Kapitel 48

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Dylan hatte ein leeres Zimmer und hatte dort für mich das Bett bezogen. Er fand, dass es keine gute Idee war, dass wir in einem Bett schlafen würden, wegen der letzten Aktion. Und ehrlich gesagt war ich seiner Meinung. Bis gerade haben wir Doku nach Doku geschaut, doch irgendwann musste ich einfach schlafen gehen. Ich zog meine Jeans aus und schlief mit dem übergroßen Pulli. Er gab mir auch eine Zahnbürste. Ich war also gut versorgt.

„Brauchst du noch etwas?", fragte er mich, nach dem er die Matratze bezogen hat.

„Nein, danke." Ich umarmte ihn dann. „Dylan, du bist toll, weißt du das?", fragte ich.
Er schenkte mir ein kurzes Lächeln, doch er wand den Blick sehr schnell ab.

„Du musst schlafen." Wir küssten uns dann sehr flüchtig. Dylan hatte es anscheinend eilig. „Wenn was ist, dann weck' mich, in Ordnung?"

Ich nickte. Behutsam schloss er die Tür hinter mir, während ich mich schon auf die Matratze legte. Es war stockdunkel. Und ich sah von diesem Raum, dass bei meinen Eltern im Schlafzimmer noch das Licht brannte.
Machten sie sich Sorgen? Oder war ich ihnen egal?
Sie machten keine Anstalten mich zu holen. Mom hatte mich ja schließlich rausgeschmissen. Sie hatte zu entscheiden wann ich wiederkommen soll.

Es verletzte mich zutiefst, muss ich gestehen. So tief, dass ich anfing zu weinen. Meine Augen brannten als schon wieder Tränen kullerten. Doch dann stockte ich. Von unten hörte ich Schritte. Ich setzte mich auf und starrte zur Türe, denn ich erwartete, dass jeden Moment jemand reinkam.

Ich musste mich beruhigen. Wer außer Dylan war denn schon hier? Trotzdem raste mein Herz.

Okay, ich gebe es zu. Hier finde ich es sehr unheimlich. Ich könnte hier nicht schlafen. Zumal diese unheimlichen Gestalten auf den Bildern mich irgendwie anstarrten.
Ich seufzte und entschied, dass ich zu Dylan gehen musste.

Als ich die Tür öffnete knackte der Boden gewaltig. Ich schaltete schnell das Licht an und trotzdem hatte ich Angst. Wo kam ich noch mal zu Dylans Zimmer?
Hier war das reinste Labyrinth. Ich ging die Treppe runter und registrierte dabei unzählige Türen. Dylan hatte mir ja mal gesagt, dass es hier viele versteckte Räume gab. Mein Interesse und meine Neugierde waren groß, doch ich konnte hier jetzt ganz bestimmt nicht rumschnüffeln.

Ich fand Dylans Zimmer und klopfte an. Doch als er nicht antwortete- nach dem vierten Klopfen- öffnete ich vorsichtig die Türe. Er war nicht hier, stellte ich fest.

Wieso wurde ich panisch? Er war nicht in seinem Zimmer, ja und? Wer schläft denn schon immer in seinem Zimmer?

Schnell ging ich zum Wohnzimmer, doch da war er auch nicht.
Irgendwie traute ich mich nicht laut seinen Namen zu rufen. Ich hatte das Gefühl, dass ich nicht alleine bin. Als würden Geister hier herumschwirren.

Dann betrat ich die Küche.

Und dort fand ich ihn.

„Dylan?", fragte ich.

Sein Anblick war... unheimlich. Er kauerte auf dem Boden, genau neben der Heizung und war mit Handschellen daran befestigt. Was für ein Anblick, aus dem ich nicht schlau wurde.
Als ich doch seinen Namen sagte, bewegte er nur die Augen zu mir hoch. Er hatte tiefe Augenringe und einen unheimlichen Blick drauf.

„Warum bist du da angekettet?", fragte ich und wollte gerade auf ihm zugeben, doch er hielt seine Hand als Stop- Zeichen hin.

„Komm nicht näher.", sagte er erschöpft.

„Dylan sei nicht albern." sobald ich einen Schritt näher kam, war er sofort auf seinen Beinen und wollte auf mich losspringen. Er wollte zu mir, hatte einen wirklich furchteinflößend Blick im Gesicht und wollte mich zu sich ziehen.

Aus Reflex ging ich einen Schritt zurück. Er hatte wieder seine Minuten, in denen er austickte und töten würde. Ich hatte schreckliche Angst und war wirklich froh, dass er sich selbst angekettet hat. So konnte er mir nichts tun.

Einerseits wollte ich aus seinem Blickfeld verschwinden, andererseits wollte ich für ihn da sein. Doch ich glaubte, dass Zweiteres gar nicht möglich war. Meine Anwesenheit hatte ihn doch so aggressiv werden lassen.
Ich entschied zu gehen. Beziehungsweise nur den Raum zu verlassen. Ich setzte mich genau vor der Türe und konnte lauschen, dass er sich wieder setzte, sich beruhigte und dann auch weinte.

*Dylans Sicht*

Die Deutschen sind zuerst nach Polen gegangen. Sie haben Polen erobert und eine gesamte Maße an Menschen getötet. Dylan fragte sich wie befriedigend das wohl sein mochte. Seine Gedanken kreisten schon wieder um Dakota und wie er sie fast getötet hätte. Er konnte selbst nicht glauben, dass er es nicht getan hat. Es wunderte ihn.
Und er versuchte an etwas anderes zu denken, doch er sah sie immer wieder. Wie sie nackt auf seinem Bett lag. Er hatte so ein Bedürfnis sie zu töten. Er würde sie gleich danach in eine neue Kühltruhe stecken.

Und schon wieder dachte er an sie. Er fokussierte wieder auf dem Film. Hitler hat eine ganze Armee auf die Beine gestellt, die mit Selbstbewusstsein die ganze Weltherrschaft an sich reißen wollten.

Dann klopfte es an der Türe. Dylan überlegte erst einmal ob er öffnen sollte. Doch er stand auf und öffnete die Türe.
Vor ihm stand Dakota. Sie hatte blaue Lippen und zitterte vor Kälte. Ihre Nase war gerötet. Sie musste lange draußen gewesen sein. Und sie sah so schön aus.
Zum Töten schön.

Doch er musste sich zusammenreißen. Sie fragte ob sie hierbleiben dürfte. Er fand es keine gute Idee. Die ganze Zeit spukten Gedanken von Foltermethoden in seinem Kopf herum.

Als er in die Küche ging um ihr einen Tee zu zubereiten, ohrfeigte er sich selbst, da er nur noch Blut, Messer und Leichen sah. Er musste einen klaren Kopf bewahren. Sonst stirbt sie.
Und das würde er bereuen. Egal wie groß das Verlangen war sie zu töten, er würde es bereuen.

Es war sehr schwer, als er sie in seinen Armen hatte. Er wollte ihr nur das Gefühl vermitteln, dass alles in Ordnung sei, nach dem Nachmittag von heute, als er sie fast getötet hat.

Sie schauten mehrere Dokus. Und irgendwann war Dakota kurz vorm einschlafen. Er schlug vor, dass sie schlafen ging.
Die ganze Zeit schon machte er sich Gedanken darüber, ob es nicht klüger wäre, ihr ein eigenes Zimmer zu geben. Sonst wäre sie ziemlich tot.

Zum Abschied umarmte sie Dylan noch einmal. Seine Knie wurden weich, sein bestes Stück erregt und sein Verlangen sie zu töten sehr hoch.

Nur mit Mühe verließ er das Zimmer und sofort eilte er in die Küche. Dort kramte er aus einem Schrank Handschellen und räumte den Schlüssel weg. Ganz schnell hatte er sich angekettet und daraufhin war er sofort erleichtert.

Er konnte ihr jetzt nichts tun. Das war ausgeschlossen.

Doch je länger er hier saß, desto größer war das Verlangen sie zu töten. Er stand auf und versuchte seinen Arm von den Handschellen zu ziehen. Es schmerzte und blutete, doch er musste sie jetzt töten. Er musste es tun. Es war ein schrecklicher Kampf.

Er wollte ein Messer nehmen und auf sie einstechen. Jetzt und sofort.

Doch er kam nicht weiter als einen Meter.

Bis er die Schritte hörte. Sie kam runter.

Er schloss die Augen und versuchte an alles andere zu denken. Doch er sah nur das Messer an ihrem schönen Hals. Sie kam rein.
Und als sie die Küche betrat, hatte Dylan wieder einen Kurzschluss Moment. Er stand auf, versuchte sie zu erreichen, versuchte sie zu töten. Doch sobald er aufstand und zu ihr Rennen wollte, fiel er auf den Boden, weil er angekettet war.

Er sah die Angst in ihrem Gesicht. Und das machte das Verlangen nur noch größer.

Sobald sie den Raum verließ, hatte er sich wieder beruhigt.

Er schaute an seine Hand herab.

Was habe ich gerade getan?, fragte er sich.

Er hasste sich. Er hasste sich und sein Leben. Er hasste es, dass er nicht normal war. Dass er tötete. Fast hätte er Dakota getötet.

Und dann weinte er.

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Hallo schöne Menschen!
Wie fandet ihr das Kapitel? :)
Und vor allen Dingen wie Dylan drauf ist 😏
Bis zum nächsten Mal ❤️

Mein Nachbar- der PsychoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt