25 - meiner

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Thomas

Ich lag mit Dylan auf dem Bett in seinen Sachen, die er mir vorhin gegeben hatte und die mir viel zu groß waren. Mein Kopf ruhte auf seiner Brust, die sich gleichmäßig hob und sank und ich starrte die Wand an, die ein Wenig entfernt vom Bett zu sehen war. Seinen beruhigender Herzschlag konnte ich hören und ebenso spüren, wie seine Finger, mit denen er meine Kopfhaut streichtelte. Ich war unglaublich entspannt, fühlte mich so geborgen und sicher wie noch nie und war einfach wunschlos glücklich, Dylan ging es dem Anschein nach genau so. Wir unterhielten uns ziemlich leise über alles Mögliche: alte Erinnerungen, Dinge die passiert waren, als wir gestritten hatten, einfach alles was uns gerade in den Sinn kam. Hin und wieder fiel das ein oder ander schnaubende Lächeln und ab und zu drehte ich meinen Kopf so, dass ich seine wunderschönen Augen sehen konnte und mir wieder sicher sein konnte, dass das hier wirklich real war. Es war einfach zu schön um wahr zu sein. Dylan O'Brien und ich. Wir lagen hier und kuschelten. Der Moment war einfach nur unglaublich perfekt... Doch wie schon gesagt: Zu schön um wahr zu sein. Irgendwas musste ihn ruhinieren... In diesem Fall war es eine Frage, von der ich gehofft hatte, sie nicht beantworten zu müssen. "Warum hast du das Zeug überhaupt genommen?", fragte Dylan mich leise, schon fast flüsternd. "Irgendwas musste dich doch dazu bringen mich endlich zu küssen.", antwortete ich und versuchte mich raus zu reden, drehte meinen Kopf und lächelte ihn matt an. Als ich seinen ernsten Gesichtsausdruck sah, schluckte ich. Ich wurde nervös und meine Gedanken rasten. Wie soll ich es ihm erklären? "Ich hab dir glaub ich noch nie davon erzählt... Aber..Mein Vater hat früher immer meine Mutter geschlagen und es bei meiner Schwester versucht, vor die ich mich aber gestellt hab.", fing ich an zu erzählen. Ich merkte, wie ich begann mit den Tränen zu kämpfen und legte mich jetzt neben Dylan, statt auf ihm, um ihm besser in die Augen sehen zu können, stellte aber sicher, dass ich immer noch in seinen starken Armen lag. "Tommy du musst mir das nicht erzählen wenn du ni-", "Zumindest hat er das ziemlich oft gemacht, wenn er wieder auf Crack, Heroin oder sonst so nem Dreck war.", unterbrach ich Dylan. Langsam begann das Feuer der Wut wieder in mir zu brennen. "Ich war immer komplett gegen so einen Scheiß...", fuhr ich fort, machte aber eine kurze Pause. Ich wollte nicht anfangen zu heulen. Ich wollte keiner dieser verdreckten Tränen die Chance lassen, dass sie auch nur anfangen könnte, ein Meer zu bilden, in dem ich früher schon fast ertrunken wäre, wären die ganzen Tränen nicht getrocknet. Aber selbst wenn die Tränen trocken waren, waren die Wunden nicht verheilt. "Irgendwann, als ich so vierzehn fünfzehn war, hab ich versucht ihn aus diesem Teufelskreis raus zu bekommen. Ich wollte meinen Vater zurück und nicht dieses Schlägerarschloch. Ich bin also ins Schlafzimmer meiner Eltern gegangen und hab den nicht unbedingt kleinen Nachttisch von meinem Vater geöffnet. Mir ist damals die Luft weggeblieben.", kopfschüttelnd und mit jeder Menge Bildern im Kopf lächelte ich, immer noch unfassbar angewidert von dem, was ich damals in dem Schrank gefunden habe, ein wahrscheinlich ziemlich psycho aussehendes Lächeln. "Alles voller Spritzen, Päckchen, Pillen und Zigaretten..." Ich schluckte."Ich hab alles rausgenommen und in meinen Rucksack gepackt. Den hab ich dann in dem Baumhaus versteckt, das im Wald war, in dem ich und Ava uns immer versteckt haben, wenn Dad wieder ausgerastet ist. Mum hat uns immer hingeschickt, hat um uns geweint, wollte nie, dass wir unseren Vater so sehen und hat sich für diesen Mann geschämt vor uns." Ich schüttelte fassungslos mit dem Kopf während ich das erzählte, weil ich es einfach immer noch nicht glauben konnte. Ich hatte nie mit jemandem darüber gesprochen... Und jetzt wusste ich wieder wieso. "Jedenfalls ist mein Vater danach noch mehr abgegangen, als wenn er high war, weil er einfach so krass abhängig war... Er hat meine Mutter fast totgeprügelt, aber ich hab mich vor sie geworfen, lag danach auf der Intensivstation neben meiner Mum, die ich nachts immer weinen gehört hab, wenn sie dachte ich würde schlafen. So viel Leid schon fast zum Greifen nahe und so viel Schmerz... Ich habe diesen Mann nie verstanden Dylan...", ich sprach und sprach und sah Dylan dabei die ganze Zeit in seine Augen, die mir Mitleid verrieten. "Ich konnte das einfach nicht verkraften... Als ich raus war, aus dem Krankenhaus, das war so ungefähr nach drei Wochen, bin ich dann zum Baumhaus gelaufen. Meine Schwester lag darin, auf dem Boden zusammen gekauert, mit blauen Flecken übersäht und wimmernd vor Schmerz. In ihren Augen konnte ich ihr Leid ablesen und in meinem Herzen konnte ich es spüren... Ich hab das alles nicht verkraftet... Hab einen Ausweg gesucht... Und der lag in dem Moment nur ein paar Meter von mir weg, in meinem Rucksack... Ich begann erst zu Rauchen, dann zu schnupfen und auch ein paar mal zu Spritzen. Irgendwann, als der Rucksack leer war, war ich abhängig...Bis ich ungefähr siebzehn war, war ich mega der Süchtige...Aber Drogen haben mir eben immer aus den schlimmsten Situationen eine Sekunde Ruhe in dem ganzen Trubel gegeben... Und dann, irgendwann war ich bei Maze Runner dabei... Da hab ich dann dich kennen gelernt... Meine neue Droge. Und heute, als du mich von dir weggedrückt hast, war es, als wäre ich auf einmal auf Entzug nur ohne irgendwas was dich ersetzen könnte, weil es einfach nichts gibt... Das Einzige was mir dann wieder in den Kopf gekommen ist, waren wieder die Drogen.", damit beendete ich meine Erklärung und sah in Dylans verwirrte Augen. Er musste das Ganze glaub ich erst mal realisieren. Ich sagte nichts und verlor mich einfach in seinen Augen... Langsam bekam ich Angst, er würde das nicht akzeptieren können oder sich doch für Rosa entscheinden oder jetzt einfach aufstehen und gehen oder- Oder mich auf den Mund Küssen und mir zeigen, dass es nichts auf der Welt gab, was ihn ersetzen konnte. Keine Droge der Welt könnte einem dieses Glücksgefühl geben, das er mir gab. Er, mein Dylan.

***

Ich möchte nur mal schnell anmerken, dass das mit Thomas' Eltern, seiner Schwester und seinem Drogenproblem frei erfunden ist und alles aus meiner Fantasie stammt, nicht, dass es noch Missverständnisse gibt^^

Alle guten Dinge sind 4?! (Dylmas) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt