XLVII

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Die ersten Therapie Stunden waren rum. Anfangs hatte ich das Gefühl, dass endlich alles gut werden könnte. Doch jetzt hatte ich immer mehr das Gefühl als würde Penny mir entgleiten. Wie sie anfangs in jeder freien Minute meine Nähe gesucht hatte, wir kaum die Finger von einander lassen konnten, so wich sie mir jetzt immer aus. Lies mich nicht an sie ran. Sie mied jede einzelne Berührung mit mir. Sie zuckt hefig zusammen, wenn wir uns zufällig berühren. Wir schliefen auch nicht mehr in einen Bett. Viel zu selten haben wir in der letzten Zeit etwas unternommen. Man konnte nicht sagen, dass es an der Arbeit lag, denn vorher hatte es ja auch funktioniert. Emchen kam oft nach der Schule zu mir und wir verbrachten den ganzen Nachmittag zusammen. So auch heute. Ich hatte mir vorgenommen, wenn Pen sie heute abholen würde, sie darauf anzusprechen. Ich mache mir einfach Sorgen. Hatte ich etwas falsch gemacht? Was war nur los mit ihr? Warum kann sie mir nicht einfach sagen was los ist? Immer wenn ich sie darauf anspreche, verschließt sie sich total und weicht mir aus. Kaum mehr sah man sie lachen. Langsam hatte ich das Gefühl, als würden diese Therapie-Stunden nicht helfen sondern alles nur noch schlimmer machen. Oder war sie nur bei mir so? Emchen hatte nie was erwähnt, dass Penny komisch wäre und bisher hat sie ja immer etwas in die Richtung angedeutet.

Ich sah auf die Uhr. Es war bereits halb zwölf. Um zwölf hat Em Schluss. Ich beschließe sie spontan von der Schule abzuholen. Schnell ziehe ich mich an und fahre mit dem Auto zu ihrer Schule. Ich parke dort und warte auf Em. Kurz nach zwölf kamen vier kleine Mädchen mit ihren Schulranzen, die fast größer waren als sie selbst, aus dem Gebäude gestürmt. Eine von ihnen war Em. "Romiiiiiiiii!", kreischt sie und läuft lachend auf mich zu. Zu spät erkenne ich den Radfahrer. "EMILY!".

"Herr Bürki?". Ich schau von der Bank auf. "Dr. Ahrend. Ich bin der behandelnde Arzt ihrer Tochter.", reicht er mir die Hand. Sofort springe ich auf. "Was ist mit ihr?", "Beruhigen sie sich erst einmal. Die Kleine hatte einen verdammt großen Schutzengel. Sie hat eine Gehirnerschütterungen und ein paar Schrammen erlitten. Ihr Arm, der vor kurzen gebrochen war, hat den Crash auch gut überstanden. Aus reiner Vorsichtsmaßnahme muss ihre Tochter heute über Nacht bleiben.". Ich atme erleichtert aus. "Kann ich zu ihr?", "Natürlich sie fragt schon nach Ihnen.", lächelt der Arzt und lässt mich dann zu ihr. "Prinzessin!", gehe ich zu ihr ans Bett. Weinend streckt sie ihre Ärmchen nach mir aus: "Romi.". "Alles gut ich bin da!", ziehe ich sie vorsichtig an mich. "Emily!", stürmt Pen in das Zimmer. "Oh Gott Süße!", kommt sie sofort zu ihr an Bett. Ich weiche zurück. "Was hast du gemacht? Warum hast du nicht auf sie aufgepasst? Wieso? Wieso Roman? Wie konnte das nur passieren! Verschwinde!", schreit sie mich an. "Aber..", "Nichts aber! Das verzeih ich dir nie!", schreit sie. Mit gesenkten Kopf verlasse ich das Zimmer. "Roman sie steht unter Schock sie-", "Nein Am. Sie hat ja recht." murmel ich und gehe an ihr vorbei. Im Auto schlage ich mit voller Wucht auf mein Lenkrad. Wie konnte ich nur so dumm sein! Ich hätte vorher schaun müssen, ob jemand kommt. Was wäre gewesen, wenn es ein Auto gewesen wäre und nicht ein Fahrradfahrer. Langsam fahre ich nach Hause. Die Welt zieht mehr an mir vorbei, als das ich hätte etwas mitbekommen können. Traurig packe ich Emchens Sachen, die sie bei mir lagert in eine Tasche und stelle sie vor Pennys Villa. Wieder Zuhause schmeiße ich mich auf die Couch und vergrabe meinen Kopf in meinen Händen. Ich schnappe mein Handy und wähle eine Nummer. "Hey mein Großer! Schön das du dich meldest!", „Hallo Mama."

Die letzten Tage habe ich mich stur auf mein Training konzentriert. Habe versucht das ganze einfach zu verdrängen, aber es ging nicht. Wie jeden Abend zünde ich die Kerze für Emchen an. Ich frage mich wie es ihr wohl geht. Hoffentlich kann sie schon wieder rumtollen und mit ihren Freundinnen etwas spielen. Jeden Tag vor dem schlafen gehen plagen mich die Vorwürfe. Jede Nacht träume ich das erlebte noch einmal. Wieso habe ich nicht besser aufgepasst. Wieso? Wie konnte ich das denn zulassen! „Roman?". Wie konnte ich nur? „Roman! Hey! Was is denn los?", werde ich rumgerissen. „Jule.", murmel ich. „Ja Jule! Sag mal was ist denn los?", „Nichts.", murmel ich. „Ja genau nichts! Deswegen bist du auch seit einer Woche so abwesend. Ein Wunder, dass du beim Training anwesend bist. Was ist denn los? Hast du mal wieder Stress mit Penny oder was ist los?", schreit er mich an. „Jule es ist okay!", zieht ihn Marc von mir weg. Auf einmal bricht alles in mir zusammen. Wie ein Kartenhaus. „Romi!", höre ich ein bekannte Stimme, doch kann mich nicht mehr halten und sacke zusammen.

„Romi?", höre ich ihre niedlich Stimme weit weit entfernt. „Was ist mit Romi?", „Er wird gleich aufwachen. Er hat wohl ein bisschen zu wenig gegessen.", „Warum?", „Das musst du ihn selber fragen." Langsam blitzel ich. „Romi? Romi! Er wacht auf! Romi?". Ich öffne die Augen und sehe das süßeste Mädchen der Welt. „Emchen!", flüstere ich. Die Kleine schlingt ihre Arme um mich. „Romi! Warum isst du denn nichts?", fragt sie mich dann. Ich streichle nur ihren Kopf und drücke sie wieder an mich. Es tut so gut sie zu sehen. Ich hab die Kleine so sehr vermisst. Und sie scheint den Unfall schon sehr gut weggesteckt zu haben. Zumindest etwas. Ich küsse ihre Stirn und schließe einen kurzen Moment die Augen, um das hier zu genießen. „Roman?", höre ich die Stimme vom Doc. „Hm.", „Du hattest einen klassischen Kreislaufzusammenbruch. Wann hast du denn zuletzt was gegessen?", „Gestern abend... oder morgen keine Ahnung.", murmel ich. „Ich muss dir aber nicht erzählen, dass das ungesund ist oder?", „Nein... wann kann ich wieder Trainieren?", „Zwei Tage Ruhe, dann kommst du zu mir. Wenn dann alles passt darfst du wieder, also iss was Junge!". Ich nicke nur. „Es warten ein paar Leute auf dich. Soll ich sie reinholen?", „Nicht nötig.". Langsam setze ich mich auf und Em sieht mich erwartungsvoll an. „Was ist Prinzessin?", „Du musst wieder essen Romi!", „Ja Em, ich weiß.", lächel ich und hebe sie von der Liege, um anschließend selbst aufzustehen. „Roman! Was machst du denn für Sachen!", kommt Jule zu mir und umarmt mich direkt. „Hab wohl vergessen zu frühstücken.", murmel ich. „Vergessen? So etwas vergisst man doch nicht?", „Ja wenn man so verfressen ist wie du, klar.", wirft Erik ein und wir lachen alle bis auf Jule. „Was hat der Doc gesagt?", will Marc wissen. „Zwei Tage Ruhe. Wenn dann alles passt darf ich wieder trainieren.", „Na dann ab mit dir nach Hause!", lächelt Amira, die an Erik gekuschelt da steht. „Ich komm mit!", wirft Emchen ein. „Em. Penny wird das nicht erlauben. Außerdem musst du doch morgen in die Schule!", „Morgen ist nur so eine Sportveranstaltung. Da kann ich nicht mitmachen und einer muss sich um Romi kümmern!", „Em-", „Nein! Ich bleibe bei Roman!", klammert sich die Kleine an mich. „Hör mal Prinzessin. Ich schaff das schon.", gehe ich zu ihr in die Knie. „Nein! Ich will aber bei dir sein!", schlingt die Kleine ihre Arme um mich und beginnt zu weinen. „Ich hätte da eine Idee.", meldet dich Erik. „Sag schon?", fordert Am in auf. „Naja, wir nehmen Roman mit zu uns und Penny sagen wir, dass Emchen bei uns übernachtet. Sie muss ja nicht wissen, dass Roman auch hier ist.", zuckt er mit den Schultern. „Jaaaa!", schreit Emily sofort und kuschelt sich an mich. Fragend sehe ich zu Amira die lächelnd nickt. „Gute Idee Schatz!", küsst sie Erik, der daraufhin strahlt wie ein Honigkuchenpferd. Wir verabschieden uns von Jule und Marc und fahren dann zu Erik. Sofort werde ich ins Gästezimmer geschickt. Emchen folgt mir auf Schritt und Tritt und lässt mich keine Sekunde außer Augen. „Brauchst du was?", will sie wissen, als ich im Bett liege. Ich klopfe auf die freie Seite neben mir und sie legt sie zu mir. „Mach dir keine Sorgen! Mir geht es gut Prinzessin.", „Nein, sonst wärst du nicht am Boden gelegen!", verschränkt sie trotzig ihre Arme. Lächelnd betrachte ich dies. „Das ist nicht lustig! Ich hatte Angst.", murmelt sie traurig. „Prinzessin!", ziehe ich sie schnell wieder an mich. „Es ist alles gut.", flüstere ich. „Nein!", beginnt sie zu weinen. „Penny gibt dir die Schuld, obwohl du nichts für den Unfall kannst! Ich bin doch einfach zu dir gelaufen! Und jetzt sind alle traurig! Du, Penny und ich!", weint sie bitterlich.

Honeymoonsuit  (Roman Bürki FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt