72 - i promise

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Thomas

Als ich mich abends frisch geduscht ins Bett fallen ließ und mit meinem Handy in der Hand darauf wartete, dass Dylan aus der Lobby nach oben kommen würde, da er noch ein wenig mit den anderen am Tisch sitzen geblieben war, seufzte ich leise. Ich dachte zurück an den Tag heute, verdrehte die Augen leicht, bei dem Gedanken daran, wie Dylan und ich auf der Bühne absolut so tun mussten, als wäre überhaupt nichts zwischen uns. Die Knutschflecken hatte mir eine Stylistin mit etwas Make Up notdürftig überdeckt, wir wurden extra auseinander gesetzt. Ich musste mich zwingen, grade zu laufen und vor allem unterdrücken, ständig zu meinem Freund zu gaffen.

Und das alles nur wegen wem? Genau, Kyle. Das homophobe Arschloch hatte gemeldet, dass Dylan und ich zusammen waren und entschieden, dass es mehr Schaden, als uns gut dastehen lassen würde, wenn wir ein - wie er es nannte - "Schwuchtelpärchen" im Cast hätten. Allein bei dem Gedanken an seine Visage könnte ich kotzen. Wieso konnte er uns nicht einfach in Ruhe lassen? Jetzt, wo wir uns endlich beide sicher waren, dass wir die Beziehung wirklich wollten. Grade jetzt, wo alles so perfekt schien...

Ich schaltete lustlos mein Handy aus, ließ mich tiefer ins Kissen sinken und kuschelte mich in die Bettdecke, unter der ich jetzt nur zu gerne Dylan auch liegen hätte. Grade wurde mir plötzlich alles zu viel. Das alles, was ich die letzte, wenn auch kurze, Zeit hatte verdrängen können, kam jetzt mit einem Schlag zurück. Wie ein heftiger Tritt, direkt in die Fresse. Mein Magen drehte sich langsam um und mir stiegen Tränen in die Augen. Auch wenn ich versuchte mich davon abzuhalten, den Frust und das Angestaute hochkommen zu lassen, schrie alles in mir einfach danach zu heulen. 

Verdammt, wieso? Es lief doch grade alles viel besser als vorher. Ich war gerade dabei die Dinge so zu akzeptieren, wie sie gerade waren. Es schien alles gut zu sein und doch schnürte mir der Kummer gerade die Luft förmlich ab. Verzweifelt klammerte ich mich an das Kissen, auf dem normalerweise Dylan schlafen würde und vergrub meinen Kopf darin. Sofort stieg mir der Geruch meines Freundes in die Nase. 

Ich hatte gehofft, dass mich das etwas beruhigen würde, aber da hatte ich mich wohl kläglich getäuscht. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund machte es meine Trauer nur größer und letztendlich brach dann der Damm. Die ersten Tränen fanden ihren Weg ins Kissen und weitere folgten mit einer Reihe von leisen Schluchzern. Ich hatte keine Ahnung, was mich da gerade ritt, aber stoppen konnte ich es nicht.

Alles kam auf einmal zurück. Alles Negative. Alles Gescheiterte. Alle meine Fehler sah ich genau an mir vorbeiziehen. Ich hörte wieder meine Mutter weinen, meinen Vater schreien, meine Schwester schluchzen, Feuerzeuge klacken, Flammen aufzischen. Ich sah Zigaretten brennen, meine zitternden Finger nach zu langem Entzug nach einer Spritze in meinem Rucksack kramen. Mich auf Dylans Schoß unter der Dusche, Dylan, wie er Rosa küsste. Kyles angewidertes Gesicht, Dylans Reaktion darauf...Es schien, als würden die Stimmen in meinem Kopf mal wieder anfangen mir zu verklickern, dass ich ein verdammt schlechter Mensch war und im Endeffekt nur eine Blockade für so ziemlich jeden. 

Sie schrien ich sei wertlos, Dyl würde das alles hier nur aus Mitleid machen, Kyle hätte Recht, meine Mutter wäre ja so enttäuscht von mir...Mein Vater, meine Schwester, Kihong und allgemein alle die mir lieb waren, würden mich früher oder später verlassen und auch Dylan wäre jetzt wahrscheinlich wieder mit Rosa im Bett, statt am Bartresen mit den anderen.

Ich schluchzte, heulte, grub meinen Kopf so tief ins Kissen, dass die Luft schon allmählig knapp wurde. Ich konnte mich nicht wehren. So gern ich es auch wollte. Jetzt wo ich alleine war und vor allem weil es nachts war. Das war früher schon immer so. Nachts schienen die Dämonen stärker und ich tausend mal schwächer. 

Die Tür des Zimmers und Dylan, wie er hereinkam bemerkte ich erst gar nicht. Das tat ich erst, als zwei starke Hände mich behutsam an eine Brust drückten, an die ich mich in letzter Zeit nur zu gerne gekuschelt hatte. So sehr ich es auch wollte, ich konnte nicht aufhören zu heulen. Dylan aber verstand anscheinend, denn alles was er tat war mich schützend bei sich zu halten und stumm mit einer Hand durch meine Haare zu kraulen. Ich hingegen klammerte mich an ihn, schluckte hin und wieder, heulte aber hauptsächlich sein Shirt voll und kämpfte damit, ob ich ihm sagen sollte was los war oder nicht. Ich hatte nämlich das verdammt große Verlangen, meine Sorgen mit ihm zu teilen, damit ich sie endlich von der Seele hatte und er mir gut zureden könnte, mich so akzeptieren, wie ich bin, auch mit meinen Schwächen. Doch die Stimmen, die mir sagten, dass er das niemals tun würde, waren viel zu laut.

,,Es tut mir so leid...", schluchzte ich also unverständlich, atmete unregelmäßig gegen sein Oberteil. ,,Shh, Tommy. Es ist doch alles okay. Ich bin da.", erwiderte mein Freund sanftmütig, küsste meine noch nassen Haare, die meinen Tränen dabei halfen, sein Shirt triefnass zu bekommen. ,,Und ich bleibe auch, hörst du? Ich liebe dich.", fuhr er fort, als hätte er meine Gedanken lesen können. 

Und ab da konnte ich es nicht mehr halten. Meine Worte sprudelten nur so aus mir heraus, genauso meine Tränen und Schluchzer. Dylan hielt mich nah bei sich und hörte aufmerksam zu, strich mir weiter durchs feuchte Haar. Er ließ mich reden und heulen, was verdammt gut tat und mehr half, als ich es jemals für möglich gehalten hätte. Es tat gut, meine Schwächen mit jemandem zu teilen, der mir klarmachte, dass er trotzdem bleiben würde. Als ich fertig war mich auszuheulen, klammerte ich mich wieder an ihn, begann noch schneller zu atmen als sowieso schon. ,, Thomas, mein Schatz...du bist kein schlechter Freund, okay? Und ein schlechter Bruder erst Recht nicht. Und was deine Eltern angeht...nur weil du dich als Kind damals nicht getraut hast, dich gegen deinen Vater zu stellen oder dein Vater dich immer als unnütz beleidigt hat, heißt das lange nicht, dass du ein schlechter Sohn bist. Es heißt nur, dass dein Vater ein Arschloch ist, verstehst du? Und das mit den Drogen...Es ist ein Teil deines Lebens. Du kannst es nicht rückgängig machen. Es hat dich zu dem gemacht, was du jetzt bist, okay? Und so liebe ich dich. Komme was wolle. Sag mir alles Schlechte, was du jemals gemacht hast und ich werde dich trotzdem kein bisschen weniger lieben. Denn jeder Fehler, den du mit mir teilst, macht dich in meinen Augen nur noch schöner, hörst du? Du kannst mir sowas immer erzählen und ich werde dir immer zuhören. Du musst das nicht alleine tragen, okay? Du hast mich an deiner Seite und das wird auch so bleiben.", hielt er eine halbe Rede, die mich aber deutlich beruhigte. Seine Stimme war lauter als die in meinem Kopf, schien diese nahezu stumm zu schalten. Als er fertig war, sah ich aus verheulten Augen zu ihm auf, sah ihn jetzt seit er das Zimmer betreten hatte das erste Mal an. ,,Versprochen?", fragte ich leise und mit gebrochener Stimme, sah ihm tief in die Augen. Er nickte, lächelte mich zaghaft an und legte die Hände an meine Wangen, strich mir die Überreste meiner Tränen aus dem Gesicht. ,,Ich verspreche es dir, mein Engel."

***

Eyy Leute das hier passt iwie gar nicht mehr zu dem, was ich in letzter Zeit abgezogen hab. 1.000+ Wörter und sogar relativ regelmäßige Updates? Was ist passiert? xD 

Anyways nehme ich wie immer Feedback und Vorschläge für Fluff/Drama/whatever gern entgegen, also wenn ihr iwie was unbedingt in der Story drin haben wollt, immer her damit. Hilft bestimmt auch ein bisschen gegen Schreibblockaden, wenn ich Ideen von euch habe, die ich umsetzen kann.🌚


Alle guten Dinge sind 4?! (Dylmas) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt