Kampf des Verstandes

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Es wurde dunkel und das bedeutete, dass die Oni hinter Stiles her waren. Als ich Schüsse aus Dereks Loft hörte, zuckte ich zusammen. So schnell wie möglich rannten wir ins Gebäude und dann hoch zu Dereks Loft. Mr Argent und auch der Sheriff zielten mit einer Waffe auf uns, doch als sie uns bemerkten, ließen sie die Waffen wieder sinken. Derek blutete am Rücken, worüber ich mir aber keine Sorgen machte, denn er würde heilen. “Was ist passiert?“, fragten Scott und ich wie aus einem Mund.
“Sie verschwanden. Wie vom Erdboden verschluckt.“, erklärte Allison. Ich brauchte nicht nachfragen, um zu wissen, dass sie von den Oni redete. Der Sheriff blickte uns an. “Genau wie Stiles.“

Am nächsten Morgen saß ich nicht bei mir zu Hause, sondern bei Lydia im Auto. “Sagst du mir jetzt wo wir hinfahren?“, fragte ich etwas genervt. “Ich muss was überprüfen.“, antwortete Lydia. Sie gab mir einen Zettel, auf dem Malias Name und ihre Adresse stand. Überrascht sah ich Lydia an. Aber ich fragte nicht nach, da ich keine Diskussion mit Lydia Martin anfangen wollte. Wer wollte das schon. Lydia bog rechts ab. Seufzend schaute ich aus dem Fenster und erkannte ein Haus, an dem wir schon vorbeigefahren waren. “Ich habe das Gefühl, dass du dich verfahren hast.“, sagte ich.
“Und wieso denkst du das?“ Ich blickte sie an. “Du fährst das viertemal rechts lang. Und viermal rechts macht einen Kreis.“
“Kann gar nicht sein.“, widersprach sie. “Oder?“ Unsicher sah sie nach vorne. “Der Wagen ist doch neu, das GPS funktioniert gut.“, meinte sie dann. Wer mit so einem Optimismus lebte, musste ja wirklich glücklich sein. “Vielleicht funktioniert es noch besser, wenn es an wäre.“, sagte ich sarkastisch.
“Was?“, fragte sie und sah dann auf das Navigationssystem, das aber wirklich aus war, wie sie feststellen musste. Nervös drückte sie auf dem Knopf herum. “Lydia.“, versuchte ich es ruhig. “Alles klar?“
“Nein, ich ehm ich muss sofort anhalten.“ Lydia bremste so hart, dass ich mich am Armaturenbrett festhalten musste, da ich Angst hatte sonst aus dem Sitz zu fallen. “Lydia!“, sagte ich harsch und sah nach vorne. Jemand lag auf dem Parkplatz, auf dem wir hielten. Schnell stiegen wir aus und liefen auf die Person zu. Ich hielt Lydia am Arm fest, als ich erkannte, wer es war. Es war Stiles.

Stiles war bewusstlos, also trugen wir ihn ins Auto und fuhren zu Scott, der uns half den Jungen ins Haus zu tragen. Er wog mehr als ich tatsächlich dachte. Wir gingen vorsichtig auf das Sofa zu, um ihn dort abzulegen. Jeden Moment hätte er wach werden können und ich wusste nicht, was er dann tun würde. “Wir legen ihn auf die Couch.“, sagte Scott. Vorsichtig setzten wir ihn dorthin. Deaton, den wir auch angerufen hatten, hockte sich vor ihn. “Leute, das ist doch verrückt. Er muss sofort ins Krankenhaus.“, meinte Mrs McCall und sah uns beunruhigt an. “Mum, du weißt was letztes Mal passiert ist, als er zum Krankenhaus ging.“ Deaton hob das Shirt von Stiles etwas hoch. Es war eine noch recht frische Wunde zu sehen. So als hätte jemand mit einem Messer auf ihn eingestochen. “Sieht nicht so aus, als würde er bluten. Ich denke fast, er könnte heilen.“, meinte Deaton. Selbst überrascht, dass er das tatsächlich tun konnte. “Sie meinen heilen wie Werwölfe heilen?“, fragte ich skeptisch.
“Ist doch gut, nicht wahr?“, fügte Scott hinzu.
“Für ihn wahrscheinlich ja. Für uns bin ich mir nicht sicher.“ Ich blickte zu Stiles' bewusstlosen Körper.
“Wenn wir ihn schon nicht töten, wieso legen wir ihn dann nicht gleich in stabile Ketten?“, fragte Aiden leicht genervt.
“Ich habe vielleicht etwas effektiveres.“ Deaton holte ein Fläschchen aus seiner Tasche und blickte Stiles an. Aiden und Scott hielten ihm den Mund auf, während Deaton etwas von der Flüssigkeit mit einer Pipette hinein tröpfelte. Stiles Augen waren sofort weit aufgerissen und er versuchte sich zu wehren. Erschrocken wich ich zurück. Stiles versuchte Aiden zu erwürgen, so dass dieser nach Luft rang. “Nehmt ihn von mir weg!“, sagte er und versuchte sich aus dem Griff zu befreien. Scott versuchte ihm zu helfen und schaffte es dann. Stiles merkte, dass er seine Hand nicht mehr selbst bewegen konnte und blickte Deaton finster an. “Kanima-Gift. Netter Schachzug.“ Aiden ließ seine Werwolfzähne zum Vorschein bringen, doch Stiles blieb ruhig. “Weißt du, dass Zwillinge spüren, wenn der andere Schmerz empfindet? Du hast dieses Talent auch nicht verloren oder? Oh, ich hoffe doch nicht. Du wirst es sicher brauchen.“, sprach er, doch wir sahen uns nur verwirrt an. “Okay, ich gebe dir einen Hinweis. Ethan ist in der Schule.“ Scott sah Aiden an. “Geh!“, befahl er und Aiden verschwand so schnell es ging. Stiles lachte. Doch es war nicht sein typisches Lachen. Es war ein böses, finsteres Lachen. “Ich hoffe, er kommt rechtzeitig an. Hm ich mag die Zwillinge. Leicht reizbar, ihr furchtloser Drang zu töten. Sie macht mehr Spaß als ihr Gestaltenwandler, wenn ihr versucht jeden Tag die Welt zu retten.“ Melissa sah Stiles finster an. “Doc, Sie haben zwar seinen Körper lahm gelegt, hätten Sie auch was für seinen Mund?“ Deaton nickte. “Ja natürlich.“ Er holte schwarzes Klebeband raus und klebte ihm damit den Mund zu. Wir gingen in die Küche und grübelte darüber, was wir machen sollten. “Wie viel Zeit haben wir noch?“, fragte ich in die Runde.
“Wenn ich das wüsste. Aber wenn uns nicht bald etwas einfällt, müssen wir einen besseren Ort finden, um ihn unterzubringen. Und ehrlich gesagt denk ich, dass wir die Gefahr hier gewaltig unterschätzen. Zwar ist er paralysiert, aber es fühlt sich immer noch so an, als hätte er uns voll und ganz in der Hand.“ Das waren keine guten Neuigkeiten von Deaton. Ich blickte zu Stiles, der ebenfalls zu uns rüber sah. Jedoch war sein Gesicht wie das Gesicht des Teufels. Es jagte mir einen Schauer über den Rücken. Melissa verband seine Wunde vorsichtig. Ich wandte den Blick von ihm ab. “Also eine Körperveränderung.“, meinte Lydia. “Nun wenn meine Übersetzung korrekt ist, ja. Wir suchen nach einer Heilung in etwas, das vielleicht nicht mehr als ein Sprichwort oder eine Metapher ist.“, erklärte Deaton.
“Und was wenn er gar nicht will?“, fragte Scott. “Er bat nie darum ein Werwolf zu werden.“ Ich blickte ihn an. “Was wenn es sein Leben rettet?“, fragte ich.
“Was wenn es ihn tötet?“, stellte Deaton die Gegenfrage.
“Ich hab das noch nie vorher gemacht. Was wenn ich ihn beiße und aus Versehen eine Arterie treffe?“
“Die Wirkung des Giftes wird nicht lange anhalten. Es muss etwas unternommen werden. Eher früher als später.“, erklärte Deaton.
“Ich hoffe, dass ich Derek jetzt kriege.“ Seufzend holte Scott sein Handy raus und versuchte Derek anzurufen. “Vielleicht sollten wir jemand anderes anrufen.“, begann Lydia. Ungläubig sahen wir sie an. Das konnte nicht ihr ernst sein.

Aber es war ihr ernst, denn kurze Zeit später stand Peter vor der Tür. Er ging um Stiles herum und betrachtete ihn wie ein Tier seine Beute. “Sieht aus, als würde er nicht mal einen Schlag ins Gesicht überleben geschweige denn den Biss eines Werwolfs.“, sagte Peter. Er war nicht besonders hilfreich. Ich verschränkte Augen rollend die Arme. “Also funktioniert es nicht.“, bemerkte Scott.
“Es ist eher ein Kampf des Verstandes als der des Körpers. Es gibt bessere Methoden das zu beenden.“ Fragend sah ich Peter an.
“Was für Methoden?“ Peter starrte Stiles die ganze Zeit an.
“Wir dringen in seinen Kopf ein.“ Scott blickte unsicher zu Peter. Peter redete kurz mit Lydia in einem anderen Raum und kam dann mit ihr wieder. “Also, haben wir einen Plan?“, fragte Deaton neugierig.
“Scott wird versuchen sich durch den Verstand des kränklichen, bösen Stiles zu wühlen, um den kränklichen, echten Stiles auszubuddeln. Und ihn aus seinem eigenen Unterbewusstsein zu holen. Aber er wird es nicht allein tun.“, erklärte Peter.
“Was meinst du?“, fragte Scott nach. Peter blickte zu Lydia.
“Jemand muss mit dir da rein gehen.“ Lydia schluckte. Scott fuhr seine Klauen aus und stellte sich hinter Stiles. “Also, was sollen wir tun, wenn wir ihn finden?“, fragte er Peter.
“Ihr müsst ihn irgendwie herausführen. Er braucht die Kontrolle über seinen Körper und seinen Verstand.“, sagte Peter. “Könntest du das irgendwie noch spezifizieren?“, fragte Lydia genervt, “Denn in dem Moment klingt das nicht gerade sehr ausgepfeilt.“ Peter blickte Scott und Lydia an. “Improvisieren.“, antwortete er.
“Na große Klasse...“, murmelte ich. Wenn wir Stiles verlieren würden, würde ich Peter dafür zur Verantwortung ziehen. “Und wenn das nur ein weiterer Trick ist?“, fragte Scott bedrückt. Peter verschränkte die Arme. “Also wirklich, wann werdet ihr endlich anfangen mir zu vertrauen?“ Ungläubig sahen wir ihn alle an.
“Ihn meinte ich.“, sagte Scott und deutete auf Stiles.
“Ah.“, gab Peter von sich.
“Scott, uns läuft die Zeit davon.“, sagte Deaton. Scott atmete tief durch. Seine Augen färbten sich rot und dann krallte er sich nicht nur in den Hals von Stiles, sondern auch in den von Lydia.

Nach einer Weile blickte ich zu Lydia. Aus ihrer Nase kam Blut, doch sie bewegte sich nicht. “Seht euch das an.“, meinte ich. “Seht ihr das? Sie blutet.“ Ich wollte auf sie zugehen, doch Deaton hielt mich zurück.
“Das ist keine gute Idee.“ Peter hockte sich zu Lydia und sah sie sich an. “Was passiert da? Was passiert mit ihr?“, fragte Melissa.
“Lydia, kannst du mich hören?“, fragte Peter sie. Er nahm ihren Kopf in seine Hände, doch Lydia bewegte sich nicht. “Lydia, du bist stärker als das. Okay, konzentriere dich Lydia. Lydia!“, sagte Peter selbst nervös. Ihre Augen flatterten leicht. Auf einmal erwachten alle drei aus ihrer Starre. Scott und Lydia atmeten durch und ich blickte alle erwartungsvoll an. “Hat es funktioniert?“, fragte Scott, “Nun sagt schon!“ Scott hockte sich vor Stiles und blickte ihn an.
“Was ist passiert?“, fragte Lydia, “Wieso hat es nicht funktioniert?“ Peter blickte sie an. “Weil es keine Wissenschaft ist. Es ist übernatürlich. Ich hab meinen Teil erfüllt, jetzt gib mir den Namen.“, zischte Peter. Scott und ich drehten uns verwirrt um. “Welchen Namen?“, fragte ich. Peter zog Lydia mit sich.
“Was hat das zu bedeuten?“, fragte Scott leicht sauer.
“Lydia, ein Deal ist ein Deal. Sogar mit mir.“, sagte Peter und blickte Lydia eindringlich an. Als Stiles plötzlich aussah, als würde er keine Luft bekommen, drehte ich mich zu ihm um und schaute ihn erschrocken an. Er zog sich den Klebestreifen von seinem Mund und holte etwas aus seinem Mund. Ich wich etwas zurück und beobachtete wie er ein Verband herauszog. Angewidert sahen wir ihm zu. Stiles atmete durch und wich zurück, denn aus dem Verband kroch jemand heraus. Es war ein Mann mit einem Verband um seinen ganzen Kopf herum, so dass man sein Gesicht nicht sehen konnte. Außerdem trug er eine dunkle Lederjacke. Auch seine Hände waren mit einem Verband umwickelt. Ich vermutete, dass es sich um den Nogitsune handelte. Ängstlich stellte ich mich etwas hinter Scott. Der Nogitsune packte mit seiner Hand den Verband auf seinem Kopf und wollte ihn sich abziehen, doch Scott und Peter schnappten ihn sich und zwangen ihn zu Boden. “Halt ihn fest!“, befahl Peter.
“Ich versuchs!“, erwiderte Scott. Sie drückten ihn auf das Sofa. “Warte, warte, warte.“, sagte Scott und nahm ihm den Verband ab. Darunter befand sich Stiles, der uns etwas panisch ansah.
“Scott?“, fragte er.
“Scott!“,sagte Deaton und deutete auf die Tür. Der eigentliche Nogistune war verschwunden und mit ihm Lydia.

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