Tür zur Vergangenheit

143 6 0
                                    

Sheriff Stilinski brachte seinen Sohn ins Eichenhaus, eine psychiatrische Klinik in Beacon Hills. Ich stieg von Scotts Motorrad und nahm den Helm ab. Bedrückt sah ich zu Stiles, der neben seinem Vater stand. Hinter ihm das große Tor, das zur Heilanstalt führte. In seiner Hand war eine blaue Tasche, wo sein Zeug drin war. “Wieso wissen wir nichts davon?“, fragte Scott.
“Weil wir etwas wie das hier vermeiden wollten, Scott.“, antwortete Mr Stilinski.
“Es sind nur 72 Stunden.“, sagte Stiles. “Aus dem gleichen Ort kam Barrow. Der Kerl, der einen Tumor voller Fliegen in sich hatte. Sie wissen noch nicht alles.“, sagte ich und wandte mich dann an Stiles' Vater.
“Ich weiß genug. Nogitsunes, Kitsunes, Oni...Wie immer man sie nennt.“ Stiles sah ihn überrascht an. “Das ist alles überraschend richtig.“ Ich verschränkte die Arme. “Abby, das MRT Ergebnis von Stiles glich exakt dem meiner Frau. Und das ängstigt mich. Ich rede morgen in LA mit einem Spezialisten.“ Ich schüttelte den Kopf.
“Wieso liefern Sie ihn dann ein?“, fragte ich.
“Tut er nicht. Das war meine Entscheidung.“, sagte Stiles und blickte mich an.
“Ich kann dir da drinnen nicht helfen.“, sagte Scott ausdrucksstark. “Und ich kann euch nicht verletzen.“ Ich blickte ihn mit Tränen in den Augen an. In letzter Zeit weinte ich viel.
“Deaton könnte uns helfen und Argent ruft ein paar Leute an. Wir werden etwas finden und wenn wir das nicht können, dann...“ Meine Stimme versagte.
“Und wenn nicht? Dann müsst ihr etwas für mich tun, okay?“, sagte Stiles und kam auf mich zu. “Ihr müsst sicher stellen, dass ich niemals rauskomme.“ Er nahm mich kurz in den Arm, klopfte Scott auf die Schulter und ging dann durch das Tor.

“Nur geringfügig. Der weiße Wolf war genau dort, wo sie sagten. Aber wir haben jetzt zwei Probleme. Erstens ist die Flechte keine Arznei. Sie wird in ein paar Tagen ihre Wirkung verlieren.“, sagte Deaton. Er telefonierte mit Mr Argent, der letzte Nacht mit Derek verhaftet wurde. Deaton war vor kurzem bei den Yakuza gewesen, um einen Wolf zu heilen. Sie zwangen ihn dazu, doch anscheinend hatte er ihn nicht vollkommen geheilt. Also würden sie bald merken, dass etwas nicht stimmte. “Aber während es wirkt, lassen die Oni Stiles in Ruhe, richtig?“, fragte Allisons Vater.
“Hoffe ich. Das Eichenhaus hat eine seltsame Geschichte. Selbst für die Oni könnte es nicht besonders sicher sein.“
“Und das zweite Problem?“
“Es geht um Ihre Kontakte in Japan. Der Yakuza Boss, der von den Oni getötet wurde, fand die Schriftrolle nie.“ Verwirrt blickte ich Deaton an. “Welche Schriftrolle?“, fragte ich.
“Die der Shugendo. Das waren die aksetischen Mystiker Japans.“, antwortete Deaton. “In der Schriftrolle steht wie man einen Nogitsune exorziert.“ Nun wurde ich besonders hellhörig.
“Also müssen wir diese Rolle finden.“, sagte ich entschlossen.
“Ganz genau. Ich kenne den Namen des Mannes, der es als letztes kaufte. Kincaid.“, sagte Deaton. Allison fiel es wie die Schuppen von den Augen. “Er war bei Katashi. Isaac wollte ihm dort die Pistole verkaufen.“ Deaton blickte sie an. “Katashi wollte die Schriftrolle sicher selbst haben.“
“Stilinski sagte, dass sie unter seinen Sachen nichts derartiges fanden. Und ein paranoider wie Katashi hätte sie gehütet. Wahrscheinlich die ganze Zeit über.“, meldete sich Mr Argent wieder zu Wort.
“Wie sieht diese Schriftrolle denn aus?“, hakte ich nach. Deaton erhob sich von seinem Stuhl und öffnete eine Schublade. Er holte eine Schriftrolle heraus. “Ungefähr so.“, sagte er und reichte sie mir. Behutsam nahm ich sie in die Hand und betrachtete sie. “Gibt es die auch in anderen Größen?“, fragte Allison.
“Ja sicher.“ Deaton nickte.
“Dann kann ich mir vorstellen wo sie ist.“

Nachdem Scott die Zwillinge geholt hatte, trafen wir uns bei Allison, die uns auch relativ schnell die Tür öffnete. Bevor wir etwas sagen konnten, redete sie schon drauf los. “Heute werden die Katashi Beweise in einem gepanzerten Wagen ins Bundesgefängnis gebracht. Womöglich innerhalb der nächsten Stunden.“ Isaac war immer noch im Krankenhaus, was mir langsam etwas Sorgen bereitete. Er schien gar nicht richtig zu heilen. Ich blickte nach vorne und entdeckte Lydia im Türrahmen. “Wir überfallen einen gepanzerten Wagen?“, fragte Ethan ungläubig.
“Tja“, begann Lydia, “Wir versuchen es.“
“Das ist ein echt übler Plan.“, sagte Scott nachdem Lydia uns ihren Plan schilderte.
“Der ist gar nicht so übel.“,verteidigte sie sich. Ungläubig sah ich sie an. “Das finde ich schon.“, sagte ich.
“Niemand von uns kennt die Route, die er fahren wird. Wenn Allison eins von diesen GPS-Trackern ihres Dads benutzt und an den Wagen anbringen kann, könnten wir ihnen folgen.“
“Also wenn er hier ankommt“, begann Allison und zeigte auf die Rosevelt Bridge auf eine Karte von Beacon Hills. “Greifen wir an.“, beendete Aiden den Satz. Genervt sah Lydia ihn an. “Nein. Ihr beide legt eure Motorräder auf die Straße und lasst es wie ein Unfall aussehen. Und wenn der Fahrer aussteigt, um zu helfen-“
“Werden wir angreifen.“
“Nein!“, sagten Lydia und Allison wie aus einem Mund. “Ihr lenkt ihn ab und Scott wird die Hintertür aufbrechen.“, machte Lyida weiter. “Hoffe ich.“, meinte Scott daraufhin. “Und ihr holt euch Katashis Finger.“ Angewiedert verzog ich das Gesicht. “Das ist nicht sein richtiger Finger, oder?“, fragte ich.
“Ihr schnallt es echt nicht.“, seufzte Lydia, wofür sie einen finsteren Blick von mir erntete. “Wieso holen wir uns nicht Stilinski zur Hilfe?“, fragte Ethan.
“Weil es sonst so aussieht, als würde er sich an Bundesbeweisen zu schaffen machen.“, antwortete ich wissend. “Das wird schon funktionieren. Wir schaffen das. Wir verlieren Stiles. Und mein Dad sitzt wegen Mordes im Gefängnis. Wir müssen es tun.“

Es wurde recht schnell dunkel und wir hatten nichts besseres zu tun, als die Polizisten zu beobachten, die die Beweise in einen Wagen packten. “Du bist dran.“, sagte Allison und ich nickte. Ich atmete durch und lief vorsichtig auf den Wagen zu. Ich befestigte den Tracker an der Unterseite des Fahrzeugs und lächelte, als alles glatt lief. Früher hätte ich mir in die Hose gepinkelt vor Angst. Aber nachdem, was ich alles erlebt hatte, erschien mir dies wie eine Kleinigkeit. Ich hörte ein Geräusch und versteckte mich an der Seite des Wagens. Mein Herz klopfte bis zum Hals, aber ich rief mir immer wieder ins Gedächtnis, warum ich das alles tat. “Okay, verschwinden wir.“, hörte ich Deputy Parish sagen. Er öffnete die Tür des Wagens, doch stockte und holte seine Waffe raus. Ich merkte, wie er um das Auto herum kam. Ich hielt die Luft an und schloss die Augen. Doch auf einmal öffneten sich die Türen hinten und jemand sprang heraus, um den Deputy anzugreifen. Parish fiel unsanft zu Boden und verlor das Bewusstsein. Ängstlich versteckte ich mich weiter. Der Mann, der soeben den Deputy zu Boden geworfen hatte, hatte eine Glatze und eine schwarze Lederjacke an. Offensichtlich interessierte er sich für die Silberfinger von Katashi, denn er holte sie aus der Tüte heraus und betrachtete sie. Ein triumphierendes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. “Wir brauchen diesen Finger.“, sagte Scott. Allison stand mit ihrer Armbrust neben ihm und zielte auf den glatzköpfigen Mann.
“Wieso sollte ich ihn euch geben?“, fragte er belustigt.
“Da drinnen ist ein Aktenkoffer mit 15.000$.“, antwortete der Mann. In dem Finger war die kleine Schriftrolle drin, die wir so dringend brauchten. “Diese Schriftrolle in der Fingerprothese hier ist 3.000 000 wert.“
“Geben Sie mir den Finger.“, befahl Scott. “Sie wissen was ich meine.“ Ich sprang von hinten auf den Mann drauf und klammerte mich an ihn, doch mein Plan ging nach hinten los, denn er warf mich auf den Boden, als wäre ich so leicht wie eine Feder. Schmerzvoll stöhnte ich auf. “Verdammt.“, murmelte ich. Kira kam zu mir und half mir auf.
“Ich schätze, die Verhandlungen sind jetzt vorbei.“ Die Augen des Mannes leuchteten blau und er fletschte seine Zähne. Er war ein Werwolf. Allison schoss den Pfeil auf ihn, doch er zog ihn mit Leichtigkeit einfach wieder heraus. “Wer zur Hölle ist das überhaupt?“, fragte ich.
“Das ist Kincaid.“, antwortete mir Kira. Dann lief sie auf ihn zu und kämpfte mit ihm. Doch er packte sie am Hals und warf sie gegen die Wand des Gebäudes. Das selbe tat er mit Allison. Scheinbar fand er es toll Mädchen gegen Wände zu schubsen. Scott lief auf ihn zu und für einen Moment dachte ich, alles würde gut gehen, doch auch er landete unsanft auf dem Boden. Kincaid hockte sich runter zu Scott und sah ihn an. “Du hast die Augen eines Alphas. Aber wo ist deine Stärke?“, fragte er ihn.
“Hier oben.“, hörte ich Aiden sagen. Die Zwillinge kamen herunter und griffen ihn an. Währenddessen half Lydia Allison aufzustehen. “Ethan, Aiden!“, rief Scott, als Kincaid neben ihm auf dem Boden landete. “Willst du vielleicht, dass er uns verfolgt?“, fragte Aiden Lydia, die sich ihnen in den Weg stellte.
“Scott, Kerle wie ihn haben wir schon oft gesehen. Vertrau uns, er ist gefährlich.“, sagte Ethan.
“Genau wie wir. Und er sieht schlau genug aus sich das zu merken.“, antwortete Scott und ging auf den Mann zu. Er schnappte sich die Rolle aus seiner Jackentasche. Wir hatten es tatsächlich geschafft. Zum ersten Mal seit langem fühlte ich so etwas wie Freude. “Wir sind hier um ein Leben zu retten. Nicht um eins zu beenden.“

“Das zu entziffern ist gar nicht so einfach.“, sagte Deaton. In der Tierarztpraxis war es ziemlich still. Außer Scott, Deaton und mir war niemand dort. “Nicht so einfach?“, fragte ich.
“Mein japanisch ist nicht so toll. Aber da scheint zu stehen, dass eine Methode, einen Nogitsune zu vertreiben, die ist den Körper des Wirts zu verändern.“ Verwirrt sah ich ihn an.
“Den Körper verändern...“, murmelte Scott.
“Was die Frage aufwirft wie wir Stiles Körper verändern.“, sagte Deaton. Scott sah ihn an. “Indem man ihn in einen Werwolf verwandlet.“

Teen WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt