85 - america

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Thomas

Der Flug war statt ca drei Stunden fast viereinhalb gegangen und man merkte deutlich, wie Dylan mit jeder vergangenen Minute angespannter wurde. Er war ab und zu eingedöst während wir flogen, doch ich bezweifle, dass er auch nur eine Sekunde ruhig geschlafen hatte.
Grade standen wir an der Gepäckabteilung und warteten auf unsere Koffer, während er nervös mit dem Bein zitterte. Vorsichtig legte ich von hinten meine Arme um ihn, meinen Kopf auf seine Schulter. ,,Sie kommen sicher gleich. Julia holt uns ja ab oder?", fragte ich, um ihn etwas abzulenken. Er nickte knapp.

Ich war tatsächlich auch etwas nervös, doch hauptsächlich, weil ich jetzt das erste Mal seine Familie treffen würde. Julia kannte ich zwar schon und Dylan hatte das mit mir seiner Familie auch schon gesagt, doch trotzdem war es etwas komisch, seine Eltern jetzt kennenzulernen. Doch was die Umstände anging, sollte ich mich jetzt erstmal darauf konzentrieren, für meinen Freund und dessen Angehörige so gut ich konnte da zu sein und meine Priorität auf das Wohl dieser legen. Dennoch fiel es mir schwer, nicht darüber nachzudenken, was denn sein Vater und seine Mutter zu mir sagen würden.

Als dann letztendlich unsere Gepäckstücke auf der Leiste erschienen, atmete der etwas Kleinere vor mir angespannt aus, lief darauf zu. Klar war es grade schwierig damit umzugehen, dass er so angespannt war, doch ich gab mein bestes, ihm dabei so gut ich konnte zur Seite zu stehen und ich wusste irgendwo auch, dass er mir dafür wahrscheinlich sehr dankbar war. Also ging ich ihm hinterher, half ihm bei den Koffern und ging mit ihm in Richtung Ausgang. Dort sahen wir auch schon seine matt lächelnde Schwester, die uns beide mit einer herzlichen Umarmung begrüßte. ,,Hey, na, wie war der FLug?", fragte sie, mit etwas geschwollenen Augenlidern und einem auffällig gezwungenen Lächeln. ,,Ganz gut, nur etwas länger, als gedacht.", erwiderte ich mit einem sanften Gesichtsaudruck, was sie mit einem Nicken beantwortete. Dylan stand stumm daneben, weshalb sie ihm einen wortwörtlich miteleidigen Blick schenkte, dann nach seinem Gepäck griff. ,,Also gut, machen wir uns mal auf den Weg.", fügte sie zu ihrer Geste hinzu.

Als wir so durch New York fuhren, saß ich auf dem Rücksitz, während Julia fuhr und Dylan stumm aus dem Fenster sah. Mein Bein bewegte sich im Takt zur leisen Musik, während seines vor sich hin zitterte, als könnte er es nicht unter Kontrolle behalten. Besorgt musterte ich ihn die Fahrt über, während wir bald schon in die Einfahrt ihres Hauses fuhren. Julia stoppte den Wagen und atmete leise durch, nachdem sie den Motor ausgestellt hatte. ,,Also gut.", murmelte sie leise, mehr zu sich selbst, als zu uns. Dann öffnete sie die Tür, nachdem sie sich abgeschnallt hatte und ging zum Kofferraum, während wir ebenfalls ausstiegen und ihr halfen, unser Gepäck mit aus dem Wagen zu nehmen.

Und nun standen wir da, vor der Haustür meines Freundes, drauf und dran, seine kranke Mutter und seinen besorgten Vater zu treffen, während mir das Herz in die Hose rutschte. Wie reagierte man denn da, wenn sowas war? Ich wollte das wirklich nicht verhauen. Und wie sollte ich seine Eltern begrüßen? Sir, Ma'am? Ich war doch schon Ewigkeiten auch befreundet mit Dylan gewesen, was sagt man denn da? Etwas überrascht sah ich zu meinem Freund, als dieser meine Hand nahm. ,,Mach dir keinen Kopf, sei einfach du selbst, okay? Sie werden sicher dankbar sein, dass du auch mitgekommen bist.", meinte er sanft, als hätte er meine Gedanken gelesen. Tatsächlich war ich jetzt beruhigter und verschränkte meine Finger mit denen meines Gegenübers, der das erste Mal seit längerem wieder etwas gesagt hatt. Und ich war ihm sehr dankbar dafür, denn es kam genau im richtigen Moment. Behutsam drückte ich auf die Klingel, atmete gleichzeitig mit Dylan und Julia nochmals tief durch.

Alle guten Dinge sind 4?! (Dylmas) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt