„Bitte was?", fragte ich sofort.
Was sollte Sie leben noch? bitte heißen?„Kommen Sie in mein Büro.", sagte er dann. Es war ruhig im Gang. Die Dame an dem Infostand starrte uns nur verdutzt an. Ich folgte Samuel. Er hielt mir die Tür offen, deutete mir auf den Platz vor seinem Schreibtisch und setzte sich dann auf seinem Stuhl. Er hatte ein großes Büro mit einer sehr modernen und luxuriösen Ausstattung. Ich fand es krass, wie unterschiedlich die beiden Brüder waren. Während der eine Menschen verachtete, und lieber für sich alleine war, war der andere ein erfolgreicher Geschäftsmann.
„Dakota.", sagte er dann. „Sie sind also Dakota Cooper."
„Dylan hat also von mir erzählt.", schlussfolgerte ich.
„Seit Monaten. Bevor er nach Moncks Corner gezogen ist. Ich gebe Ihnen einen Rat. Halten Sie sich von ihm fern. Er ist verrückt. Er ist nicht normal. Er verdient Ihre Aufmerksamkeit nicht. Wenn Sie ihn in sein Herz einschließen, sind Sie schon so gut wie tot."
Er war zu mir gebeugt und sah vollkommen ernst aus. Ich war wirklich überrascht von dem was er sagte.
„Wie können Sie so von ihrem Bruder sprechen?", fragte ich dann.
Er starrte mich an, schaute dann weg und seufzte.
„Frauen.", sagte er verwerflich. „Sie fallen so schnell in die Liebe."
„Das hat nichts damit zu tun.", entgegnete ich.
„Ich verstehe nicht, wie Dylan es schafft die Frauen für sich zu gewinnen, mit seiner unheimlichen Art. Mit seiner kranken Art. Miss Cooper bitte tun Sie mir den Gefallen und vergessen Sie Dylan."
„Als wenn das so einfach wäre."
„Dann heißt es früher oder später, dass sie sterben."
Wir schwiegen nun beide. Das was er sagte, war irgendwie noch in der Luft.
„Hassen Sie ihn?", fragte ich dann.
„Ob ich ihn hasse?" Samuel lachte laut auf. „Nein, er ist mein Bruder. Wenn ich ihn hassen würde, würde ich ihn bei der Polizei melden. Ich warne Sie nur vor der Wahrheit. Wissen Sie was Dylan über Sie erzählt hat?"
„Ich denke alles, was man über mich wissen kann."
„Genau. Sie sind eine junge Frau. Tochter eines Unternehmers und das It Girl der Stadt. Sie haben eine blühende Zukunft vor sich, doch verschwenden Ihre Zeit mit einem Mörder, der sie früher oder später erledigen wird."
„Warum sind Sie sich so sicher, dass er mich tötet?"
„Das ist seine Natur. Er atmet, er isst, er trinkt, er schläft und er tötet." Samuel zuckte mit den Schultern. „Es tut mir für jeden einzelnen leid, der das erleben muss, aber so ist es leider."
„Samuel... ich meine Mr. Stone... das muss doch einen Grund haben. Eine Ursache, die man behandeln kann. Irgendwas muss man doch tun können." ich merkte selbst, dass ich schon fast flehte.
Samuel lehnte sich nun zurück, führte sich mit der Hand durchs Haar und schaute aus dem riesigen Fenster.
„Das kann man nicht ungeschehen machen, was er erlebt hat.", murmelte er.
Dann drehte er sich wieder zu mir.„Miss Cooper, es tut mir leid, aber ich habe jetzt ein Meeting. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen-„"
Er stand auf um mir zu signalisieren, dass ich gehen sollte.
„Es tut mir ebenfalls leid. Aber ich werde nicht eher gehen, bis Sie mir sagen, was Dylan erlebt hat. Ich muss es wissen."
Samuel lächelte mich nun an. „Das hat Dylan über Sie gesagt. Sie sind hartnäckig und super selbstbewusst. Genau wie jetzt." dann deutete er auf sein Handy. „Ich kann die Sicherheitskräfte anrufen. Sie werden dafür sorgen, dass Sie das Gebäude verlassen."
„Bitte.", flehte ich. „Ich muss es wissen. Ich möchte Dylan helfen."
„Dylan ist nicht mehr zu helfen!", schrie er jetzt. Sein plötzlicher Wutausbruch ließ mich etwas aufschrecken. „Glauben Sie nicht, ich habe das Unmöglichste versucht?!"
Ich schwieg. Dann fuhr er fort. „Ich sage es ein letztes Mal. Wollen Sie Selbstmord begehen, dann verbringen Sie Zeit mit dem Psychopathen. Wenn Sie am Leben bleiben wollen vergessen Sie ihn. Sobald Dylan die Chance sieht Sie zu töten, wird er diese ohne zu zögern nutzen."
„Da muss ich Sie leider enttäuschen. Er hatte gestern die Chance mich zu töten und er hat es nicht gemacht. Er hat es nicht gemacht, weil er mich liebt." jetzt war ich diejenige die an der Reihe war die Ruhe zu verlieren. „Und ihn werde ich nicht aufgeben!" Ich war do wütend, dass ich aufstand, um über ihm zu stehen. „Es ist mir sowas von egal was und wie lange Sie etwas für ihn getan haben. Ich möchte es selbst probieren. Ich möchte es selbst an die Hand nehmen und ich werde es auch schaffen!" Ich musste erstmal ausatmen, weil ich wegen meinem Wutausbruch vergessen habe zu atmen.
Samuel schaute mich für einen Moment lang nur an. Dann schaute er auf die Uhr.
„Miss Cooper, Sie haben mich überzeugt. Jetzt reicht aber nicht die Zeit aus um Ihnen alles zu erzählen. Ich würde Sie heute Abend auf ein Dinner einladen. Ich werde Ihnen alles erzählen."
Jetzt war ich erleichtert, super glücklich und ehrlich gesagt auch etwas überrascht.
„Einverstanden.", erwiderte ich. Er gab mir seine Karte. „Rufen Sie mich gegen vier Uhr an. Ich werde Sie abholen. Solange können Sie sich in Atlanta umschauen."
„Alles klar.", sagte ich und verließ sein Büro. Die Dame an dem Infostand warf mir einen bösen Blick zu. Jetzt dachte sie wohl ich wäre seine neue Eroberung.
Ich ging an ihr vorbei, die Treppen runter und verließ das Stone Unternehmen. Dann fuhr ich in die Stadt. Auch wenn ich nicht in Shopping Laune war, ging ich in sämtliche Läden um die Zeit zu vertrödeln.
Die Zeit verging kaum. Auch wenn ich mittlerweile in dem gefühlt tausendsten Geschäft war.Meine Füße taten von den hohen Schuhen schon weh. Irgendwann ging ich in ein Café und wartete dort stundenlang, bis es endlich vier Uhr waren.
Ich wartete noch zwei Minuten und rief dann an. Gleich nach dem ersten Tuten wurde meinem Anruf entgegen genommen.
„Wo sind sie?", fragte Samuel gleich.
„Ich bin in einem Café. Das heißt... CoffeAndGo."
„Ich werde eine Limousine zu Ihnen schicken lassen. Sie fährt Sie gleich zu dem Restaurant, in dem wir essen."
Die Limousine kam kurz darauf an. Und ich war überrascht in welches Restaurant ich gefahren wurde. Auch wenn es eigentlich Sinn ergab, dass der reiche Unternehmer mich auf das luxuriöseste Restaurant der Stadt einlud.
Ich wurde von einem Herren im Anzug und Krawatte empfangen, der mich fragte zu wem ich gehöre.
„Samuel Stone."
Er nickte und bat mich ihm zu folgen. Ganz am Ende des Raumes, abseits von vielen Leuten, sah ich ihn bereits sitzen.
Er hatte einen anderen Anzug an, diesmal war es ein weißer. Auf dem Tisch waren zwei Wein Gläser und Rosen. Irgendwie war die Atmosphäre ziemlich romantisch. Das lag an den Kerzen und an dem abgedunkelten Platz.
Während ich auf ihn zuging, heftete sein Blick die ganze Zeit auf mir, als wolle er mich einschüchtern. Aber wenn mir Dad eins beigebracht hat, dann war es, den Blick immer standzuhalten, egal ob du dich fürchtest oder nicht.Sobald ich saß fragte der Kellner, ob er schon Bestellungen entgegen nehmen konnte.
„Natürlich.", erwiderte Samuel ohne mich aus den Augen zu lassen. „Holen Sie das Teuerste, was Sie besitzen."
„In Ordnung."
Als er weg war, schaute Samuel mich immer noch so prüfend an.
Und dann fragte ich mich das erste mal, ob es nicht eine schlechte Idee war.
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Mein Nachbar- der Psycho
Mystery / Thriller*Wird komplett überarbeitet* Mit Dylan Stones Umzug nach Moncks Corner zieht eine dunkle und böse Wolke in die kleine Stadt. Unscheinbar, mysteriös und zurückhaltend scheint der neue, gut aussehende Nachbar mit den unzähligen Tattoos und den kalten...