Herzlos

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Theo war wieder da, was mich nicht besonders freute. Seit unserer letzten Begegnung war ich ihm misstrauisch gegenüber. Ich vertraute ihm nicht. Doch Liam bestand darauf, dass er uns helfen könnte, da er mehr über die Geisterreiter wusste als wir.
“Worüber denkst du nach?“, fragte mein Vater, als er in mein Zimmer kam.
“Ich denke über einen toten Jungen nach, den ich in Canaan traf.“, sagte ich wie es war und starrte weiter an die Zimmerdecke.
“Tot?“, fragte mein Vater irritiert.
“Er ertrank 1985.“
“Okay, und weiter?“
“Seine Mum hat den Jungen beschworen. Um die Leere zu füllen, nachdem die wilde Jagd durch Canaan ging.“, erzählte ich. Verschwieg ihm jedoch, dass ich eine halbe Banschee war. Er wusste gerade erst über alles bescheid. Wenn er das erfahren würde, würde er völlig durcheinander kommen.
“Dad? Was wenn Sheriff Stilinski eine Leere füllt? Wenn er diese Leere mit Claudia füllt.“, meinte ich nachdenklich.
“Du denkst Claudia ist tot? Nein, ich sah sie erst kürzlich.“, sagte er.
“So viele Dinge ergeben einfach keinen Sinn. Erst war sie sehr krank, aber dann geht's ihr wieder gut. Dann sagt sie, ihr Jeep wurde vor zwanzig Jahren gestohlen, aber der gehört Stiles. Du hättest ihr Gesicht sehen sollen, als Lydia die Tapete abgezogen hat. Sie war nicht nur sehr wütend, sie war verängstigt. Als würde sie ein Geheimnis beschützen.“
“Okay, ich... wenn das wahr ist, dann braucht Sheriff Stilinski das und ja vielleicht ist das eine Art das alles zu verarbeiten.“
“Was, wenn die Tatsache, dass sie hier ist, Sheriff Stilinski davon abhält sich an Stiles zu erinnern?“, fragte ich und setzte mich auf.
“Abby, wenn Claudia nicht real ist, dann wirst du es ihm sicher nicht sagen wollen.“, entgegnete mein Dad. Und er hatte recht. Es würde ihn kaputt machen.

Ich betrat das Zimmer hinter der Wand, wo die Tapete sich löste mit vorsichtigen Schritten. Mr Stilinski hatte an der Tapete gezogen und so ein großes Loch in der Wand entdeckt. Er vermutete, dass es Stiles' Zimmer war. “Du wusstest davon, richtig?“, fragte mich der Sheriff.
Ich nickte langsam. “Gott, es war auf den Blaupausen. Es war hier, als wir einzogen und das ist 18 Jahre her.“
Ich blickte mich um und sah dann ein Bett an der Wand stehen. Nach und nach kamen Möbel hinzu. Ich lächelte, als ich realisierte, dass ich mich langsam erinnerte. “Abby? Was ist?“, fragte mich der Sheriff.
“Gar nichts.“
“Ich verstehe nicht, wie du wissen konntest, dass das hier ist. Wenn du die Möglichkeit diskutieren willst, dass ich einen Sohn hatte, werde ich dir zuhören.“
Ich nickte und schloss die Tür hinter mir. Er musste alles wissen.

“Lenore hat ihren toten Sohn heraufbeschworen?“, fragte der Sheriff mich ungläubig.
“Sie war als einzige übrig. Und sie musste eine Leere füllen. Also füllte sie sie mit ihrem Sohn.“, erklärte ich.
“Und du hast dieses Kind gesehen?“
“Wir alle. Er war real. Er war dort. Aber...“ Ich senkte den Kopf.
“Aber was?“
“Sie war da, als sie alle anderen holten. Sie bekam alles mit. Aber dennoch glaubte sie es nicht. Sie wollte einfach nur an ihren Sohn glauben.“
“Und was soll das heißen? Du denkst, Claudia existiert nicht? Du denkst, ich hätte mir eine Phantomehefrau ausgedacht?“
“Sie haben Angst, sich an ihn zu erinnern.“, entgegnete ich.
“Sie ist eine Frau aus Fleisch und Blut, okay? Sie ist real. Alles andere hier sind nur Spekulationen, Hypothesen. Es ist nur... Es ist nur eine Theorie basierend auf, auf einer Geisterstadt.“
Er leugnete alles. Ich blickte in die Ecke des Raumes, wo ein Stuhl stand. Auf dem Stuhl lag ein Lacrossehelm und ein Trikot mit der Nummer 24. Wie hypnotisiert ging ich darauf zu und griff nach dem Trikot. Tatsächlich konnte ich es in die Hand nehmen. In meinen Augen sammelten sich Tränen. Schnell drehte ich mich um und sah Mr Stilinski an. “Sehen Sie denn nichts?“, fragte ich verzweifelt.
“Doch, ich sehe eine zutiefst verstörte junge Frau.“
“Sie haben Angst sich an ihn zu erinnern, weil sie Angst davor haben, was es bedeutet.“, sagte ich leise.
“Wieso ist es dir eigentlich so wichtig, ob ich mich an ihn erinnere?“
“Weil Sie ihn geliebt haben.“, antwortete ich und warf ihm das Trikot zu. Ungläubig fing er es auf und blickte mich dann an. Er konnte es sehen. Genau wie ich. Er musste mir einfach glauben.

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