Kapitel 31

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„Reichst du mir bitte den Zucker?", fragte Mom mich. Gedankenverloren und auf den Fernseher starrend, gab ich ihr den Zucker.

„Wir flehen Sie an. Bitte melden Sie sich falls Sie unsere Tochter gesehen haben." Vanessas Eltern hatten Tränen in den Augen, Taschentücher in den Händen und wurden von der Presse interviewt. Es ist nun ein Monat her seit ihrem Verschwinden. Und die Polizei beginnt sich Sorgen zu machen. Es wurden bereits am Anfang Suchtrupps in den Wald geschickt, jedoch wurde sie dort nicht gefunden. Nun schicken sie den gleichen Suchtrupp mit tierischer Verstärkung (Polizeihunde) ein weiteres Mal in den Wald. Mir wurde ein wenig Mau, wegen der ‚John- Angelegenheit'. Eigentlich wegen der Gesamtsituation. Vanessa war jetzt sehr lange verschwunden. Und Dylan wusste wo sie war. Nervös biss ich ein mein Brot. Ich hatte zu viel Butter aufgesetzt, später würde ich davon noch Bauchschmerzen haben.

„Ich denke sie ist aus Moncks Corner gegangen um sich in New York oder anderswo ein Leben aufzubauen.", sagte Dad. Diese Theorie war schön. Plausibel. Und beruhigend. Dennoch nicht so beruhigend, dass ich mit dem nervösen Zucken meines Beines aufhören konnte.

„Wie dem auch sei, es geht uns nichts an.", erwiderte Mom daraufhin. „Wenn wir sie sehen, helfen wir ihr."

„Ich bin nur froh, wenn Dakota mit dem Fall nichts mehr zu tun hat." Dad schlürfte dann seinen Kaffee. „Wobei unser Anwalt der beste der Stadt ist."

„Dylan wollte sich darum kümmern."

Sofort spürte ich Moms strengen Blick auf mir. „Was heißt kümmern?"

„Kümmern? Ein anderes Wort für... sorgen, sich mit etwas zu beschäftigen, die Verantwortung zu übernehmen... sowas halt.", antwortete ich worauf Mom nur noch genervter wirkte. Jedes Mal wenn das Wort Dylan in diesem Haus fiel, sah ich schon fast wie ihre Nackenhaare sich aufrichteten.

„Dylan ist ein guter Kerl. Er wird schon einen Weg finden.", sagte Dad schulterzuckend.

„Da wäre ich mir nicht so sicher.", wand Mom ein. „Bei den vielen Tattoos, Piercings und-"

„Mom du kannst einen Menschen nicht aufgrund seines Aussehens kritisieren."

„Oh doch. Das tue ich, das tun meine Freunde, das tut unsere Familie. Und jedes Mal wenn ich dich mit diesem Kerl sehe, wird mir schlecht!"

„Ach deswegen ist deine Haut so bleich in letzter Zeit." Ich musste wegen Dads Kommentar lachen.

„Das ist nicht witzig! Du bestärkst deine Tochter doch nur!"

„Natürlich bestärke ich meine Tochter. Es ist meine Tochter."

„Und gerade deswegen müssen wir aufpassen mit wem sie ihre Zeit verbringt!"

„Mom könntest du aufhören so zu reden, als wäre ich nicht im selben Raum?"

„Dakota ist erwachsen. Sie sollte selbst entscheiden mit wem sie ihre Zeit verbringt. Wenn Dylan kein Kinderschänder, Mörder oder gewalttätig ist, ist es mir egal."

Ich musste schlucken. Denn ich habe mit meinen eigenen Augen gesehen, wie er ermordet hat. Zwar war es um mich zu schützen, und wenn er das nicht getan hätte, würde ich hier nicht sitzen, dennoch war es irgendwie beängstigend.

Mein Nachbar- der PsychoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt