38 - the light in his eyes

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Thomas

Ich wusste nicht wie viel Alkohol ich bereits in mir hatte, es war zu viel um mich an alle Getränke des Abends zu erinnern. Es war so gegen zwei oder drei Uhr, als uns gesagt wurde, wir sollten die Kneipe verlassen, der Kellner würde jetzt schließen. Vielleicht hatte er auch einfach keine Lust mehr auf das ganze Gelache und Gelaber. Keine Ahnung, aber ich könnte ihm das nicht verübeln. Wenn ich betrunken war, war ich ja schon schlimm, das wusste ich, aber mit Dylan, der noch dazu auch betrunken war, war es um einiges schlimmer. Wir verließen torkelnd und schwankend das Gasthaus und versuchten nicht sofort umzufallen. Auf einmal fing Dylan an loszulachen und bekam sich nicht mehr ein. "Was is'n?", fragte ich grinsend, aber ziemlich undeutlich, versuchte mich an einer Hauswand abzustützen, weil stehen echt schwer wurde. "Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du richtig scheiße aussiehst, wenn du besoffen bist?", erwiderte Dylan lallend, immer noch lachend und sich an einer Straßenlaterne festhaltend. "Halt.." Ich musste aufstoßen. "die Klappe.", brachte ich heraus, bevor Dylan erneut loslachte. Was er so witzig fand, verstand ich zwar nicht, aber Dylans Lachen war unglaublich ansteckend, weshalb auch ich mir das Lachen nicht mehr verkneifen konnte. Ich will gar nicht wissen wie wir gerade aussehen. Zwei besoffene Typen die sich nicht mehr vor Lachen bekommen und sich schon abstützen müssen, damit es sie nicht gleich legt. "Du hast doch so den Schaden, Alter.", lachte ich, versuchte mich von der Hauswand abzustoßen und loszulaufen. Ich wollte echt wieder zurück ins Hotel, langsam wurde mir schlecht. Ich ließ also von der Hauswand ab, versuchte loszugehen. Die ersten paar Schritte stolperte ich, fing mich dann wieder und torkelte weiter. Dylan sah mich perplex an, als würde er es für unmöglich halten, dass ich in meinem Zustand noch gehen könnte. Tatsächlich stellte sich heraus, dass es in meinem Zustand wirklich unmöglich war. Ich stolperte erneut, fing mich dieses Mal allerdings nicht. Das übernahm Dylan für mich. Sofort kam er zu mir getapst, wenn auch nur unbeholfen und fing mich auf, bevor ich auf den Boden knallte. Mein trüber Blick traf seinen strahlenden. Er war munter wie sonst immer, lachte mich leicht an. "Wusste ich doch, dass das schief geht.", lallte er, sah mir weiter in die Augen. Er sah viel glücklicher aus, als noch vor ein paar Stunden. Vorhin hatte er so lustlos und zerbrechlich an der Bar gesessen und jetzt war er wieder so frech und ausgelassen wie ich ihn eigentlich kannte. Nur eben betrunken. Schon komisch, dass er dafür jetzt Alkohol braucht, obwohl er sonst auch ohne das Zeug so drauf war. Naja vielleicht liegts ja dran, dass er sonst nicht so kaputt war. Nachdem er sich wieder beruhigt hatte und aufgehört zu lachen, sah er mir ernst in die Augen, als hätte er sich darin verloren. Genauso wie ich mich in seinen. Sein Blick wurde wieder klarer und er war scheinbar zurück in der Realität. Er lächelte wieder matt, half mir mich hinzustellen, ließ seinen Arm um meine Schulter. Ich legte meinen Arm ebenfalls um seine Schultern, stützte mich leicht auf ihn, ebenso wie er sich auf mich stützte. So hatten wir beide etwas, woran wir uns festhalten konnten. Schon komisch, dass man in zwei betrunkenen besten Freunden so viel Tiefsinniges finden konnte: Wir würden beide fallen, fänden wir nicht Halt beim andern. Wir würden beide nicht weit kommen, ohne den anderen.

Ich hatte ja von Anfang an, als ich vom Hotel aus losgelaufen war, aber jetzt hatte ich echt keine Ahnung mehr, wo wir langliefen. Dylan auch nicht. Der Weg zum Hotel war also ziemlich interessant. Als wir ziemlich lange geradeaus getaumelt waren, kamen wir an eine Kreuzung und wussten nicht, wo wir abbiegen sollten, also dachte sich Dylan, dass ein Baum am Straßenrand uns doch sicher helfen konnte. Er torkelte also, fest entschlossen eine hilfreiche Antwort zu bekommen, zum nächst besten Baum. Ich hatte mich abseits lachend auf den Boden gesetzt und beobachtete ihn. Zuerst fragte er den Baum irgendwas, was ich nicht verstand, dann rastete er komplett aus, weil er, wie ich erwartet hatte, keine Antwort bekommen hatte und meinte jetzt den Baum hassen zu müssen. "Egal. Ich und mein Tommy brauchen dich eh nicht.", schrie er den Baum jetzt an, trat dagegen. Mein Lachen beruhigte sich wieder. Ich wusste nicht wieso, aber als er mich 'seinen Tommy' genannt hatte, sah ich ihn wieder vor mir, wie er in der Dusche über mir gesessen hatte, mir meine Haare aus dem Gesicht gestrichen hatte und seine Lippen auf meine gelegt hatte. Ich wusste echt nicht wieso. Thomas. Du weißt dass das nich gut geht. Du hast ihm selber gesagt, dass du nicht einen auf 'och alles gut' machen kannst. Ich seufzte kurz, sah wie Dylan nochmal gegen den Baum trat, vor ihm auf den Boden spuckte und über die Straße zurück zu mir stolperte. Ich musste automatisch lächeln, als ich ihn so sah. Weil ich keine Lust mehr hatte zu laufen, streckte ich meine Arme aus. Dylan sah mich erst verwirrt an, verstand dann und seufzte. "Och nee. Du mutierst jetzt nicht zu nem Koala.", lachte er leicht, nicht mehr ganz so krass lallend wie davor. "Hab' halt keine Lust mehr zu laufen.", murrte ich. "Okay.", antwortete er schulterzuckend. Ich sah ihn an, runzelte die Stirn. "Bleiben wir halt hier." Er sagte es so, als wäre es komplett selbstverständlich um drei Uhr nachts betrunken auf einer Wiese zu liegen, nachdem man einen Baum angemotzt hatte, weil er einem nicht antwortete. Klar, is komplett normal. Ich ließ meine Arme sinken, grinste ihn kopfschüttelnd an. "Du hast sie echt nich mehr alle.", grinste ich, ließ mich aber zurück ins Gras fallen, atmete einmal tief durch. "Und wenn schon. Ich brauch auch nicht 'alle'.", antwortete er. Ich sah in den Himmel, hinauf zu den hell leuchtenden Sternen. "Ich brauch nur dich.", fügte er hinzu, drehte seinen Kopf zu mir. Ich runzelte die Stirn, drehte meinen Kopf ebenfalls zu ihm, sah ihm in die Augen. Die Falten auf meiner Stirn verschwanden, ich entspannte mich und musste lächeln. Dylan sah mich ernst an. Aus diesen braunen Augen. Die tausend mal heller leuchteten, als die Sterne am Himmel.

Alle guten Dinge sind 4?! (Dylmas) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt