Das Mädchen, das zu viel wusste...

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Mitten in der Nacht zur Schule zu fahren stand zwar nicht auf meiner Bucket List, aber weil Lydia anscheinend etwas gefunden hatte, beschloss ich es einfach auf meiner Liste hinzuzufügen. Stiles nahm mich mit in seinem Jeep und so kam es, dass wir vor der Schule auf Allison, Scott und Lydia trafen.
„Es war wieder so", erzählte Lydia. "Genau wie am Pool. Ich stieg ins Auto, wollte ganz woanders hin und landete hier. Ich sollte dich ja anrufen, wenn es wieder eine Leiche gibt."
Schockiert sah ich sie an. "Du hast 'ne Leiche gefunden?"
Lydia schüttelte den Kopf. "Noch nicht."
"Noch nicht? Was heißt noch nicht? Du solltest anrufen, wenn du eine gefunden hast", sagte Stiles.
"Oh nein. Nochmal mach ich das nicht. Denn von jetzt an werdet ihr sie finden."
"Ach und wie sollen wir die Leichen finden? Du bist doch diejenige, die sie immer findet."
Ich blickte mich um und weitete meine Augen, als ich eine tote Polizistin auf dem riesen Felsen entdeckte, auf dem der Name unserer Schule geschrieben stand.
„Leute!", sagte ich und unterbrach das Streitgespräch zwischen Stiles und Lydia. "Ich hab' sie gefunden."

~

Dass am nächsten Morgen die Polizei vor Ort war, war ja nicht verwunderlich. Die Morde hörten einfach nicht auf. Stiles kämpfte mit sich, alles seinem Vater zu beichten. Ihm von allem zu erzählen, was wir wussten, auch wenn es hieß, dass er über das Übernatürliche Bescheid wusste. Schließlich war er vielleicht der nächste, der tot war, wenn der Darach jetzt auch noch auf Polizisten losging. Scott bat Isaac darum, nach Allison zu sehen, die nicht in der Schule auftauchte. Scheinbar machte er sich Sorgen um sie und da ich eine Freistunde hatte, beschloss ich mitzukommen, da ich mir ebenfalls Sorgen um sie machte. Ich dachte, wir waren Freundinnen, deswegen wollte ich für sie da sein. Während ich die Tür nehmen wollte, hielt Isaac es für eine gute Idee durchs Fenster zu klettern.
„Darf ich dich daran erinnern, dass ich kein Werwolf bin, der einfach da hochklettern kann?", sagte ich. Wir standen im Vorgarten der Argents und schauten nach oben zu Allisons Fenster. "Ich weiß. Aber wenn was passiert ist, müssen wir unauffällig rein", antwortete Isaac.
„Du willst doch nur einen auf James Bond machen." Grinsend sah er mich an. "Möglich."
Ich sah mich um und entdeckte einen Baum, der zu Allisons Fenster führte.
„Soll ich dir helfen hochzukommen?", fragte Isaac mich immer noch grinsend. Ich schüttelte den Kopf. "Nein, nein nicht nötig. Ich komm schon klar", sagte ich selbstsicher, obwohl ich das nicht war.
„Wie du meinst." Isaac war so schnell oben, dass ich kaum gucken konnte, wie er das machte. Mit offenem Mund sah ich ihm nach und atmete durch. "Also gut", murmelte ich und versuchte, langsam und vorsichtig den Baum hochzuklettern. Ich erinnerte mich daran, dass ich damals mit Stiles und Scott auf Bäume hochgeklettert bin. Als ich oben ankam und stolz durchs Fenster kam, änderte sich mein Blick, da Isaac auf dem Boden lag und Allison mit einem Messer über ihn gebeugt war. Allison drehte sich zu mir um und sah uns an.
„Oh oh...", entfuhr es mir.
„Was macht ihr denn hier?"
Isaac sah Allison an. "Scott sagte, du warst nicht in der Schule."
Verwirrt sah sie ihn an. "Scott hat euch geschickt?" Ich kletterte ins Zimmer und sah sie an. "Naja, eigentlich nur Isaac. Aber ich hab mir auch Sorgen gemacht."
Allison lächelte leicht. "Ich kann auf mich selbst aufpassen."
Isaac sah auf das Messer in ihrer Hand. "Ja, wenn du es nicht gesagt hättest, wäre mir das nicht aufgefallen."

~

"Okay warte, Sekunde. Dein Dad ist der Killer?", fragte ich ungläubig. Isaac und ich folgten ihr in das Büro ihres Vaters. Irgendwie glaubte ich das nicht. Warum würde er sowas tun?
„Nein, ich mein, ich glaube nicht. Ich hoffe, dass er es nicht ist."
Sie ging um den Schreibtisch herum.
"Du hoffst also, er ist nicht der serienmordende dunkle Droide, der Leuten die Kehle aufreißt?", fragte Isaac. Er hatte das alles gut zusammengefasst. "Ja."
Isaac sah sie an. "Alles klar."
Wenn er nicht der Mörder war, wonach suchten wir dann?
„Wollt ihr mir jetzt helfen oder nicht?"
Vorsichtig nickte ich. Blieb uns denn eine andere Wahl?
"Ja, wir werden versuchen alle wichtigen Fakten zusammenzukriegen", sagte Isaac. Auf dem Schreibtisch lag eine Karte von Beacon Hills ausgebreitet. Mit einem UV-Licht ging Allison über die Karte. "Seht ihr die Markierungen?", fragte sie. Tatsächlich konnte man durch das Licht etwas erkennen. "Es werden noch fünf weitere Leichen gefunden, aber da steht nicht, wer sie sein werden." Isaac stellte sich ein wenig weiter weg von der Karte und schaute sie sich genau an.
„Was tust du da?", fragte ich verwirrt.
"Das hab ich von meinem Vater gelernt. Tritt ein Stück zurück und sieh dir das ganze Bild an. Manchmal sieht man Dinge, die einem nicht auffallen. Wenn man zu nah dran ist und nur die Details ansieht." Isaac Lahey war ein schlaues Kerlchen. Außerdem war sein Vater wohl doch nicht nur ein Arschloch, sondern war zu etwas nützlich. Allison und ich traten einen Schritt zurück. Dabei stieß ich leicht gegen Isaac, doch ich entschuldigte mich nicht. Stattdessen sah ich auf die Karte. Und dann auf den gesamten Schreibtisch.
„Seht ihr das auch?", fragte ich und nahm die Karte vom Tisch. Auf dem Tisch war ein Muster gezeichnet.
„Wow", sagte Isaac beeindruckt und Allison lächelte mich an. Derek hatte recht, ich war schlau.
"Was ist das?", fragte Isaac.
"Ein fünffacher Knoten", erklärte Allison. „Ein keltisches Symbol."
Isaac trat näher und betrachtete es. Er hatte die UV-Lampe in der Hand und als er mit der Hand, mit der er sie hielt, den Tisch anfassen wollte, sah ich etwas, das mir die Sprache verschlug. Etwas war auf dem Tisch geschrieben, was man nur mit dem UV-Licht erkennen konnte. Ich nahm die Hand von Isaac und führte sie mit dem Licht über den Tisch. "Jungfrauen", las Isaac vor. Ich ließ seine Hand los und er leuchtete mit der Lampe auf den nächsten Knoten.
„Krieger", las Allison diesmal vor.
„Heiler", sagte ich.
„Philosophen", machte Allison weiter und zuletzt sprach Isaac.
„Hüter."
Das ganze Muster passte. Erst starben drei Jungfrauen, dann drei Krieger und als nächstes starben beinahe drei Heiler. Da die Polizistin Tara tot war, mussten es als nächstes drei Hüter sein. Wissend blickten wir einander an und riefen Stiles an. Es würde ihn freuen zu hören, dass seine Theorie stimmte.
Philosophen?", fragte Stiles verwirrt.
„Und Hüter. Was nach letzter Nacht sowas wie Gesetzeshüter bedeuten muss, richtig?", fügte ich hinzu.
"Stiles du musst es deinem Dad sagen", sagte Allison. „Sag ihm, was du sagen musst, aber du musst ihn überzeugen. Erzähl es ihm. Warne ihn."
"Okay, okay, okay, schon gut.", sagte er und legte dann auf.

~

Allison setzte sich auf den Bürostuhl und bekam eine Nachricht von Scott, dass Mr Westover vermisst wurde.
„Ich muss ihn aufhalten." Damit meinte Allison ganz klar ihren Vater, der anscheinend der Mörder war.
"Ist das wirklich 'ne gute Idee?", fragte Isaac. „Ich meine, wenn dein Dad tatsächlich hinter all dem-"
"Wenn?", unterbrach ihn Allison. „Es ist so. Er weiß alles, er hat alles geplant. Er hat ehm..."
Zu wissen, dass ihr Vater vermutlich der Killer war, erschütterte sie. Deshalb wollte ich für sie da sein. Allison breitete die Karte wieder aus, die sie vorhin zusammengefaltet hatte.
„Was tust du da?", fragte ich sie.
"Wenn Mr Westover entführt wurde, gibt es noch einen Punkt auf der tellurischen Strömung", antwortete sie.
"Du meinst, wo er geopfert wird?" Ich ging zu ihr rüber und schaute auf die Karte. Isaac nahm das UV-Licht und leuchtete drauf bis er einen Punkt fand. "Da. Diese Markierung ist neu", sagte er und zeigte mit dem Finger drauf. Allison fotografierte die Karte mit dem Punkt ab. "Dann muss er dort sein."

~

Da wir Allison nicht allein lassen wollten, fuhren wir mit ihr zur alten Fabrik, wo Mr Westover sich befinden sollte.
„Und du willst Scott nicht benachrichtigen?", fragte Isaac, als wir auf das Gelände fuhren, wo auch schon das Auto von Mr Argent stand.
„Bleibt hinter mir und seid ruhig, okay?", sagte Allison und stieg aus dem Wagen. Isaac und ich blickten uns eine Sekunde an.
„Das wird sicher kein gutes Ende nehmen", sagte dieser. Ich stimmte zu und stieg dann ebenfalls aus. Das Gebäude war leer, als wir es betraten.
„Damit du es weißt. Wenn dein Dad versucht mich zu töten, werde ich mich verteidigen", stellte Isaac klar.
"Wenn mein Dad versucht, dich zu töten war's das." Isaac lachte leichte. "Du kannst ja richtig lustig sein."
Ich verdrehte die Augen und ging weiter. Währenddessen sah ich mich vorsichtig um. Plötzlich hielt Isaac uns fest und sah uns an. "Ich rieche Blut."
Schockiert sah ich ihn an. "Woher? Welche Richtung?", fragte ich.
"Keine Ahnung, so gut bin ich darin noch nicht."
Wir schauten uns um, doch sahen und hörten nichts. Allison zückte ihr Messer und ging nach vorne. "Allison", sagte ich leise, aber laut genug, damit sie es hörte. "Allison warte."
Allison blieb stehen und sah schockiert gerade aus. Mr Westfield hang in einem Raum und sah aus, als würde er nicht mehr lange durchhalten. Allison rannte los.
„Allison nicht!", riefen Isaac und ich gleichzeitig.
"In Deckung!", rief Mr Argent und fing an zu schießen. Jemand war hier und versuchte, uns mit Schüssen umzubringen. Zu Dritt gingen wir in Deckung.
„Helft ihm!", kam es wieder von Allisons Vater. Schnell half Isaac mir auf. Zusammen gingen wir auf den Lehrer zu, um ihn zu befreien.
„Das ist Mr Westover", sagte Allison. "Unser Geschichtslehrer."
Er war mittlerweile schon tot. "Mit Hüter waren nicht Gesetzeshüter gemeint", setzte ich nachdenklich an. Mr Argent war nicht der Mörder. Er hatte uns vor dem Darach gerettet.
„Die ganze Zeit über hast du ihn allein gejagt?", fragte Allison ihren Vater, der auf dem Boden die Patronen seiner Pistole aufhob.
„Ich war so nah dran", sagte dieser frustriert. „So nah. Wenn ihr drei nicht..."
Allison ging auf ihn zu. "Also ist es jetzt meine Schuld? Auch, dass du mich in letzter Zeit angelogen hast?"
"Willst du alle Lügen auflisten? Ich glaube nicht, dass du dabei gut wegkommst", konterte Mr Argent. "Ist nur ein Gedanke, ist vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt für ein Familientreffen", unterbrach ich das Gespräch.
"Da ist immer noch ein Lehrer", sagte Isaac und ich nickte. Mr Argent ging ein Licht auf.
„Die Aufführung."
Allison sah ihren Vater an. "Ich schätze, wir gehen jetzt doch hin."

~

Zu der Aufführung gingen nicht nur eine Menge Schüler hin, sondern auch sämtliche Lehrer, die in Gefahr waren. Dort angekommen, stiegen wir schnell aus dem Wagen und rannten ins Schulgebäude. Bei der Aufführung schien alles normal zu sein. Das Orchester spielte ein düsteres Lied, was sehr gut zu der ganzen Geschichte passte. Allison und ich tauschten Blicke. Noch war alles ruhig, doch plötzlich hörten wir einen sehr lauten schrillen Schrei. Mit meinen Händen hielt ich mir die Ohren zu und fragte mich, was das war. Verwirrt sah ich zu Isaac und Allison, die sich auch die Ohren zuhielten. Auf einmal fiel die Lehrerin am Klavier um. Blut spritzte aus ihrem Hals und die Menschenmenge lief panisch umher. Eilig liefen wir auf die Frau zu, die tot am Boden lag. Auf dem Boden der Bühne lagen weiße Kugeln und Blätter. "Mistelzweig."

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