts und da Marco und ich müde waren, beschlossen wir ins Bett zu gehen.  Ich freute mich schon, denn morgen würden Mo und Lisa aus Miami wiederkommen.  Ich freute mich schon so Bilder zu sehen. :D
Doch zuerst machte ich mir mal wieder Sorgen wegen dem Einschlafen.  Marco lag schon wieder wach, anstatt einfach seine Augen zu schließen.  Aber nein... Herr Reus starrte die Decke an. 

„Die Decke wird sich nicht verändern, egal wie lange du sie jetzt anstarrst“ nuschelte ich verschlafen und gähnte.  Er zuckte zusammen.  Er hatte wohl nicht damit gerechnet, dass ich noch wach war.
„Warum schläfst du noch nicht?“ fragte er, ohne auf meinen Satz weiter einzugehen.
„Du schläfst doch auch noch nicht“ gab ich als Gegenantwort.
„Ich kann einfach nicht schlafen.  Ist ne Ausnahme heute“ versuchte er sich rauszureden.

„Marco, hör auf zu lügen!  Ich weiß das du die letzten Tage auch wach gelegen hast. Glaubst du ich hab das nicht gespürt?“

Er seufzte: „Ja ok. Du hast Recht. Aber wenn es so still ist, dann hab ich einfach zu viel Zeit zum nachdenken. Es ist einfach verdammt frustrierend.“

„Ich weiß.  Aber glaub mir, mit der Zeit wird’s besser“  versuchte ich ihn aufzumuntern.

„Ich hoffe es“ murmelte er vor sich hin und ich sah, dass seine Augen schon wieder glasig wurden. 

„Heyy... nicht weinen!“ Vorsichtig strich ich ihm die Tränen aus den Augenwinkeln.

„Ich will das ja gar nicht, aber irgendwie... es kommt einfach automatisch, wenn ich daran denke“ erklärte er und atmete tief durch. 

Eine Weile lagen wir einfach still da und  ich streichelte ihm über seine Bauchmuskeln, bis Marco´s Atem ruhiger und geregelter wurde.  Er war eingeschlafen.

---

Am nächsten Morgen wurde ich von leichten Küssen geweckt.  Ich öffnete meine Augen langsam und schaute in Marco´s.

„Guten Morgen“ hauchte er.

„Morgen“ murmelte ich verschlafen und lächelte ihn an.

„Danke für gestern“ sagte er und drückte mir wieder einen Kuss auf.

„Kein Problem!  Für dich mach ich das gerne“ lächelte ich und kuschelte mich dann an ihn.

„Ich skype gleich mit Mario.  Willst du mitskypen?“ fragte er.

Ich nickte: „Du bist dir sicher, dass du das willst?“

Jetzt nickte er: „Wenn ich schon nicht dabei sein kann, will ich wissen wenigstens wissen, was da so abgeht.“

In seinem Gesicht konnte man jedoch sehen, dass es ihm echt schwer fiel.  Er hatte es immer noch nicht ganz verarbeitet und ich glaube auch nicht, dass es besser wird, wenn er jetzt ihnen skypt.  Aber abbringen konnte ich ihn davon eh nicht und eigentlich wollte ich das auch nicht. 

„Kannst du mir bitte meinen Laptop vom Schreibtisch geben Schatz?“ bat er mich, woraufhin ich aufstand und ihn ihm gab. 

Man konnte ihm ansehen, dass er sich unwohl dabei fühlte, wenn andere Leute für ihn so einfache Sachen machten, aber es ging halt nicht anders.   Er tippte kurz was auf seinem Handy und öffnete dann Skype auf dem Computer. 
„Lässt du mich mal kurz aufstehen bitte? Ich will mir schnell ein Wasser holen“ fragte er, doch ich schüttelte den Kopf.

„Ich mach das schnell.“
„Nein!“ unterbrach er mich: „Ich will nicht, dass du alles für mich machst.  Ich schaff das schon, mir ein Wasser zu holen.“
„Das weiß ich doch, aber du wolltest doch mit Mario skypen und dann dauert das nicht solange.  Du musst einfach akzeptieren, dass manches im Moment einfach nicht so geht, wie du es gewohnt bist“ erklärte ich ihm einfühlsam. 
„Es ist schwer sowas zu akzeptieren.  Manchmal will ich einfach mehr von meinem Körper, als er mir geben kann“ seufzte er und augenblicklich veränderte sich sein Gesichtsausdruck zu einem traurig – enttäuschtem. 

„Ich bin gleich wieder da“ sagte ich schnell und verließ das Zimmer schon fast fluchtartig.  Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass es schrecklich ist Marco so zu sehen?  Ja?  Egal ich sags trotzdem nochmal: Es ist grausam geliebten Menschen dabei zuzusehen wie sie leiden!  Und es ist verdammt schwer damit umzugehen.

Ich atmete tief durch, schnappte mir dann eine Wasserflasche und lief zurück nach oben ins Schlafzimmer. 
„Es ist verdammt schwierig das alles zu verstehen und zu akzeptieren.  Irgendwie will es einfach nicht in meinen Kopf rein, dass ich jetzt wieder 4 Jahre warten muss, bis zu meiner ersten WM.  Und was passiert wenn ich mich dann wieder verletze? Dann spiele ich meine erste WM mit 33!“  hörte ich Marco´s Stimme aus dem Schlafzimmer. Ich vermute mal er skypt schon mit Mario.
„Marco du denkst zu viel nach!“ hörte man jetzt Mario´s Stimme, ein bisschen gedämpfter: „In 4 Jahren kannst du bestimmt spielen und in 2 Jahren ist doch auch die EM!“

„Ich weiß.  Sophie gibt echt ihr Bestes um mich abzulenken, aber egal was wir machen, ich kann mich nie wirklich konzentrieren, verstehst du?  Ich hab ein Andenken an meinem Fuß hängen und das auch noch die nächsten paar Wochen!“ erklärte er.  Ich öffnete die Schlafzimmertür und gab Marco sein Wasser.  Demonstrativ hielt er es in die Kamera: „Siehste!  Nicht mal mein Wasser kann ich mir holen.  Einfach weil es mich 10 Minuten kostet, was Sophie zum Beispiel zwei Minuten kostet.  Ich komm einfach nicht drauf klar, dass ich so eingeschränkt bin.“

Ich war mir jetzt unsicher, ob ich mich dazu setzen soll oder ob die Beiden lieber mal unter sich reden wollten.  Marco nahm mir jedoch die Entscheidung ab, indem er auf den freien Platz neben sich klopfte.  Ich setzte mich da hin und begrüßte Mario.
Er winkte kurz zurück und sprach dann wieder an Marco gewandt: „Ich kann dich verstehen Marco.  Vor ziemlich genau einem Jahr hatte ich auch so eine Situation.  Ich hab gekämpft um das Champions League Finale, aber ich hab den Kampf verloren.  Bei dir war das natürlich ein bisschen anders, aber ich glaube du verstehst, was ich dir damit sagen will.“

Marco nickte.  Hinter Mario ging die Tür auf und André und Kevin kam rein.
„Marioooo!  Wo bleibst du denn?  Wir wollten doch...“ begann Kevin, stockte aber selber als er Marco auf dem Bildschirm sah.
„Marcooooo!“ rief er jetzt und schmiss sich neben Mario aufs Bett.  Auch André hockte sich zu den Beiden und winkte uns durch die Kamera. Marco und ich winkten zurück.

Raus aus der Hölle...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt