Wiedererlangtes Gedächtnis

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“Der Tunnel ist verschlossen. Alles ist verschlossen.“, sagte ich außer Atem und lief auf die anderen zu. Scott schloss die Tür hinter mir.
“Und, wird es sie aufhalten?“, fragte Malia.
“Vermutlich nicht.“, antwortete Scott.
“Definitiv nicht.“, korrigierte Lydia ihn.
“Ihr hofft doch wohl nicht, dass ich der Optimist sein werde.“, entgegnete Malia ungläubig. Sie war nie eine Optimistin. Daher erwartete ich nun auch nicht besonders viel von ihr.
Scott ging auf eine große Maschine zu ohne etwas darauf zu erwidern. “Also wie kalt wird dieses Ding?“, fragte er stattdessen.
“Kalt genug für einen Höllenhund. Nicht wie das Eisbad, das du Isaac verpasst hast, aber es kann deine Kerntemperatur senken. Wie es kein Mensch überleben würde.“, erklärte Lydia dem Alpha. Sie war vor Wochen mit Parrish hier gewesen, daher brachte sie uns auch jetzt her.
“Um unsere Erinnerungen zu holen, müssen wir uns den Arsch abfrieren?“, fragte Malia.
“Es verlangsamt den Herzschlag und versetzt euch in eine Art Trance.“, erzählte ich ihr.
“Also wie Hypnose.“, warf Scott ein.
“Hypnotische Regression. Wenn wir wissen, wie es funktioniert.“, entgegnete Lydia und sah sich das Gerät an.
“Hier steht Start. Vielleicht ist es gar nicht so kompliziert.“, sagte Malia und deutet auf einen grünen Knopf.
“Es ist kompliziert.“, meinte Scott nach längerem Betrachten, denn es passierte nichts.
“Also optimistisch gesehen, wie viel Zeit brauchen wir, um das zu tun?“, fragte Malia wieder.
“So viel wie Liam und Stilinski uns verschaffen können.“

Scott drückte den grünen Knopf und die Maschine begann Geräusche zu machen. “Okay, es tut sich irgendwas. Alles klar?“, fragte ich und sah Scott an. Dieser nickte und ging hinein. Nachdem er die Tür schloss, schloss Lydia sie ab. “Und denk dran. Das wird kalt genug, um dich zu töten. Wenn es sich falsch anfühlt oder als würde es nicht funktionieren-“, begann ich.
“Es wird funktionieren.“, sagte Scott zuversichtlich.
“Ich hoffe, du sagst das nicht, weil du denkst, ich wüsste was ich tue.“, warf Lydia ein.
“Ich sage das, weil ich weiß, dass du das hinkriegen kannst.“
Lydia nickte langsam und betätigte dann weitere Schalter.
“Okay, ja, das ist sehr kalt. Wirklich kalt.“, hörten wir Scott.
“Und was sollen wir jetzt tun? Mit ihm reden? Ihm helfen sich zu erinnern? Warten bis er zum Werwolf Eis am Stiel wird?“, fragte Malia nervös.
“Wir müssen ihn führen. Auf ihn achten.“, erklärte Lydia. “Scott, konzentrier dich auf ihn. Konzentriere dich auf Stiles. Versuche ihn dir in deinem Kopf vorzustellen. Wie er aussieht. Dinge, die er gesagt hat.“
Die Marschine begann plötzlich seltsame Geräusche von sich zu geben, was mich skeptisch werden ließ. “Das gefällt mir nicht.“, sagte ich.
“Da stimmt was nicht.“, stimmte Malia zu.
“Warte, gebt ihm noch ein paar Sekunden.“ Ich blickte Scott durch das kleine Fenster in der Tür an.
“Ich werd ihn da rausholen.“, meinte Malia und griff nach dem Hebel, doch Lydia hielt ihre Hand fest.
“Warte.“, sagte sie. “Scott. Scott, hörst du mich? Scott. Hörst du mich?“ Eine Weile antwortete Scott nicht. Dann schloss er die Augen. “Scott, schlaf nicht ein. Du musst unbedingt deine Augen offen halten.“
“Ich versuch's.“, meinte Scott schwach.
“Es ist kein Schlaf. Ich denke, du verlierst das Bewusstsein.“, warf ich panisch ein. “Und wenn du das tust, denke ich, werden wir dich verlieren.“
“Scott, bleibe wach!“, rief Malia und betonte jedes Wort.
Lydia redete weiter auf ihn ein.
“Was passiert mit ihm?“, fragte Malia, die selbst langsam panisch wurde.
“Keine Ahnung.“, antwortete Lydia.
“Er sieht nicht gut aus. Er wirkt irgendwie verloren.“
“Ich denke, das ist er. Ich glaube, es sind zu viele Informationen, als wäre er unter all den Erinnerungen begraben oder von ihnen überlastet.“
“Was können wir tun, um zu helfen?“, fragte ich unsere Freundin. Lydia trat einen Schritt vor.
“Scott, Scott, hörst du mich?“ Sie klopfte gegen die Scheibe, doch er regte sich nicht. “Versuche dich zu fokussieren.“
Plötzlich hörte ich einen lauten Knall. Erschrocken blickte ich die anderen an. “Hört ihr das?“, fragte Malia.
“Donner?“, fragte Lydia.
“Wär möglich.“
“Das funktioniert nicht.“, sagte ich verzweifelt. “Wir müssen uns was anderes einfallen lassen.“
“Ich weiß, ich weiß.“, erwiderte Lydia.
“Gefriert er jetzt da drin?“, fragte Malia.
“Wenn seine Erinnerungen ihn nicht töten.“
“Es muss doch einen anderen Weg geben, oder nicht? Huh?“
“Da das mein erster Versuch ist, einen dimensionalen Spalt im Raum-Zeit-Kontinuum zu öffnen, taste ich irgendwie im Dunkeln rum, ok?“, entgegnete Lydia etwas genervt.
“Ich hol ihn da raus.“ Malia griff nach dem Hebel, doch ich hielt ihre Hand fest.
“Warte. Lydia ist nicht die einzige.“, sagte ich.
“Was?“, fragte Malia verwirrt.
“Naja die im Dunkeln herumtastet.“
“Was meinst du denn?“
“Wir sollten wie bei einer tatsächlichen Hypnose vorgehen. Sie benutzen Bilder, um dich durch Erinnerungen zu führen. Wie eine Treppe. Die Stufen führen dich runter durch ein Jahr zum nächsten. Und so führen sie dich wieder zurück.“, erklärte ich.
“Alles klar, also muss er sich was vorstellen. Und was sagen wir ihm?“, fragte Malia mich. Ich atmete durch und stellte mich vor die Tür. Scott hielt sich quälend die Ohren zu.
“Scott, kannst du mich hören? Scott, hör zu. Stell dir Folgendes vor. Zum Beispiel, dass du in der Highschool wärst. Visualisiere dich selbst in der Highschool. In den Flur, in dem all die Schließfächer sind. Versuche einfach dir vorzustellen dort zu stehen. Denn dort sind deine Erinnerungen. Dort sind alle Erinnerungen Scott. Sie sind hinter jedem einzelnen Schließfach. Und jede Erinnerung an Stiles ist in einem seperaten Schließfach. Scott, du bist dort. In der Highschool. Du stehst jetzt dort.“
“Abby, ich brauche deine Hilfe. Ich schaff das nicht. Ich krieg das nicht hin.“, hörte ich Scott sagen.
“Such weiter.“, sagte ich, erleichtert darüber, dass es ihm gut ging.
“Da sind Erinnerungen, aber ich weiß nicht, welche die richtige ist. Und... Was soll ich jetzt tun?“
“Finde eine andere Erinnerung. Finde einfach eine andere Erinnerung.“, sagte ich und wartete. Scott zuckte leicht. Lydia blickte auf die Temperaturanzeige. “Es wird zu kalt. Er wird zu kalt.“, warf Lydia ein.
“Was wenn es nicht genügt sich an ihn zu erinnern? Was wenn es eine Art Beziehung ist, die er aufgrund einer Erinnerung herstellen muss?“, spekulierte Malia.
“Wie eine emotionale Verbindung?“, fragte Lydia nach.
“So hat es vielleicht auch bei Stilinski funktioniert.“
“Er hat sich nicht an irgendwen erinnert, sondern an seinen Sohn.“
“Scott. Scott? Kannst du mich hören?“, fragte Malia und trat an die Maschine. “Hör zu, ich erinnere mich an etwas. Anfang des Jahres versuchte Stiles etwas zu finden, wo ihr beide nach dem Abschluss zusammen wohnen könntet. Ihr zwei wolltet in ein Appartement ziehen. Und ich erinnere mich etwas zu Stiles gesagt zu haben. Irgendwas, dass es nicht gerade eine gute Idee wäre mit Freunden zusammenzuziehen. Selbst mit deinem besten Freund. Aber Stiles sagte auch, das wäre egal, weil ihr nicht nur Freunde wärt. Ihr Jungs wärt mehr wie Brüder.“

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