Blitzkrieg

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“Sag schon, du wirst Stiles beißen, richtig?“, meinte Lydia zu Scott, der unbeholfen vor uns stand und uns ansah.
“Um ihn durch den Spalt zu holen. Das ist der einzige Weg.“, antwortete er.
“Nur um das klarzustellen, hast du etwa vor, alle in dieser Bahnstation zu beißen?“, fragte Peter, dem es scheinbar wieder besser ging. Er war mit Stiles bei den Geisterreitern gewesen. Von ihm hatten wir die Schlüssel für den Jeep. Allerdings hatten ihn Malia und Scott völlig verbrannt gefunden. Nun lief er wieder putzmunter durch die Gegend.
“Wenn Stiles zurück ist, hilft er uns einen Plan zu schmieden.“
“Er ist gut darin.“, warf ich ein.
“Also lautet der Plan, dass Stiles einen Plan liefern soll?“, fragte Peter ungläubig. So wie er das sagte, klang es wirklich bescheuert.
“Du kannst jetzt die Klappe halten.“, sagte Malia an Peter gewandt.
“Inzwischen sind wir die einzigen in Beacon Hills. Wenn sie uns holen, wird Lydia die einzige sein, die diesen Ort heimsuchen wird.“
“Deswegen bin ich der einzige, der dort reingeht. Liam, Hayden und Mason bleiben hier. Solange noch jemand in Beacon Hills zurückbleibt, kann die wilde Jagd nicht weiterziehen.“, erklärte Scott.
“Ich mag deinen Plan, Scott. Das tu ich wirklich. Vor allem den Teil, Stiles zu verwandeln. Doch das geht nicht.“, meinte Peter bestimmt.
“Woher weißt du das?“, fragte ich genervt.
“Logik? Lebenserfahrung. Was wenn er geholt wird? Was wenn Stiles nicht da ist oder es kein Beacon Hills gibt, zu dem du zurückkehren kannst?“
“Eine andere Idee?“, mischte sich Liam ein.
“Ja.“, sagte Peter, “Sie heißt renn wie der Teufel.“ Ungläubig schüttelte ich den Kopf. Peter blickte zu Malia. “Also in fünf Minuten?“
“Du hast versprochen uns zu helfen. Wir müssen noch den Spalt finden.“, warf Malia ein.
“Ich helfe nicht Selbstmord zu begehen.“
“Wenn du nicht helfen kannst, dann können wir ihn auch selber finden.“, entgegnete Scott kalt.
“Scott, du wirst es sicher entgegen aller Wahrscheinlichkeiten schaffen. Aber das... davor läuft man nicht weg, sondern rennt.“ Peter drehte sich um und verließ dann das Polizeirevier.
Malia blickte ihm enttäuscht nach.

Zügig folgte ich Scott, Malia und Lydia durch den Wald. “Als ihr hier wart, wie lange dauerte es bis die Geisterreiter auftauchten?“, fragte Scott.
“Ein paar Minuten.“, antwortete Malia.
“Wie beruhigend.“, entgegnete Lydia sarkastisch.
“Wie sollte dieser Spalt aussehen?“, warf Malia fragend ein.
“Wenn er im Gebilde unserer Welt ist, könnte es theoretisch aussehen wie ein mikroskopisches schwarzes Loch oder eine Einsteinrosenbrücke.“, antwortete Lydia. Mitten im Wald blieben wir stehen und schauten nach oben.
“Ich hoffe wirklich, es ist nicht irgendwo da oben.“, warf ich ein.
“Verteilen wir uns.“, meinte Scott und sah sich um. “Hey, seht euch das an.“ Fragend blickte ich zum Alpha, der einen Eingang entdeckt hatte. Er hockte sich auf den Boden und griff in den Boden.
“Der Spalt ist nicht über uns.“, stellte ich fest. Scott schüttelte den Kopf.
“Nein, er ist da unten.“

Wir gingen durch den Tunnel und kletterten dann eine Leiter runter. Ich schnappte mir mein Handy, um die Taschenlampenfunktion zu benutzen und leuchtete damit durch die Gegend. “Ich kann nichts sehen.“, hörte ich Lydia sagen.
“Es muss hier irgendwo sein.“, meinte Scott und ging voran. Als Malia weiter gehen wollte, schien es als würde sie etwas wegstoßen. “Gefunden.“, rief sie und deutete auf ein grünes Portal.
“Es ist auffalend ähnlich.“, stellte Lydia fest.
“Zu was?“, fragte Malia verwirrt.
“Zur Einsteinrosenbrücke.“

Egal wie wir es versuchten, niemand von uns kam durch den Spalt. “Es gibt einen anderen Weg. Wir sollten nachdenken.“, meinte ich.
“Nachdenken?“, fragte Malia ungläubig.
“Ja. Darüber wie man durch einen übernatürlichen Spalt gelangt, der Stahl schmilzt.“, stimmte Scott zu.
“Ich sagte nicht, dass es leicht wird.“, entgegnete ich.
“Aber es muss auch nicht so schwer sein.“, hörten wir jemanden. Als ich mich umdrehte, entdeckte ich den neuen Lehrer unserer Schule.
“Noch einen durchgeknallten Lehrer ertrag ich nicht, Leute.“, sagte ich und sah die anderen an.
“Er folgte unserem Geruch.“, meinte Scott und baute sich schützend vor uns auf.
“Ich folgte eurer Verzweiflung. Wir sind hier in einem schwierigen Punkt angelangt. Verzweifelt hineinzugelangen, um alle zu retten und zu hoffen einen Weg zu finden, diese Armee der Toten zu stoppen. Wir wollen alle das gleiche.“, sagte der Mann.
“Da hat er mal recht.“, warf Lydia ein.
“Wenn er nicht gleich jemanden tötet.“, entgegnete Malia.
“Noch. Wenn er nicht noch jemanden tötet.“, sagte Scott.
“Alles, was im Moment zählt ist durch diesen Spalt zu gelangen.“
“Das geht nach hinten los.“, sagte Malia.
“Der Spalt verbrennt alles, das versucht hindurch zu gelangen.“, fügte ich hinzu.
“Möglicherweise nicht alles.“, meinte der Lehrer. Hinter ihm tauchte Parrish auf. Der Höllenhund.
“Jordan.“, begann Lydia.
“Wenn der Höllenhund den Spalt öffnen kann, gehen wir gemeinsam.“
“Sie sind der böse Kerl. Ich bin mir sicher, Ihnen zu helfen ist eine schlechte Idee.“, entgegnete ich verbittert und verschränkte meine Arme vor der Brust.
“Guter Kerl, böser Kerl. Wann war jemals etwas nur schwarz oder nur weiß?“
“Zweiter Weltkrieg.“, hörte ich Liam, “Er ist ein Nazi. Er will die Jagd für sich selbst. Er will seine eigene übernatürliche Armee.“
Der Mann breitete ein Seil aus.
“Wir lassen Sie nicht durch diesen Spalt.“, sagte Scott bestimmt.
“Mich nicht lassen? Ich verstehe. Ihr denkt, ihr hättet ein Mitspracherecht.“ Sofort benutzte er das Seil als Peitsche und schlug nach uns. Augenblicklich wich ich zurück. Scott brüllte los.
“Höllenhund.“, sagte der Nazi und Parrish begann zu versuchen durch den Spalt zu gehen.
“Parrish, stopp!“, rief Scott ihm zu. Doch er hörte nicht.
“Warte.“, sagte Malia, als Scott auf ihn zulaufen wollte. Parrish ging zur Seite und brüllte den Nazi an.
“Höllenhund, komm her.“, sagte der Nazi, doch Parrish brüllte wieder. Verwirrt beobachtete ich das Szenario. Parrish lief einfach durch den Spalt hindurch.
“Jetzt!“, rief Malia und wir folgten Parrish, doch es war längst zu spät.
“Nein.“, sagte ich und wich zurück, als zwei Geisterreiter auf uns zukamen.
“Lydia, Abby, geht zum Bunker!“, befahl Scott uns. Ohne zu widersprechen liefen wir los. Liam folgte uns. Schnell rannten wir durch den Gang und sahen uns um, als jemand brüllte.
“Das Brüllen war vielversprechend.“, sagte Liam.
“Ja, stimmt.“, antwortete ich.
“Lauft weiter!“, rief Lydia, also liefen wir weiter. Doch vor uns stand ein Geisterreiter. Er schien schießen zu wollen, doch dann machte er es nicht.
“Was passiert hier?“, fragte Liam.
“Keine Ahnung. Bleib hinter mir.“, sagte ich und beobachtete den Geisterreiter. “Folge mir.“ Langsam ging ich an dem Geisterreiter vorbei und ging rückwärts in einen anderen Gang.
“Er hat Angst vor dir.“, bemerkte Liam.
“Ich hab Angst vor mir.“, sagte ich und lief mit Liam und Lydia los.

Scott versuchte seine Mutter zu erreichen, doch sie ging nicht ran. Immer nur die Mailbox. “Scott.“, sagte Malia und ging auf ihn zu. Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter und blickte ihn an. “Scott, deine Mum ist nicht da. Doch sie ist auch nicht tot, hörst du?“, sagte sie und griff nach dem Handy, um es zur Seite zu legen.
“Und was tun wir jetzt?“, fragte Liam.
“Wir können uns nicht vor ihnen verstecken.“
“Was ist mit Abby? Der Geisterreiter hatte Angst vor ihr.“, warf Liam ein.
“Es war keine Angst. Es war... beinahe wie Ehrfurcht.“, erklärte ich und setzte mich zu den anderen.
“Auch egal.“, meinte Scott niedergeschlagen. “Der Spalt ist fort. Wir sind die einzigen, die hier übrig sind.“
Als es an der Tür klopfte, schaute ich hoch. Mr Stilinski kam herein und sah uns an. “Ich habe einen Sohn.“ Hellhörig setzte ich mich auf. “Sein Name ist Mieczyslaw Stilinski. Aber wir nennen ihn Stiles. Ich erinnere mich. Als Stiles ein kleines Kind war, konnte er seinen Vornamen nicht aussprechen. Ich weiß nicht, wieso. Er geht eigentlich leicht von der Zunge, aber am leichtesten fiel ihm das Wort Missetat. Seine Mutter nannte ihn so, wenn er...“ Mr Stilinski machte eine Pause. “Ich erinnere mich, als Stiles seinen Jeep bekam. Er gehörte seiner Mutter. Sie wollte, dass er ihn kriegt. Das erste mal, als er sich ans Steuer setzte, fuhr er direkt in einen kleinen Bach. An diesem Tag gab ich ihm seine erste Rolle Klebeband.“ Der Sheriff lachte leicht. “Er ist immer in Schwierigkeiten geraten. Aber er hatte immer ein gutes Herz. Immer. Wir sind heute hier, weil mein Dummkopf von einem Sohn entschied seinen Freund Scott, seinen besten Freund auf der ganzen Welt, in die Wälder zu zerren, um eine Leiche zu sehen.“ Ich spürte wie mir Tränen über die Wangen liefen.
“Wie haben Sie sich erinnert?“, fragte Scott verwundert.
“Es fing an mit Stiles' T-Shirt.“, sagte Mr Stilinski und sah mich an. Ich lächelte leicht und wischte mir die Tränen weg. “Dann fand ich den roten Faden für seine Verbrechenstafel. Letztendlich kam sein gesamtes Zimmer zurück. Und alle Erinnerungen. Und dann geschah das Seltsamste.“
“Und was?“, fragte ich.
“Ich dachte, ich würde ihn sehen. Es war, als hätte sich etwas aufgetan. Direkt mitten in seinem Zimmer. Nur für einen Moment. Und dann war es weg.“
“Ein Spalt.“, merkte Scott an.
“Ich dachte, es gäbe nur einen Spalt. Wir sahen, wie er verschwand.“, warf Malia ein.
“Sie erinnerten sich an Stiles?“, fragte Scott. Der Sheriff nickte. “Und ein neuer Spalt ist entstanden.“
“Wenn der Sheriff das tun kann“
“Dann wir vielleicht auch.“, beendete ich Malias Satz.
“Aber der Spalt hat sich geschlossen.“, unterbrach Liam uns.
“Dann öffnen wir ihn wieder.“, meinte Scott.
“Wie?“, fragte Mr Stilinski.
“Indem wir uns an Stiles erinnern.“, sagte Scott, “Wir müssen uns an alles erinnern.“

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