Zwischen Leben und Tod

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Deaton hatte Recht behalten. Sie spürten es jeden einzelnen Tag immer wieder. Es waren nicht nur einfach Halluzinationen. Manchmal konnten sie einfach nicht unterscheiden was real und was nur ein Traum war. Stiles wurde fast jede Nacht von Panikattacken heimgesucht. Es musste schrecklich sein und ich konnte mir nicht einmal vorstellen, wie schrecklich es tatsächlich war. In der Schule sah ich mich nach meinen Freunden um und entdeckte Scott, der in mich reinlief. Er schien ängstlich zu sein, also brauchte ich nicht nachfragen, was los sei. “Hey, alles klar?“, fragte ich ihn besorgt. Scott atmete erleichtert aus und nickte. “Sieht nicht danach aus, Scott.“ Wenige Sekunden später tauchte Stiles neben uns auf und sah Scott ebenfalls besorgt an. “Mir geht's gut.“, sagte Scott.
“Geht's dir nicht. Es passiert dir auch.“, erwiderte Stiles. “Du siehst Dinge, richtig?“ Scott sah ihn verwirrt an. “Woher weißt du das?“
“Weil es allen dreien von euch passiert.“, antwortete Lydia. Sie blieb vor uns stehen. Neben ihr Allison, die auch völlig fertig aussah. Lydia stolzierte an uns vorbei und machte die große Tür des Gebäudes auf. “Wunderbar, ich bin also nicht die einzige Verrückte hier.“, sagte sie lächelnd. Ich hielt meine Tasche fest, damit sie mir nicht von der Schulter rutschte und folgte ihren schnellen Schritten. “Wir sind nicht verrückt.“, widersprach Allison sofort. “Halluzinationen. Schlafstarre. Ja, euch geht's fantastisch.“ Ich verdrehte die Augen.
“Wir waren tot und sind wieder lebendig. Das sind Nebenwirkungen oder?“, fragte Scott. Ich schaute hoch, als es zum Unterricht klingelte.
“Wir haben ein Auge aufeinander, okay?“, sagte Stiles seufzend. Die anderen nickten. “Und Lydia, hör auf das zu genießen.“, sagte er noch ehe er an ihr vorbei in den Klassenraum lief. Lydia sah ihn unschuldig an. “Was?“ Lachend schlengelte ich mich an ihr vorbei und ging auch in den Klassenraum. Wir hatten einen neuen Geschichtslehrer, weshalb ich sehr gespannt war. Die letzte Lehrerin hatte uns schließlich fast umgebracht. Ich setzte mich auf den Platz neben Scott und legte meine Tasche beiseite. Der neue Lehrer hörte auf an der Tafel zu schreiben und drehte sich zu uns, damit wir ihn ansahen. Er wirkte freundlich und war Asiate, was ich sofort bemerkte. Er trug einen ordentlichen Anzug mit Krawatte, was sehr förmlich wirkte. “Hallo allerseits, mein Name ist Mr Yukimora. Ich übernehme ab heute den Geschichtsunterricht. Meine Familie und ich sind vor drei Wochen hierher gezogen. Bestimmt kennen Sie inzwischen auch meine Tochter. Kira. Oder vielleicht auch nicht, da sie eigentlich niemanden aus der Schule erwähnt hat. Oder gar einen Freund mit nach Hause brachte.“ Ich schmunzelte, doch da hörte ich ein genervtes Stöhnen und, dass jemand seinen Kopf auf den Tisch sinken ließ. Alle, inklusive mir, drehten sich um, um nach der neuen Schülerin zu sehen. “Wie auch immer. Das da ist sie.“ Sie hob den Kopf und sah sich lächelnd um. Es war nur ein zögerndes Lächeln. Man merkte, dass es ihr peinlich war. Sie war sehr hübsch. Sie hatte dunkle Haare wie ihr Vater und sehr dunkle Augen. Ich sah wieder nach vorne, um sie nicht anzustarren und widmete mich dem Unterricht.

Nach dem Unterricht ging ich mit Scott und Stiles zu den Spinden. Sie wollten unbedingt etwas gegen die Halluzinationen tun. “Vielleicht braucht ihr Zeit bis alles normal wird.“, sagte ich. Stiles versuchte seinen Spind zu öffnen und seufzte. “Vergiss nicht. Wir haben den Resetknopf eines übernatürlichen Leuchtturms für übernatürliche Kreaturen gedrückt. Die Chancen stehen gut, dass die Dinge nicht normal werden.“, sagte er. Der Spind öffnete sich nicht und Stiles rüttelte an ihm. Er starrte auf die Zahlen, als ob es Hieroglyphen wären. Während ich versuchte Stiles zu beruhigen, bemerkte dieser, dass etwas mit Scott nicht stimmte. Seine Augen leuchteten rot. “Alter deine Augen.“, bemerkte Stiles.
“Was ist damit?“ Ich holte einen Handspiegel aus meiner Tasche und hielt es ihm hin. “Sie fangen an zu glühen.“ Er schaute in den Spiegel und verdeckte mit seinen Händen seine Augen. “Scott hör auf, lass das.“, befahl Stiles, aber er konnte nicht. “Ich, ich kann es nicht kontrollieren.“ Stiles und ich sahen uns panisch um. “Okay, halt den Kopf unten. Sieh runter und komm mit.“ So schnell es ging, suchten wir einen Raum und brachten Scott hinein. Ich schloss die Tür hinter mir und stellte mich davor. Stiles ging auf Scott zu, doch dieser deutete ihm an zurückzubleiben. “Nein, bleib weg von mir.“, sagte er und ging zum Ende des Raumes. “Scott, es ist okay.“, sagte ich.
“Ich weiß nicht, was passieren wird, geht weg!“ Aber wir dachten nicht einmal daran. Scott ballte seine Hände zu Fäusten, so dass sich seine Klauen in die Haut bohrten. Stiles ging langsam auf ihn zu. Aber Scott hatte sich wieder beruhigt. Geschockt sahen wir ihn an. “Schmerz macht dich menschlich.“, erklärte er.
“Scott, das passiert nicht nur in euren Köpfen. Das ist real.“, stellte ich fest. Mit langsamen Schritten ging ich auf meine besten Freunde zu.
“Das erlebe ich Tag für Tag. Ich hab nicht nur Albträume. Ich habe auch Träume, in denen ich mich buchstäblich wach schreien muss. Und manchmal bin ich mir nicht mal sicher, ob ich tatsächlich je aufwache.“, erzählte Stiles.
“Was meinst du?“, fragte Scott. “Woran merkt man, dass man träumt?“,stellte Stiles die Gegenfrage, “Du kannst im Traum nicht lesen. In letzter Zeit hatte ich immer mehr Probleme beim Lesen. Als könnte ich die Wörter nicht erkennen. Die Buchstaben sind durcheinander.“ Ich sah ihn an. “Also jetzt auch?“ Stiles stand auf und sah auf die Tafel vor ihn, auf der etwas stand. Er blickte sich um. Überall hingen Plakate, auf denen etwas geschrieben war, doch Stiles schüttelte den Kopf. “Ich kann es nicht lesen.“

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