Ein neuer Ansatz

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“Stiles?“, versuchte ich vorsichtig meinen besten Freund anzusprechen. Er hatte bis jetzt immer noch kein Wort gesagt. Stattdessen hatte er die 911 gewählt, um Hilfe zu holen, doch als jemand ranging, schwieg er weiterhin. Mit zitternden Händen legte er auf, nachdem wir hörten, dass man einen Einsatzwagen zur Schule schicken würde. Stiles blickte zu Donovan, der immer noch tot war. “Stiles, das war Notwehr. Er wollte dich umbringen.“, erklärte ich. Stiles wandte den Blick von der Leiche ab und sah zu mir. Dann lief er einfach zur Tür, legte jedoch ein Buch dazwischen, damit die Polizisten rein kamen. Das Vibrieren eines Handys unterbrach ihn jedoch. Donovan hatte immer noch Stiles' Telefon. Behutsam ging Stiles auf die Leiche zu und zog das Handy mit zittrigen Händen aus seiner Jacke. Das Display zeigte an, dass es Malia war, die anrief. Stiles drückte auf den roten Hörer und verstaute sein Handy in der Hosentasche. Dann lief er einfach aus der Schule. Dicht gefolgt von mir. “Stiles, warte!“ So hatte ich meinen besten Freund noch nie gesehen. Er schien völlig traumatisiert zu sein. Panisch stieg er in den Wagen. Mit meinen Händen öffnete ich die Beifahrertür und stieg ebenfalls ein. Schnell startete er den Motor, doch er fuhr noch nicht los, sondern fing an laut zu atmen. Als Sirenen ertönten, machte er die Lichter aus und fuhr ein Stück zurück. Der Jeep kam zum Stehen und als ein Deputy in unsere Richting schaute, duckten wir uns. Ungeduldig tippte Stiles auf das Lenkrad. Nervös schaltete er das Radio an, doch statt Musik ertönte die Stimme eines Polizisten. “Zentrale, ich bin am Schauplatz und hier ist niemand. Das war wohl ein Scherzanruf.“, hörte man ihn sagen.
“Bestätige, Scherzanruf. Gehen Sie zurück auf Patrouille.“, sagte eine Frauenstimme. Dieselbe, die wir am Telefon hatten. Verwirrt beobachten wir, wie die Polizei davon fuhr. Sobald sie außer Sichtweite war, stieg Stiles aus dem Wagen, um wieder in die Schule zu rennen. “Stiles!“, rief ich und folgte ihm fluchend. Der Junge war völlig durcheinander. Doch als ich in der Bibliothek ankam, war Donovan nicht mehr da. Es gab nicht mal eine Spur von Blut. Als wäre nie etwas passiert. “Was zum...“, begann ich leise und sah mich um. Wenn Donovan tot war, konnte er nicht einfach verschwinden. Stiles fuhr mit seinem Finger über das Metallstück, das Donovan vor wenigen Minuten aufgespießt hatte. Tatsächlich war immer noch Blut daran. “Du darfst das niemandem erzählen.“, sagte Stiles. Es waren die ersten Worte, die er mit mir wechselte.
“Was ist mit Scott?“, fragte ich verwirrt, doch Stiles schüttelte den Kopf. “Nicht einmal Scott.“

Isaac versuchte schon das fünfte mal mich zu erreichen, doch ich konnte jetzt nicht rangehen. Stiles war durcheinander und völlig nervös, also musste ich mich erstmal um ihn kümmern. Ich schrieb Isaac kurz, dass ich beschäftigt war und blickte dann zu Stiles, der vor seiner Tafel stand. Mit einem weißen Stift schrieb er auf, dass Donovan nicht tot und weggelaufen war. Er atmete tief durch und versuchte sich zu beruhigen. “Was wenn jemand die Leiche weggebracht hat?“, fragte ich Stiles, doch er antwortete nicht. Stattdessen nahm er einen Lappen und wischte alles wieder weg. Sauer schlug er gegen die Tafel, was mich zusammenzucken ließ. “Stiles...“ Das Vibrieren eines Handys ließ mich verstummen. Genervt ging Stiles ran.
“Hey, Scott.“, sagte er. Fragend sah ich meinen besten Freund an. Stiles schwieg. “Ja, ich ähm... wovon redest du überhaupt?“, stammelte er dann.
Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht.

Tracys Leiche war weg. Somit vermutete Scott, dass jemand die Leichen stahl. Und wenn das so war, dann hatte jemand vermutlich auch die Leiche von Donovan. Da ich Stiles versprach kein Wort über die Sache zu verlieren, hielt ich den Mund. “Wo warst du gestern?“, fragte Isaac mich und folgte mir ins Schulgebäude.
“Bei Stiles. Wenn du weiter so die Schule ohne weiteres betrittst, könnte man ja denken, dass du wieder zum Unterricht gehst.“, entgegnete ich.
“Naja, meinen Abschluss zu machen wäre sicher nicht schlecht. Aber ne, ich verzichte lieber. Schule war nie so mein Ding.“ Lachend schüttelte ich den Kopf. “Natürlich nicht. Du bist zu cool für sowas.“ Isaac grinste leicht. “Stimmt genau. Also, was haben du und Stiles so getrieben?“ Ich schluckte kurz und setzte dann ein falsches Lächeln auf. “Gelernt. Was wolltest du gestern denn?“, versuchte ich das Thema zu wechseln und ging an meinen Spind. Isaac lehnte sich lässig daneben. “Dachte, wir unternehmen was.“, sagte er dann.
“Bei allem was im Moment los ist? Ist vielleicht nicht der beste Zeitpunkt, um unsere Freundschaft zu vertiefen.“, meinte ich und blickte mich nach Stiles um, doch ich sah ihn nirgends. “Ich dachte, eben weil grad so viel los ist, sollten wir was unternehmen. Als Ablenkung.“, entgegnete Isaac belustigt.
Ich verstaute meine Sachen im Spind und seufzte leise. “Im Moment bin nicht ich diejenige, die dringend Ablenkung braucht...“, murmelte ich leise. Isaac sah mich verwirrt an.
“Wie?“, fragte er. Schnell schloss ich den Spind. “Vergiss es. Wir sehen uns später.“, sagte ich, lächelte kurz und verschwand dann Richtung Klassenzimmer.

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