Der Test

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Kira war in New Mexico. Ihre Mutter wollte ihr so irgendwie helfen. Scott beschloss, dass wir da hinfahren mussten, also versuchte Stiles seinen Jeep zu reparieren. Doch seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war das gar nicht so einfach. Seufzend sah er zu Scott, der gerade sein Haus verlassen hatte und zu uns stieß. “Und, was wollte er?“, fragte ich neugierig. Liam war da gewesen, um mit Scott zu sprechen. Keiner von uns wusste, worum es ging. Alles was ich wusste war, dass Liam ein schlechtes Gewissen gegenüber unserem Alpha hatte, weil er versucht hatte ihn zu töten. “Uns helfen.“, antwortete Scott.
“Und, soll er helfen?“, fragte Stiles und fummelte an seinem Jeep herum.
“Ich schätze schon, ja.“, entgegnete Scott leise.
“Okay, aber sollte er nicht etwas höher auf deiner Prioritätenliste stehen? Ich meine, er ist der einzige tatsächliche Werwolf. Dein einziger tatsächlicher Beta.“
“Du hast nicht gesehen, wie er auf mich losgegangen ist, den Ausdruck in seinen Augen.“
“Ich war mit dir an Vollmond zusammen, also... Ich kenne diesen Blick.“, erwiderte Stiles, “Wenn du die Band wieder zusammen trommeln willst, dann darfst du den Drummer nicht außen vor lassen.“ Scott sah hilfesuchend zu mir, doch ich nickte nur zustimmend. Wir brauchten jede Hilfe, die wir kriegen konnten. Und Liam war alles andere als ein schlechter Mensch. Theo hatte ihn völlig manipuliert. So wie uns alle.
Stiles startete den Motor des Wagens und sah uns überrascht an. “Echt krass. Ja.“, sagte er eifrig. Schnell stiegen wir in den Wagen, doch auf dem Rücksitz erwartete mich ein Haufen gelber Kanister mit Kühlerflüssigkeit. Entgeistert sah ich zu Stiles. “Ist nur ein kleines Leck. Ganz winzig.“, meinte Stiles und fuhr los.

Meine Augen öffneten sich langsam und blickten nach draußen. Es war mittlerweile wieder hell draußen, was bedeutete, dass wir die ganze Nacht unterwegs waren. Müde streckte ich mich, so weit es in dem Jeep möglich war, und zog meine Jacke aus, da mir ziemlich warm war. “Ich glaube, der Jeep läuft heiß.“, bemerkte Scott.
“Vermutlich.“, antwortete Stiles ohne den Blick von der Straße zu nehmen.
“Sollen wir mehr Kühlerflüssigkeit nachfüllen?“, fragte Scott.
“Nein, wir schalten einfach die Heizung an.“ Stiles drückte einen Knopf und sah dann durch den Rückspiegel zu mir. In meinen Händen hielt ich das Buch, das ich gelesen hatte, bevor ich eingeschlafen war. “Und, was gefunden?“
“Größtenteils das, was wir bereits wissen. Damnatio Memoriae war ein römisches Verfahren. Ein Erlass der Regierung, dass das Ansehen aller Verdammten zerstören sollte. Dabei kratzten sie deren Namen von den Inschriften und meißelten ihre Gesichter von den Staturen. Die Römer glaubten, diese Bestrafung sei schlimmer als der Tod.“, erklärte ich.
“Vergessen zu werden.“
“Und hier, angewandt wurde sie 1598 bei einem Serienkiller. Er war dort auch bekannt als Dämonenschneider. Er lockte Kinder in seinen Laden in Paris, wo er sie tötete und ihnen das Fleisch von den Knochen kochte, um es zu essen. Das Gericht glaubte, die Verbrechen wären so grauenhaft, dass sie jegliche Dokumente vernichten ließen. Sein Name ist bis heute nicht bekannt.“
“Dann haben die Schreckensärzte einen Killer wiedererweckt, der so schlimm war, dass er buchstäblich aus der Geschichte gestrichen werden musste.“
“Ein Killer, der zum Werwolf wurde.“, fügte Scott hinzu.
“Und somit zu einem besseren Killer.“, meinte Stiles. Erschrocken sah ich die beiden Jungs an. Stiles drückte fester auf's Gaspedal.
Nach einer Weile beschlossen Stiles und Scott die Plätze zu tauschen, damit nicht Stiles die ganze Zeit fahren musste. “Redest du immer noch nicht mit ihr?“, fragte Scott seinen besten Freund. Ich wusste, dass er Malia meinte.
“Äh sie redet nicht mit mir.“, korrigierte Stiles ihn, “Oder sonst wem, schätze ich.“
“Ich ahne wieso. Ich denke, sie hat ihr Mutter gefunden.“
“Ihre Mutter wie in der Wüstenwolf?“, fragte Stiles ungläubig.
“Ja.“, meinte Scott.
“Ich wusste, sie sucht noch nach ihr. Sie hat ihren Namen von meiner Tafel gewischt, aber ich wusste, sie hat nicht aufgehört.“
“Als ich bei ihr war, fühlte ich, dass Braeden auch da war.“
“Braeden? Was, hast du sie gerochen?“
“Eigentlich war es ihr Motorrad. Ich roch ihre Erschöpfung.“
“Was denkst du, was sie tun werden?“, fragte Stiles.
“Irgendwas, von dem Malia nichts erzählen will. Vielleicht was schlimmes.“, antwortete Scott und blickte nachdenklich auf die Straße.
“Oh man, du weißt es bereits, oder?“, fragte ich seufzend und blickte Scott an, “Es sind die chemischen Signale, richtig?“
“Aggression.“
“Und wie stark?“, fragte Stiles.
“So, dass sie sie töten kann. Sie wird ihre Mutter töten.“, erklärte Scott. Auf einmal machte der Jeep seltsame Geräusche. “Was wird das denn?“, fragte Scott.
“Wir haben kein Benzin mehr. Der Tank ist leer.“, stellte Stiles fest.
“Aber die Nadel zeigt doch...“
“Ja, das hat nichts zu sagen.“
“Du hast die Tankanzeige nicht repariert?“, fragte ich ungläubig.
“Anscheinend nicht.“
Genervt ließ ich mich zurückfallen, während der Jeep zum Stehen kam.

Zu dritt liefen wir auf eine alte Tankstelle zu. Stiles rüttelte an der Tür, aber sie war zu. “Verschlossen.“, sagte er und schaute durch die Scheibe hindurch, ob nicht vielleicht doch jemand da war. Währenddessen sah sich Scott eine der Zapfsäulen an, doch auch die war in Ketten gelegt. “Hast du 'nen Zwanziger?“, fragte Stiles mich, doch ich schüttelte den Kopf. Stiles steckte etwas Geld zwischen die Tür und ging zu Scott, um einfach Benzin in den Kanister zu füllen, den wir mitgenommen hatten. Scott hatte die Zapfsäule nämlich schon längst von der Kette befreit. Ich sah mich etwas um, doch es war nichts zu sehen. Nur wir drei mitten in der Pampa. “Da war ein Bolzen.“ Verwirrt blickte ich zu Stiles. “Da war ein kleiner Metallbolzen an dem Metallgerüst. Er hat versucht mich runter zu ziehen.“, erzählte Stiles seinem Freund.
“Er hat versucht dich zu töten.“, stellte Scott fest. Stiles nickte.
“Ja, ich zog den Bolzen raus und dann fielen all diese Metallstäbe runter. Und eine von ihnen ist einfach durch ihn durch.“
“Wieso hast du es mir nicht erzählt?“, fragte Scott.
“Es lag an der Art wie du mich angesehen hast. Du hast da gestanden mit dem Schraubenschlüssel in der Hand und hast mich angesehen, als hätte ich dir damit den Schädel eingeschlagen. Als hätte ich deine heilige Regel gebrochen. Und dann gab's kein Zurück.“
“Ich kenn das Gefühl.“, begann Scott.
“Was?“, fragte Stiles.
“Ich weiß, was Notwehr ist.“
Lächelnd sah ich die beiden Jungs an. Es war längst überfällig, dass sie miteinander redeten. Doch manchmal war später besser als nie.

Scott schlief, als wir weiter fuhren. Es war dunkel und es schien, als würde ein Sturm auf uns zukommen. Zumindest war das mein erster Gedanke, als ich die Blitze sah. Dann kam mir noch ein anderer Gedanke. “Scott.“, sagte ich und rüttelte an ihm. Als er wach wurde, deutete ich auf die Blitze. “Scott, sieh mal da.“
Scott blickte sofort dorthin und schien denselben Gedanken zu haben wie ich. “Was denkst du, was mit ihr da draußen passiert?“, fragte ich weiter. Doch Scott antwortete nicht. Stiles fuhr automatisch schneller.
Kurz hielten wir und blickten den riesen Felsen an, über dem die Blitze waren, und stiegen aus. Staunend betrachtete ich das Szenario. “Keine Ahnung, wieso ich ihm glaubte. Wieso wir an jenem Abend nicht einfach weiter geredet haben. Nur fünf Minuten. Und wir hätten zwei verschiedene Geschichten erfahren.“, schnappte Scott das Thema wieder auf, “Hätten all die Lücken ausfüllen können. Wir hätten weiter reden sollen.“
“Hey, er wusste, dass wir das nicht tun würden.“, entgegnete Stiles.
“Ich wollte nicht, dass das so passiert.“
“Was denn?“
“Ich wusste, früher oder später hätte einer von uns ein wenig zu viel Blut an den Händen. Ich dachte, es würde Malia sein.“
“Sie scheint definitiv daran zu arbeiten.“, murmelte ich leise und schaute weiterhin auf die Blitze.
“Ich hab immer gedacht, wenn es passieren würde, dann bin ich es. Ich bin es, der euch immer wieder diesen Gefahren aussetzt, euer Leben riskiert. Für Menschen, die ihr nicht mal kennt. Ich hätte es sein sollen.“ Mitfühlend blickte ich Scott an, der niedergeschlagen auf den Felsen sah. Stiles legte ihm eine Hand auf die Schulter. “Komm, nur noch ein paar Stunden bis Sonnenaufgang. Komm schon, wir gehen.“, sagte er und lief zum Jeep. Ich wollte ihm gerade folgen, als ich ein Lich aufleuchten sah. “Hey, Leute. Seht ihr das?“, fragte ich und zeigt auf die Stelle.
“Das ist Kira.“, stellte Scott fest. Womöglich hatte er sogar recht.

Es war hell, als wir mit dem Jeep zu Kira rasten, die mit ihrer Mutter gegen ein paar Leute kämpfen wollte. Scott sprang aus dem Jeep und brüllte los. “Steigt ein!“, rief Stiles. Kira schien völlig überrascht von unserem Besuch zu sein, stieg jedoch schnell in den Jeep, dicht gefolgt von Scott und Kiras Mutter. Als alle drinnen waren, fuhr Stiles los. “Sind alle ok?“, fragte ich. Kiras Mutter nickte. Ich schaute zu Kira und Scott, die sich neben mir küssten, wie noch nie zu vor. Lächelnd sah ich Stiles an, der das ganze im Rückspiegel beobachtete. “Du hast mich zurückgeholt.“, meinte Kira überglücklich. Scott nickte nur. “Ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr.“

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