Die Bestie von Beacon Hills

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Stiles stützte Liam auf der einen Seite und ich auf der anderen. Die Bestie hatte ihn ziemlich erwischt und bis er heilte, mussten wir ihn ins Gebäude bringen. Ruckartig stieß Hayden die Tür auf und wir betraten den Schulflur zügig. Eine Menge Leute liefen uns panisch entgegen und versperrte uns kurz den Weg. “Komm schon.“, sagte Stiles und zog Liam und mich in ein Klassenzimmer. “Komm schon. Los, der Tisch, der Tisch!“, rief Stiles und deutete mit dem Kopf auf den Tisch, , den ich sofort von den verschiedenen Stiften und Heften befreite, damit Liam sich hinlegen konnte. “Okay, okay.“, murmelte Stiles und blickte zu dem Jungen, der schmerzvoll aufstöhnte. Sein Körper war voller Blut. “Liam?“, fragte Hayden besorgt.
“Es geht schon. Mir geht's gut.“, entgegnete er ihr, doch ich glaubte ihm nicht. Schnell befreiten Stiles und ich den Jungen von den Resten seines Trikots und weiteten entsetzt die Augen. Man konnte sein Herz sehen, das das Blut durch seine Adern pumpte. Angewidert verzog Stiles das Gesicht. “Was? Ist es schlimm?“, fragte Liam.
“Nein.“, antwortete Hayden.
“Ziemlich.“, sagte Stiles zur selben Zeit. Entsetzt sahen Hayden und ich den Jungen an, der uns nur stumm ansah.
“Okay, was macht ihr Leute für gewöhnlich, wenn das passiert?“, fragte Hayden.
“Für gewöhnlich werd ich ohnmächtig. Werd ich vielleicht immer noch.“, entgegnete Stiles und versuchte sich zusammenzureißen.
“Stiles!“, sagte ich, als er kurz schwankte.
“Okay, okay. Also gut. Scott macht das mit Schmerz. Er kann es auslösen. Schmerz macht einen menschlich.“, erklärte er dann.
“Er hat bereits Schmerzen.“, zickte Hayden ihn an.
“Richtig, ok, aber ein wenig mehr hinzuzufügen kann vielleicht helfen, den Schmerz zu nehmen.“
Liam stöhnte vor Schmerz auf und setzte sich langsam auf.
“Seinen Schmerz nehmen.“, murmelte Hayden und beugte sich zu Liam, um ihn zu küssen. Liam wurde ruhiger und atmete durch, als Hayden sich wieder von ihm löste. “Nächstes mal übernehme ich das.“, meinte Stiles, was mich kurz zum Lachen brachte. Auch wenn das ein schlechter Zeitpunkt war, um zu lachen.

Laut Scott war Mason die Bestie und ich befürchtete, dass er es nicht einmal selbst wusste. Mason schien völlig überrascht zu sein, als Scott ihn damit konfrontiert hatte und nun war er mit Cory verschwunden. Stiles und ich liefen die Treppe hinauf, doch mich durchfuhr ein Schmerz im Bein, als ich die Stufen betrat. Schmerzerfüllt blieb ich kurz stehen und hielt mich am Geländer fest. Stiles merkte, dass ich stehen geblieben war und drehte sich verwirrt zu mir um. “Ist alles in Ordnung?“, fragte er und musterte mich kurz. Ich nickte und ignorierte den Schmerz. Es gab wichtigeres. Um mein Bein würde ich mich später kümmern. “Mir geht's gut. Lass uns zu Scott, dem geht's glaub ich schlimmer.“, meinte ich und lief einfach weiter. Stiles schaute mich ein paar Sekunden lang an bis er mir dann ins Zimmer folgte. In der Tür blieben wir stehen, da wir nicht reinplatzen und Kira und Scott beim Küssen stören wollten. Kira bemerkte uns und nickte uns kurz zu. Scott war voller Blut und musste erstmal heilen. Also schlossen wir langsam die Tür und schauten zu Malia und Braeden, die auf uns warteten. “Was?“, fragte Stiles, als er Malias Blick sah. “Was hab ich getan?“
“Sag's ihm.“, meinte Braeden an Malia gewandt.
“Du weißt, dass meine Mutter mich töten will.“, begann Malia. “Ich denke, sie will dich auch töten.“
Entsetzt sah ich sie an. “Wie bitte?“, fragte ich und zog eine Augenbraue nach oben.
“Okay, das ist angsteinflößend. Dann bräuchte ich 'ne Knarre.“, gab Stiles von sich. Malia sah erwartungsvoll zu Braeden. “Ich gebe dir keine Knarre.“, entgegnete diese.
“Du hast eine Knarre. Der Wüstenwolf versucht mich umzubringen und hat auch eine. Ich denke, ich sollte auch eine kriegen.“
Widerwillig zog Braeden eine Waffe aus ihrer Tasche und warf sie Stiles zu. Überrumpelt versuchte er sie aufzufangen, ließ sie jedoch fallen. Ungläubig blickte ich Stiles an. Stiles seufzte und sah uns an.
“Vermutlich sollte ich darauf verzichten.“

“Mein Dad hat 'ne Fahndung rausgegeben.“, erzählte Stiles uns am nächsten Morgen in Scotts Küche.
“Nach einem 1,70m großen 17-Jährigen?“, hakte ich nach.
“Eher nach einem 2,70m großen tobenden Werwolf.“
“Er ist es vielleicht dennoch nicht.“, entgegnete Liam. Niemand sagte etwas dazu. Natürlich versuchte er seinen besten Freund zu verteidigen. Das würde ich auch machen. “Ich ähm... Hayden sucht in der Schule nach ihm.“, fuhr Liam dann fort.
“Ich kann in den Wäldern suchen.“, schlug Malia vor. Isaac nickte zustimmend. “Ja, ich kann helfen.“, meinte er und sah zu mir, doch ich senkte den Blick. Er hatte immer noch keine Antwort von mir bekommen, was das Date anging. Vermutlich war es auch besser so.
“Und meine Mum kann alle Krankenhäuser im Bezirk überprüfen.“, hörte ich Scott, was mich sofort aufhorchen ließ. Er betrat die Küche und schien vollkommen geheilt zu sein. “Wir können ihn finden.“
“Was passiert dann?“, fragte Liam.
“Wir werden einen Weg finden, Mason zu retten.“, antwortete Scott zuversichtlich.
“Okay, wo könnten wir noch suchen?“, fragte ich an Scott gewandt.
“Fragen wir Cory.“, meinte Scott. Fragend sah ich ihn an, doch als Scott in die Luft griff und Cory zum Vorschein kam, war mir alles klar. Er hatte uns belauscht. “Warte, es ist nicht meine Schuld. Sie nahmen ihn mit, ich konnte nichts tun. Sie holten ihn und-“, begann Cory ängstlich.
“Wer?“, unterbrach Scott ihn. Cory schluckte ehe er antwortete.
“Die Schreckensärzte.“

Wir waren verzweifelt. Sogar so verzweifelt, dass Scott und Liam auf dem Weg waren, Theo um Hilfe zu bitten. Währenddessen lief ich im Büro des Sheriffs auf und ab. Als Stiles in den Raum kam, blickte ich ihn an. “Immer noch nichts von Scott und Liam.“, teilte er uns mit.
“Sicher, dass es eine gute Idee ist?“, fragte ich.
“Äh, nein. Niemand denkt, dass die Idee gut ist.“
“Aber dennoch vertraut ihr Theo.“, warf Stiles' Dad ein.
“Wir trauen ihm nicht, wir benutzen ihn.“, erklärte Stiles.
“Was wenn er uns benutzt?“, fragte ich und sah meinen besten Freund an.
“Ja, das ist vermutlich so, aber wir sollten jeden Ort abdecken, an dem Mason auftauchen könnte. Malia und Braeden sind in Scotts Haus.“
“Und Melissa checkt das Krankenhaus.“, fügte der Sheriff hinzu.
“Hayden und Cory sind in der Schule.“, sagte ich.
“Jemand muss ihn finden.“, meinte Mr Stilinski. Seufzend nickte ich.
“Hoffen wir, dass wir Mason finden und nicht die Bestie.“

“Kann ich dich etwas fragen?“, begann ich, als Stiles und ich alleine waren. Stiles nickte und lehnte sich an den Schreibtisch seines Vaters. “Klar, worum geht's?“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich an.
“Ich bräuchte einen Rat.“ Nervös wippte ich mit den Füßen auf und ab. Seufzend ließ ich mich auf das Sofa fallen und blickte Stiles an, der mich abwartend musterte. “Isaac will mit mir ausgehen.“, erzählte ich dann. Überrascht und etwas geschockt öffnete Stiles den Mund, um etwas zu sagen. Zunächst kam kein Ton raus, doch dann sprach er doch.
“Wow, wirklich?“ Er ließ die Arme sinken. “Ist das gut?“
“Das weiß ich nicht. Früher hätte ich sicher ja gesagt, aber jetzt...“
Ich war völlig überfordert und wusste einfach nicht, was ich tun sollte.
“Naja, was sagt denn dein Herz?“, fragte Stiles mich, stieß sich vom Schreibtisch ab und kam auf mich zu. Er setzte sich neben mich und blickte mich fragend an. Doch ich zuckte nur mit den Schultern. “Mein Herz spricht leider eine Sprache, die ich nicht verstehe. Er sagt, er wäre wegen mir zurückgekommen. Und ich war auch mal verliebt in ihn, aber im Moment weiß ich gar nichts. Vielleicht ist es besser, wenn Isaac und ich nur Freunde sind.“, entgegnete ich seufzend.
“Wusstest du, dass Scott sich in der siebten Klasse in dich verknallt hat?“, begann Stiles völlig zusammenhangslos. Leise lachte ich und sah Stiles ungläubig an. “Im ernst, kein Witz. Zumindest dachte er, dass er sich verknallt hat. Irgendwann wurde ihm bewusst, dass er sich geirrt hatte. Du hast ihm immer viel bedeutet. Und er liebt dich. Wie man seine beste Freundin eben lieben kann.“ Völlig verwirrt darüber, was Stiles mir sagen wollte, runzelte ich die Stirn. “Was ich sagen will ist, es gibt zwei Leitern. Die Freundschaftsleiter und die Liebesleiter. Und man kann sich auf der Leiter hoch und runter bewegen, aber nicht zwischen den Leitern hin und her springen.“ Ich senkte den Blick und betrachtete den Boden.
“Du meinst, Isaac und ich können nicht von der Liebesleiter auf die Freundschaftsleiter?“, fragte ich.
“Und andersrum auch nicht. Hör zu, für Isaac warst du eine gute Freundin. Und auf einmal ist es mehr? Und du, du warst verliebt in ihn. Denkst du wirklich, dass du nur mit ihm befreundet sein kannst?“, entgegnete Stiles. “Abby, ich kann dir nicht vorschreiben, was du fühlen sollst. Du musst selbst herausfinden, was du willst. Ich will nur nicht, dass du verletzt wirst.“
Ich nickte langsam. Ich verstand, was Stiles mir mit den Leitern sagen wollte. Und mir wurde nicht nur klar, dass Isaac und ich nie eine Beziehung führen könnten, sondern noch etwas ganz anderes.

Stiles lag schlafend auf dem Sofa, als ich das Büro seines Vaters betrat. Vorsichtig berührte ich seine Stirn, so dass er augenblicklich wach wurde. “Was ist passiert? Wer ist tot?“, fragte er und setzte sich auf.
“Niemand.“, antwortete ich und deutete ihm an Platz zu machen. Sofort rückte Stiles zur Seite, damit ich mich setzen konnte. “Zumindest noch nicht.“, fügte ich hinzu und schaute auf mein Handy, doch es gab nichts neues. Ich blickte zu Stiles, der etwas nervös wirkte. “Alles okay?“
“Ja, ich denke nur nach.“, entgegnete er. “Ich frag mich gerade, wieso Mason? Er war nicht mal auf der Liste der genetischen Chimären.“
“Jetzt ist er es.“, hörte ich eine Stimme. Ich sah zu Melissa, die den Raum betrat. “Mason wurde mit dem verlorener Zwilling Syndrom geboren.“
“Sie meinen Fötus-Resorption?“, hakte ich nach. Melissa nickte. “Er hatte einen verlorenen Zwilling im Uterus?“
“Es könnten zwei DNA-Sätze sein.“, vermutete Melissa.
“Kann das bitte jemand in Worten sagen, die weniger als drei Silben haben?“, fragte Stiles und sah zwischen uns hin und her.
“Er aß seinen Zwilling.“, erklärte Melissa.
“Schon klar.“
“Aber hilft uns das?“, fragte ich verwirrt.
“Keine Ahnung. Aber es ist bizarr genug, damit es klingt, als wäre es wichtig, oder?“, meinte Melissa.
“Es muss helfen. Da muss doch irgendwas sein.“
Melissa öffnete die Akte von Mason und zeigte uns ein Ultraschallbild, auf dem Mason mit seinem Zwilling zu sehen war. Aber wir wussten nicht, wie uns das helfen sollte.

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