Stromausfall

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Wir hatten genau eine Aufgabe. Und das war Lydia aus dem Eichenhaus zu holen. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie da nicht nur war wegen irgendeiner Therapie, sondern, weil die da möglicherweise Experimente mit ihr machten. Oder sogar schlimmeres. Doch bevor wir sie holen konnten, mussten wir uns um etwas anderes kümmern. Die Bestie war da draußen und sorgte für ein Chaos. Das Krankenhaus musste augenblicklich evakuiert werden, weil die Bestie genau darauf zusteuerte. Während Stiles und Scott auf dem Weg waren, versuchten Melissa und die anderen Ärzte die Patienten wegzubringen. Ich quetschte mich durch die Menge hindurch und ging zu Melissa. “Wo sind die anderen?“, fragte sie mich.
“Vorerst müssen Sie sich mit mir zufrieden geben.“, erklärte ich außer Atem. Als das Krankenhaus leer war, nahm ich Geräusche wahr. Melissa sah mich kurz an und deutete dann an, dass wir verschwinden sollten. Ohne zu zögern liefen wir den Flur runter, bevor die Bestie uns zu nahe kommen konnte.
Wenig später war es vollkommen ruhig und auch der Strom ging nur teilweise. Irgendwann hatte ich Melissa verloren und versteckte mich nun alleine im OP-Saal. Als ich weitere Geräusche vernahm, verkroch ich mich ängstlich in eine Ecke. Mein Herz raste und mein Atem ging stoßweise. Als die Tür sich öffnete, schnappte ich mir den nächst besten Gegenstand, der ein Skalpell war und blickte zur Tür. Erleichtert atmete ich aus, als ich den Sheriff, Scott und Stiles sah. “Abby, geht es dir gut?“, fragte Scott sofort. Ich nickte nur und ließ das Skalpell fallen.
“Wolltest du dich damit etwa verteidigen?“, fragte Stiles entgeistert.
“Hatte ich denn 'ne Wahl?“, stellte ich ihm die Gegenfrage, “Ich hatte die Wahl zwischen Skalpell oder OP Handschuhen.“ Scott blickte mich an.
“Wo ist meine Mum?“, fragte er. Doch ich wusste es nicht.

Deaton war wieder da, was mich wirklich freute, denn so konnte er uns helfen. Er hatte viel mehr Erfahrung in übernatürlichen Dingen als wir. Ich vertraute ihm. Jeder tat das. “Was ich euch jetzt zeige, sollte nicht einmal existieren.“, begann er ernst, was mir Sorgen bereitete.
“Klingt ja großartig...“, murmelte Isaac neben mir leise. Deaton öffnete den Umschlag in seiner Hand und holte Bilder raus, die er auf dem Tisch platzierte. “Das ist der einzige übrig gebliebene Beweis von Dr Valacks Zeit als Chefamtsarzt im Eichenhaus. Das als menschliche Experimente zu bezeichnen wäre noch großzügig.“ Auf den Bildern waren völlig verunstaltete Personen mit großen Reißzähnen oder mit einem dritten Auge. Vor allem eines hatten sie gemeinsam. Alle hatten ein Loch im Kopf. Scott nahm eines der Fotos in die Hand, auf dem ein Mädchen schrie. “Eine Banschee.“, erklärte Deaton, “Sie ist schreiend gestorben.“
Ich schluckte die Galle, die sich in meinem Hals gebildet hatte hinunter.
“Also dann hat er ihnen allen Löcher in den Kopf gebohrt?“, fragte ich.
“Das war der experimentelle Part. Er hat es bei Werwölfen, Banschees, Vendigos und jeder Kreatur angewandt, die er in die Finger bekam. Valack fand heraus, dass die Trepanation zunächst ihre Kräfte verstärken würde, aber auch auf ein Level, welches nicht kontrolliert werden konnte.“
“Das heißt, er will Lydia mächtiger machen.“, schlussfolgerte Scott.
“Ja, außer, dass sie so enden wird wie die hier.“, meinte Stiles und deutete auf die Bilder.
“Schlimmer.“, warf Deaton ein, “Lydias Fähigkeiten waren schon von Anfang an sehr außergewöhnlich. Ein Loch in ihren Schädel zu bohren wäre wie ein Leck in einem Atomreaktor zu verursachen. Sie wird alles hören. Jeden Tod, jeden Todesschrei. Alles zusammen.“
“Das wäre ihr Tod.“, stellte ich erschrocken fest und blickte auf die Fotos.
“Ja und nicht nur das. Denn ihr eigener Todesschrei könnte so mächtig sein, dass er vielleicht jeden um sie herum umbringt.“
Wir mussten sie da rausholen, bevor es zu spät war.

“Es gibt vier Schritte. Wir gehen ins Eichenhaus, in die geschlossene Abteilungl, wir holen Lydia und verschwinden.“, erklärte Stiles uns am nächsten Morgen.
“Und das alles tun wir, während wir an den Aufsehern, den Wächtern, Türen und einer Ebereschenbarriere vorbei müssen.“, fügte Scott hinzu.
“Und du hast einen Plan für das alles?“, fragte Malia.
“Das hab ich gestern von einem Aufseher gestohlen, aber die Codes werden jede Nacht zurückgesetzt.“, erklärte ich und zeigte ihnen eine Schlüsselkarte. Ich hatte sie dem Mann weggenommen, den ich versehentlich angerempelt hatte.
“Was heißt das jetzt?“, fragte Kira.
“Der einzige Weg Lydia da rauszuholen ist es diesen Kartenschlüssel zu aktivieren.“, erzählte Scott.
“Wie soll das gehen?“, fragte Liam verwirrt.
“Dazu kommen wir noch. Okay, hört zu. Ich hab den Verlauf des Kartenschlüssels gehackt. Bei einem Stromaufall wird das Sicherheitssystem neu gestartet. Während des Neustarts werden die Karten auf den Standardcode zurückgesetzt, also wenn wir einen Neustart auslösen“, begann Stiles.
“Wird die Karte wieder zurückgesetzt und funktioniert.“, beendete Isaac den Satz. Stolz nickte ich.
“Wie verursachen wir einen Stromausfall?“, fragte Kira.
“Das ist dein Part. Du ziehst den Strom von der Hauptleitung, aber nur partiell, also bis zu einem Neustart.“, erzählte ich ihr.
“Kein kompletter Ausfall. Sonst wird das Eichenhaus komplett abgeriegelt, was schlimm wäre und zwar wirklich schlimm.“, warf Stiles ein.
“Es gibt einen Elektroraum hinter dem Empfangstresen. Die Hauptleitung endet an zwei Sicherungen, die den Strom im ganzen Haus verteilen.“, machte Scott weiter.
“Okay, da gibt es ein Problem. Wie stell ich das an?“, fragte Kira unsicher.
“Du hast Zeit zum Testen.“
“Angenommen das funktioniert perfekt, wie bringt uns ein Stromausfall in die geschlossene vom Eichenhaus?“, warf Malia fragend ein.
“Das ist ein guter Einwand.“, merkte Isaac an. In der Hinsicht hatte er sich wirklich nicht verändert.
“Das System braucht fünf Minuten bis zum Neustart. In dieser Zeit sind alle Alarme ausgeschaltet. Der Kartenschlüssel sollte funktionieren.“, erwiderte Stiles.
“Liam, du und ich bringen Stiles zum Tor der geschlossenen. Danach muss er allein weiter gehen. An der Ebereschenbarriere kommen wir nicht vorbei. Wenn wir durch sind denken sie, dass es einen Neustart des Sicherheitssystems wegen eines Stromaufalls gab.“, erklärte Scott zu Ende. Fragend sahen wir die anderen an. “Noch Fragen?“, meinte ich.
“Wie kommen wir eigentlich ins Eichenhaus rein?“, fragte Liam.
“Was ist das Worst Case Szenario?“, kam es von Malia.
“Was ist, wenn ich es nicht schaffe?“, warf Kira unsicher ein. Mein Blick glitt zu Isaac, der still war. Als er meinen Blick bemerkte, sah er die anderen einmal an und zuckte dann mit den Schultern. “Ich hab keine weiteren Fragen.“, sagte er lässig.
“Okay, zugegeben, es könnte einiges schief gehen.“, meinte Stiles.
“Alles könnte schief gehen.“, widersprach Liam.
“Leute. Wenn wir das jetzt nicht machen, werden wir Lydia verlieren. Das heißt, sie stirbt heute Nacht. Und mit ihr vielleicht eine Menge unschuldiger Menschen.“, entgegnete Scott ernst. Er war unser Alpha. Was er sagte mussten wir einfach machen. Doch sahen es die anderen auch so?

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