„Wer ist da?", fragte ich selbstsicher, obwohl ich ehrlich gesagt große Angst hatte. Ich schaute mich um und glaubte überall eine Bewegung erhascht zu haben, aber die bildete ich mir alle nur ein. „Raus da, das ist nicht witzig!", sagte ich dann. Es wurde still. Die Vögel hörten auf zu zwitschern und auch von Tieren kam kein Mucks mehr. Es war nur noch das Rauschen des Wassers, was ich hörte.
„Ich warne dich, ich bin bewaffnet!", sagte ich jetzt etwas lauter und war kurz davor panisch zu werden und loszurennen.
Dann trat jemand zum Vorschein. Durch die dicht anliegenden Bäume erkannte ich nicht viel, nur jemanden mit einer schwarzen Lederjacke, schwarze Hose und schwarzen Stiefeln. Die Hände waren hoch.
Es war Dylan. Und mir wurde schlecht.
Alleine mit ihm, Kilometerweit von der Zivilisation. Keiner würde hören, wenn ich um Hilfe schreie. Da ermahnte ich mich selbst nicht zu übertreiben. Wieso würde er mir wehtun wollen? Warum hatte ich wegen der Tattoos solche Vorurteile?
„Du bist bewaffnet?", fragte er und lächelte ein wenig.
„Warum folgst du mir?", entgegnete ich.
„Eigentlich,", sagte er amüsiert und kam immer näher zu mir, „Bin ich ein Gentleman und folge dem Spruch „Ladies first." Jetzt muss ich aber verzichten, ich habe als erstes eine Frage gestellt. Bist du bewaffnet?"
Unwillkürlich, als er unmittelbar vor mir stand, ging ich ein Schritt zurück. „Natürlich nicht.", sagte ich dann. „Ich bin nicht bewaffnet. Wieso folgst du mir?"
„Ich wollte wissen wo du hingehst.", sagte er.
„Das geht dich nichts an."
„Es interessiert mich aber."
„So jetzt weißt du es, ich bin im Wald. Kannst du jetzt wieder gehen?" Er schüttelte den Kopf. „Ich liebe den Wald.", sagte er dann und schaute sich um. „Hier ist es so ruhig. Und hier trifft man auf keine Menschen."
„Habe ich auch gedacht, bis du kamst.", erwiderte ich sofort.
Dylan ging auf die Bemerkung nicht ein, er schaute mich nur an, was mir ehrlich gesagt unangenehm war. Ich wollte gerade sagen, dass ich jetzt gehe, doch er ergriff als erstes das Wort. „Ich habe mich bei dir noch nicht vorgestellt.", sagte er dann. „Mein Name ist Dylan."
„Schön.", sagte ich und versuchte so desinteressiert wie möglich zu wirken. Denn dieser Typ verunsicherte mich und ich versuchte meine Unsicherheit mit Selbstbewusstsein zu kompensieren.
„Ich würde dich fragen, wie du heißt, doch dein Name war der erste den ich mir von diesem Volk gemerkt habe." Ich schaute ihn etwas verwirrt an. Warum redete er wie so ein Freak und nicht wie alle anderen Jugendliche?
„Dakota.", fuhr er dann fort. „Dakota Cooper. Die Tochter von Sarah und George Cooper. Du bist das beliebteste Mädchen der High-School und warst bis gerade noch mit Ashton, dem Profi Footballer zusammen. Deine beste Freundin ist Jasmin, ihr kennt euch schon seit der Kindheit. Deine Vorlieben sind Tennis, Shoppen und Burger essen. Was du nicht magst ist Tratsch, Mobbing und falsche Menschen. Die Kosten deiner Kleidung sind fast vierstellig. Und zum Friseur gehst du einmal im Monat. Ashton hast du eigentlich nie geliebt. Deine geliebte Tante ist gestorben als du sieben warst. Deine Oma, väterlicherseits, hat dich in der Familie als einzige verstanden und die ist vor drei Jahren verstorben. Jeden Sonntagabend bist du am Friedhof und erzählst ihr von deiner Woche. Sowie du es gemacht hast, als sie noch am Leben warst. Du fühlst dich einsam. Zwar hast du viele Freunde in der Schule und viele Follower, aber tief in deinem Inneren bist du ganz alleine. Und du traust keinem Menschen. Nicht einmal Jasmin, oder deinen Eltern. Und mich... findest du seit unserer ersten Begegnung unheimlich."
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Mein Nachbar- der Psycho
Mystery / Thriller*Wird komplett überarbeitet* Mit Dylan Stones Umzug nach Moncks Corner zieht eine dunkle und böse Wolke in die kleine Stadt. Unscheinbar, mysteriös und zurückhaltend scheint der neue, gut aussehende Nachbar mit den unzähligen Tattoos und den kalten...