Kapitel 77 | Dylan

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Dakota war auf Toilette. Und Dylan machte sich schon Sorgen, noch bevor sie das Wohnzimmer verlassen hat.
Hier im Haus war man nicht sicher.

Wie oft wurde Dylan beim Toilettengang gefilmt, gefoltert und schikaniert.
Also entschied er vor der Toilette auf Dakota zu warten.

Er wollte gerade los, da hielt ihn aber jemand am Arm fest.
„Hey, Dylan könntest du mir gerade helfen?" Es war sein Cousin.

„Das muss kurz warten.", erwiderte Dylan.

„Nein, es ist wirklich dringend. Ich bin in dein Auto gefahren und es brennt. Ich hab Angst, dass es gleich in die Luft geht."

Das wäre natürlich nicht gut, dachte Dylan sich und wollte kurz nach dem Auto schauen und dann die Feuerwehr anrufen. Und er regte sich darüber auf, wieso er in sein Auto gefahren ist. Hätte er nicht aufpassen können?
Es ist ja nicht so, dass sein Bentley ein Vermögen gekostet hat.

Er ging raus, doch es brannte nichts.

Sofort wusste Dylan, dass irgendwas faul war. Er drehte sich um und bekam dann von seinem Cousins eins aufs Gesicht. Alle sieben Cousins und sogar die drei Onkel gingen auf Dylan los. Bevor er die Waffe zückte, wurde er regelrecht verprügelt.

Und Dylan dachte nur an Dakota. Wenn ihm das hier passiert, was passierte dann wohl ihr?
Dylan versuchte sich mit voller Wucht zu wehren, er tat es für Dakota.

Doch je mehr er sich wehrte, desto schlimmer und brutaler packten sie ihn.

Bis sie Dylan zu Boden drückten und ihn erstickten. Er erkannte sie nicht wieder, als wären sie Fremde und nicht seine Familie.

Sie legten Handschellen an seinen Händen und Füßen. Dann trugen sie ihn hoch. Er wehrte sich so sehr er konnte und sie hatten auch Schwierigkeiten ihn zu stemmen.

Doch sie schafften es ihn in den Laster zu stecken. Dort wurde er von jedem von ihnen, mit einer Waffe auf ihn gerichtet, bewacht. Sie beklebten ihm den Mund zu. Einzeln zog sich jeder eine weiße Uniform an.

Und dann wurde Dylan eins klar.

Sein Vater steckte hinter PoP, kein anderer. Dakota war bei seinem Vater, er wurde von PoP entführt und diesmal ganz sicher getötet. Dylan fragte sich, wieso sein Vater PoP einmal mit Dakota angegriffen hat, wenn es seine Leute und seine Organisation ist.

Dylan wusste vieles, doch das hat er nicht herausfinden können. Und er hasste sich selbst dafür.

Er wusste nicht, was er jetzt tun sollte.

Von seinem Cousin wurde Dylan mit der Waffe sehr unerwartet ins Gesicht geschlagen. Es tat sehr weh und jeder andere wäre sofort ohnmächtig geworden, doch Dylan kannte Prügel und Schmerz von seinem Vater und war abgehärtet.

Sein Onkel befahl, dass sein Sohn noch mal zu schlägt. Diesmal aber auf den Hinterkopf, da würde Dylan ganz sicher ohnmächtig werden, wenn nicht sogar sterben.

Dylan sah nur noch wie sein Cousin mit der M16 auf ihn zu ging, sie umdrehte und voller Wucht auf seinen Kopf rammte.

*

Nach einer langen Fahrt hielt der Laster wieder an. Dylan öffnete seine Augen und war erst mal verwirrt über die Situation. Sein Kopf schmerzte und er spürte eine klebrige Flüssigkeit an seiner Schläfe.
Dann erinnerte er sich wieder an alles. Die Männer packten ihn auf trugen ihn raus.

Sie waren an einem Waldrand, im Nirgendwo.

Schnell verstand Dylan was hier vor sich ging. Sie suchten sich eine verlassene Gegend, wo sie ihn töten konnten und die Leiche nie gefunden wird.

„Dein Vater möchte, dass du getötet wirst.", erklärte sein Onkel. „Langsam und qualvoll."

Dylan wollte sprechen. Er wollte ihm sein Vermögen versprechen und alles was Dylan besaß. Doch er hatte den Mund zu geklebt und konnte nicht mal laufen.

Der Onkel legte den Finger in den Lauf, zielte auf Dylans Brust und drückte ab.

Der Schuss einer M16 war schneller, als man reagieren konnte. So landete die Kugel in Dylans Brust so schnell und er bekam es nicht einmal mit.

Die Kugel war tief in seiner Brust, zerquetschte die inneren Organe und ließ das Blut in Massen fließen. Für ein Paar Momente war Dylan noch bei Bewusstsein.

Er kannte Schmerz, doch dieser unterschied sich von allen, die er bisher hatte.

Es lag wohl daran, dass dieser Schuss tödlich war.

Dylan fiel nach hinten auf den Boden.
Das war's. Er schaute in den klaren, wolkenlosen Himmel, während er keine Luft bekam, sein Körper vollkommen zerstört wurde und wie er langsam sein Bewusstsein verlor.

Sein Vater hat ihn getötet.

13 Jahre zuvor

„Dylan?", fragte Mr. Stone als er in den Keller ging. Dylan lag dort auf dem Boden und starrte die Leiche vor sich an. Er war acht und hat das erste Mal einen toten Menschen gesehen.

Mr. Stone setzte sich zu Dylan auf den Boden und starrte ebenfalls die Leiche an.

„Morgen in der Schule, darfst du keinem davon erzählen.", erklärte er dann. „Wenn das jemand weiß, wird mit ihm das gleiche passieren. Ich lade ihn hier ein, töte ihn und stecke ihn in den Keller."

„Dad, warum tust du das?"

„Warum ich töte?" Mr. Stone lächelte. „Weil töten etwas wunderbares ist. Es gibt einem das Gefühl von Stärke, wenn man sich eigentlich ganz schwach fühlt."

„Dad, und was ist mit den Eltern von den Toten?"

Er zuckte mit den Schultern. „Sie werden ganz traurig sein. Aber manchmal haben sie es sich auch verdient. Die Eltern von dem Jungen hier, haben mir nicht rechtzeitig das Geld zurückgegeben, was ich ihnen geliehen habe. Dann habe ich das Kind getötet."

„... aber warum das Kind?", fragte Dylan.

„Weil die Eltern sehr traurig sind, wenn ihre Kinder getötet werden."

Dylan schaute seinen Vater an.

„Wirst du traurig sein, wenn ich getötet werde?"

„Ja, natürlich.", sagte der Vater und strich Dylan über den Rücken. „Kein anderer darf dich töten. Und wenn du immer das machst, was ich dir sage, mir gehorchst und so wirst wie ich, werde ich dich schützen. Wenn du nicht tust, was ich will, mir etwas wegnimmst oder ich etwas haben möchte, was du besitzt, werde ich dich töten."

Dylan hatte diese Konversation immer verdrängt, da er nicht glaubte, dass sein Vater ihn eines Tages umbringen würde.

Und während Dylan mit den letzten Sekunden auf dieser Welt kämpfte, dachte er nur an Dakota.

Mein Nachbar- der PsychoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt