Die Metamorphose

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Dass Matt nun tot war schockte mich. Obwohl ich wusste, was er getan hatte, verspürte ich Mitleid mit ihm. Als neunjähriger wurde er einfach in den Pool geschmissen und ist beinahe ertrunken. Niemand hat etwas getan und Mr Lahey hat ihn dazu genötigt, es geheim zu halten. Matt war psychisch labil und nein, es gab ihm nicht das Recht all diese Menschen zu töten. Dennoch hatte ich Mitleid. Mein Dad sagte immer, ich hätte das von meiner Mum. Jedes Mal wenn etwas passierte, reagierte ich emotional. Ich sah es als Schwäche an, doch mein Dad hatte immer gesagt, es wäre eine Stärke den Leuten immer seine Gefühle zu zeigen. Scott redete nicht mehr mit Allison seit ihre Mutter starb. Wieso sie starb wusste ich nicht. Aber selbst wenn ich nachfragte, antwortete sie mir nicht. Auch auf meine Nachrichten reagierte sie nicht mehr. Also beschloss ich sie in Ruhe zu lassen. Ich dachte, sie bräuchte einfach Zeit, um sich zu erholen. Der Tod ihrer Mum ging ihr nah.
Mrs McCall hatte Scott in Wolfsgestalt gesehen, als sie auf dem Polizeirevier war. Sie hatte es nicht so gut aufgenommen wie ich, sie hatte Angst. Aber ich hatte Verständnis dafür. Bei dieser ganzen Sache auf dem Revier hatte ich auch Angst. Große Angst. Stiles' Dad hatte seinen Job zurück, was einer der positiven Nachwirkungen war nach allem was passiert war. Für mich war die Sache erledigt. Ich dachte, wenn Jacksons Meister tot wäre, dann würde er auch niemanden mehr umbringen. Also machte ich mich am nächsten Morgen fertig, frühstückte mit meinem Dad und ging dann zur Haltestelle, um den Bus zu nehmen. Obwohl Scott sagte, dass die Argents sich um Matt und Jackson kümmern wollten, musste ich ständig daran denken. Ich wusste, es war vorbei, aber aus irgendeinem Grund hatte ich das Gefühl, dass es doch nicht vorbei war. Als ich die Tierartztpraxis betrat, schien niemand da zu sein. Nur Scott und Deaton waren hinten. Wahrscheinlich untersuchten sie gerade ein Tier oder saßen einfach nur rum und unterhielten sich. Der Grund, warum ich in die Praxis ging war der, dass ich Ablenkung brauchte. Ich ging einfach zu ihnen und klopfte vorsichtig an den Türrahmen. Beide hoben ihre Köpfe und sahen mich fragend an. Ich lächelte kurz und blickte dann Scott an. “Ich wollte nicht stören.“ Scott schüttelte den Kopf.
“Tust du nicht. Alles okay?“ Ich spürte, dass er besorgt war. Schnell nickte ich. Scott atmete erleichtert aus. “Mir war nur langweilig und du sagtest, du würdest heute hier arbeiten, da dachte ich, ich komm mal vorbei.“ Scott nickte und widmete sich seiner Arbeit. Ich ging rüber zu dem kleinen Hund, der erschöpft auf dem Behandlungstisch lag. Mitfühlend betrachtete ich ihn. “Du kannst ihn streicheln, wenn du willst.“, sagte Deaton und lächelte mich sanft an. Langsam streckte ich meine Hand nach dem Hund aus und streichelte ihn. Es schien ihn zu beruhigen, weshalb ich weiter machte. Eigentlich wollte ich nicht fragen, aber mir brannte diese Frage schon die ganze Zeit auf der Zunge. “Scott?“ Scott drehte sich zu mir um und sah mich fragend an. “Was hat deine Mum gesagt? Zu der ganzen... Werwolfgeschichte mein ich.“ Seine Augen trafen meine und für einen Moment konnte ich den Schmerz in ihnen sehen, den er verspürte. “Sie wird sich daran gewöhnen, denk ich.“, antwortete er mir. “Ich meine, sie hat keine andere Wahl oder?“ Ich nickte und lächelte ihn aufmunternd an.“Das wird schon.“ Ehe ich noch etwas sagen konnte, klingelte das kleine Glöckchen, das an der Eingangstür befästigt war. Auf einmal fingen die Hunde an zu bellen, weshalb Deaton einen Blick mit Scott tauschte. Neugierig wie ich war ging ich raus, um zu sehen was passiert war. Deaton und Scott folgten mir. Am Eingang stand niemand anderes als Isaac Lahey. Sein Blick war unsicher und er hatte seine Hände in die Hosentaschen gesteckt. “Schon okay, Isaac.“, fing Deaton an und ging auf ihn zu. “Komm rein.“ Isaac betrat die Praxis und ging auf uns zu. Es überraschte mich ihn zu sehen, da ich mir sicher war, dass er Scott nicht vertraute. Doch anscheinend irrte ich mich. Während Deaton und Scott den Hund behandelten, der die ganze Zeit wimmerte, stand Isaac am Tisch und schaute den Hund die ganze Zeit an. Dabei sagte er kein Wort. Ich beobachtete, wie er seine Arme auf dem Tisch abstützte und etwas komisch schaute. “Was ist das für ein Geruch?“, fragte er und rümpfte die Nase. Scott und Deaton fingen leise an zu lachen. “Was?“,fragte Isaac verwirrt. “Scott hat mich vor ein paar Monaten fast genau das selbe gefragt. Und eines Tages konnte er sogar den Unterschied sehen, welchen der Tiere es besser gehen würde und welchen...welchen nicht.“ Isaac blickte mitleidig auf den kleinen Hund, den ich sanft streichelte. “Er wird es nicht schaffen, richtig?“ Deaton schüttelte den Kopf. “Die Knochenzellen...“, fing Isaac an, doch Deaton unterbrach ihn. “Osteosarkom. Es hat einen sehr eigenen Geruch, richtig?“ Scott nickte. “Der arme Hund.“, sagte ich und blickte ihn traurig an.
“Komm her.“, sagte Deaton und deutete Isaac an zu ihm zu kommen. Dieser stellte sich neben Deaton und sah ihn an. “Dir ist sicher bewusst, was deine neuen Fähigkeiten für dich tun können. Bessere Stärke, Geschwindigkeit und Heilung. Was denkst du, kannst du für andere tun?“ Isaac schien nicht wirklich zu wissen, wovon der Tierarzt redete und blickte Scott und mich verwirrt an. Ich zuckte mit den Schultern, da ich selbst nicht wusste, was er meinte. Ich hatte keine Ahnung von diesem ganzen Werwolfkram. Deaton streckte Isaac die Hand aus. “Gib mir deine Hand.“ Isaac hob langsam seine Hand und Deaton führte sie zu dem Hund. Dadurch berührten sich kurz unsere Hände. Isaac blickte mich an, und für einen kurzen Moment konnte ich in seine blauen Augen schauen, die Unsicherheit ausstrahlten. Ich weiß nicht, wie lange wir uns angesehen hatten, aber irgendwann beschloss ich meine Hand wegzunehmen und zuzusehen, was als nächstes passierte. Auf einmal konnte man jede einzelne Vene auf Isaacs Hand sehen. Sie waren fast Schwarz. “Was geschieht hier?“,fragte ich neugierig.
“Isaac hat ihn vom Schmerz befreit.“, antwortete Scott. Dass er recht hatte bemerkte ich, als der Hund aufhörte zu wimmern. Beeindruckt sah ich alle an. “Nur ein kleines bisschen.“, sagte Deaton lächelnd. “Aber manchmal ist ein bisschen eine große Hilfe.“ Als ich Isaac ansah, merkte ich, dass er Tränen in den Augen hatte. Scott lächelte ihn an. “Ist schon in Ordnung. Mir liefen beim ersten Mal auch die Tränen.“ Ich lachte leicht und blickte den Hund an. Auch Isaac lachte leicht und lächelte. Das war das erste Mal, dass ich Isaac Lahey lächeln sah. Und es war ein sehr schönes Lächeln.

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