LVI

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„Wie geht es dir heute?", setzt sich Frau Doktor Lindner zu mir ans Bett. „Geht schon.", murmel ich und ziehe die Decke enger um mich. „Wo ist Emchen?", will ich dann wissen. „Ihr geht es gut.", „Und wo ist sie?", fahre ich panisch hoch. „Bitte beruhige dich Penny!", „Wo ist Emchen!", ich merke wie mir die Tränen in die Augen steigen. „Ich bin hier!", höre ich ihre Stimme und sie stürmt zu mir an Bett. Fest schlinge ich meine Arme um sie. „Mir gehts gut Penny! Du brauchst dir keine Sorgen machen. Mir geht es wirklich gut.", lächelt sie mich an und küsst meine Wange. „Ok.", nuschel ich und löse mich etwas von ihr. „Kommst du mit Roger und mir spazieren.", fragt sie dann. „Ich denke auch ein bisschen frische Luft würde dir gut tun.", lächelt mich Vera meine Psychologin an. Nickend versuche ich auf zu stehen. „Hopla! Nicht so schnell. Dein Kreislauf muss sich erst daran gewöhnen.", hält mich Vera am Arm und bringt mich ins Bad. Geschafft setze ich mich auf den Rand der Badewanne. Wiedermal kommen mir die Tränen. „Hey Penny!", nimmt mich Vera in den Arm. „Ich weiß es ist schwer, aber du wirst sehen, von Tag zu Tag wirst du wieder mehr Kraft bekommen. Wir alle werden dir dabei helfen." Ich schüttle den Kopf. Er nicht.

Tatsächlich hatte ich es geschafft eine Runde mit Roger und Emchen zu gehen. Die beiden tollen am Spielplatz und lachten um die Wette. Es tat gut zu wissen, dass es ihr gut ging. Am Rückweg kommen wir am Friedhof vorbei. Wie von selbst blieb ich stehen. „Möchtest du reingehen?", fragt mich Vera leise. Ich nicke nur und setze einen Fuß vor den anderen, bis ich merke, dass sie mir folgt. „Ka-kann ich...", „Okay, aber meld dich wenn was ist ja?". Ich nicke wieder und setze meinen Weg fort. Vor dem Stein aus Granit sinke ich zu Boden. „Hey ihr beiden.", flüstere ich unter Tränen. „Es-es tut mir so leid. Ich...ich habe versagt. Auf ganzer Linie. Mum, es tut mir leid, dass ich für Emily nie das sein konnte, was sie gebraucht hatte. Ich hab es nicht geschafft dich zu ersetzen. Ich...es tut mir so unendlich leid Mum.", schluchze ich und ziehe meine Füße fest an meinen Körper. „Und Omi, ich hab alles versucht, um deine Hotels so weiter zuführen, wie du es gewollt hättest. Aber ich muss euch sagen ich kann nicht mehr. Ich hab einfach keine Kraft mehr. Ich hab keine Kraft mehr, das alles hier irgendwie zu deichseln. Ich wünschte es wär anders. Ich wünschte ich müsste euch nicht enttäuschen, aber ich bin am Ende. Ich habe einfach keinen Kraft mehr. Ich bin und bleibe eben eine Versagerin. So wie es Papa immer sagt.", hauche ich und sacke vor dem Grab zusammen.

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Wie immer liege ich in meinem Bett und starre an meine Decke. Heute war der Abend vor Weihnachten und ich wusste nicht, was ich damit anfangen sollte. Generell wusste ich nicht was ich tun sollte. Ich vermisse sie so sehr. Wie es ihr wohl geht. Mit meiner Prinzessin hatte ich schon am Nachmittag geskypt. Sie freute sich riesig auf Weihnachten, aber dennoch war sie traurig. Verständlich. Ihrer Schwester ging es alles andere als gut. Plötzlich geht meine Tür auf und Marco lugt rein. „Was ist?", frage ich genervt. Er wusste doch, dass ich alleine sein möchte. „Ich dachte du kön", weiter kam er nicht, denn ich sah meine Prinzessin an ihm vorbeischlüpfen. Mit ihrem Teddy stürmt sie zu mir und ich schließe sie fest in meine Arme. „Prinzessin!", hauche ich und ziehe sie mit mir hinter auf mein Bett. Sie hatte sogar schon einen Schlafanzug an. Ok es war auch schon nach zehn, was bedeutet, dass sie hätte schon längst schlafen müssen. „Eigentlich wollte ich sie erst morgen früh vorbeibringen. Aber sie wollte unbedingt jetzt schon zu ihrem Romi!", erschien Roger lachend in der Tür. Schwach grinsend schaut sie zu mir auf und gähnt dann kräftig. „Na da ist aber jemand müde! Hm?", frage ich. Sie nickt und kuschelt sich eng an meine nackte Brust. „Gute Nacht ihr beiden! Emchen sei schön brav und wir telefonieren morgen Roman, ja?", „Okay. Gute Nacht!", lächle ich und blicke zu Emchen die schon seelenruhig auf mir schlief. „Gute Nacht, Prinzessin!", flüstere ich und hauche einen Kuss auf ihre Stirn, bevor ich mich ebenfalls zu ihr lege und versuche zu schlafen.

„Na los weck ihn schon.", höre ich meinen Bruder flüstern. Kurz darauf versuchen mich kleine Hände zu kitzeln. Grinsend schnappe ich mir meine Prinzessin, drehe uns und fange an sie zu kitzeln. „Rooohoomiiiiii!", kreischt sie lachend. „Na wer wollte mich denn da kitzeln?", „Dein Bruder hat gesagt!", deutet sie zur Tür, in der Marco lachend steht. „Du warst das?". Er zuckt mit den Schultern und sagt: „In fünf Minuten gibt es Frühstück. Ich sollte alle wecken." Grinsend verschwindet er dann wieder. Ich schüttel nur den Kopf und drehe mich samt Emchen wieder auf meinen Rücken. Grinsend setzt sie sich auf meinen Bauch. „Gut geschlafen Prinzessin?", „Jap!", nickt sie und sieht sich interessiert in meinem Kinderzimmer um. „Das war mein Zimmer, als ich so alt war wie du.", lächle ich und streichle über ihren Kopf. Dann auf einmal wird ihr Blick traurig. „Prinzessin!", hauche ich schockiert, als sie sogar das Weinen anfängt. Fest ziehe ich sie an mich. „Was hast du denn?", möchte ich von ihr wissen und versuche sie irgendwie zu beruhigen. „Das ist das erste Weihnachten ohne Omi! Und Penny ist auch nicht da.", weint sie. „Schhh Emchen. Deine Omi ist immer bei dir. In deinem Herzen. Vor allen an Weihnachten. Wer meinst du sagt dem Christkind das du besonders brav warst und gaaaaaanz viele Geschenke kriegst?". Mit großen Augen sieht sie mich an. „Und was Penny angeht. Wir feiern einfach nochmal Weihnachten, wenn es ihr besser geht ja?", „Jaaaaa!", strahlt die Kleine und umarmt mich fest. „Na komm! Lass uns frühstücken! Willst du Huckepack?", frage ich sie, weiß aber schon vorher ihre Antwort. Mit ihr am Rücken laufe ich runter und etwas durchs Wohnzimmer. Emchen lacht die ganze Zeit. Ich war froh sie etwas ablenken zu können. Plötzlich stand meine Mutter mit strengem Blick vor uns. „Guten Morgen Mum.", grinse ich. Lachend schüttelt sie ihren Kopf: „Guten Morgen ihr zwei! Emily ich hab dir einen Kakao gemacht. Ist das in Ordnung?", „Guten Morgen Mama Bürki! Jaaaaaa! Dankeschön!", erwidert sie. „Ach Kind, du bist ja was zum gern haben!", streichelt sie ihr über den Kopf und verschwindet wieder in der Küche. Verwirrt sehen wir uns kurz an, bevor ich uns ins Esszimmer bringe, wo Marco bereits vor seinem Kaffee sitz und Papa seine Zeitung liest. Ich lasse Emchen runter und sie klettert sofort auf den Stuhl neben Marco. „Guten Morgen Marco! Guten Morgen Papa Bürki!", grinst sie die beiden an. „Guten Morgen Emily! Hast du gut geschlafen oder hat Roman so geschnarcht.", legt mein Vater die Zeitung weg und betrachtet sie grinsend. „Romi schnarcht ein bisschen, aber ich hab trotzdem gut geschlafen.", kichert sie. „So schau mal kleine Maus!", stellt meine Mutter ihr den Kakao hin. „Dankeschön!", grinst sie und will sofort trinken. „Vorsicht! Pass auf. Nicht das er noch heiß ist.", schreite ich ein. Sofort stellt sie die Tasse wieder hin und betrachtet sie. „Was machst du da?", frage ich verwirrt. „Ich schau ob die Tasse noch dampft. Weil wenn sie dampft dann is es heiß!", erklärte sie mir und sieht gespannt auf die Tasse. „Du kannst schon trinken. Ich hab sie extra etwas abkühlen lassen.", komm meine Mutter mit dem Brotkorb zu uns und setzt sich an den Tisch. Wir alle beginnen zu frühstücken, als ich Emchens Blick auf mir spüre. „Was ist los Prinzessin? Hast du keinen Hunger?", „Doch!", „Aber?". Sie winkt mich zu sich, sodass ich mich zu ihr runter lehne. „Darf ich Nutella haben?", flüstert sie in mein Ohr. Aus großen unschuldigen Augen sieht sie mich an. Wer kann da Bitteschön nein sagen? „Ok, eine Hälfte von der Semmel und die andere isst du mit Käse oder Wurst, okay?", „Danke Romiiiiii!", strahlt sie mich an. Kopfschüttelnd nehme ich eine ihrer Hälften und beschmiere sie mit Nutella. „Romi?", zupft sie an meinem Ärmel. „Ja Prinzessin?", ich spüre deutlich die grinsenden Gesichter aller Anwesenden auf mir. „Warum darf Marco beide Hälften mit Nutella beschmieren?", will sie neugierig wissen. „Das ist eine gute Frage Emily. Marco, du weißt schon das Nutella ungesund ist! Du solltest die zweite Hälfte auch mit etwas anderem belegen!", meldet sich meine Mutter zu Wort. Marco will gerade von seinem Nutellabrot abbeißen, doch als wir ihn alle kritisch anschauen legt er es wieder auf den Teller. Zusammen fangen wir alle an zu lachen. „Warum lachen die denn jetzt?", fragt Emchen Marco. „Weil sie doof sind!", pickst er ihr in den Bauch. „Ey!", quiekt sie. „Romi! Marco muss einen Euro in die „du darfst keine bösen Wörter sagen!" -Kasse zahlen!", „Na dann verlang sie mal von ihm!", „Was? Wenn das so weiter geht verhungere ich nicht nur sondern werd auch noch arm!", protestiert er und wir alle lachen wieder.

Honeymoonsuit  (Roman Bürki FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt