74 - pure love

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Thomas

Nachdem ich Dylan mein Herz ausgeschüttet hatte, erwartete ich, dass er irgendwas sagen würde. Was, wusste ich nicht. Entweder würde er mir sagen, dass es doch kein Traum war und er mich wirklich hasste oder vielleicht doch, dass er mich liebte. Dass ich mir keine Sorgen machen sollte, dass er mich liebte und dass er mich nie hassen könnte. Natürlich hoffte ich ungemein auf den letzteren Fall. Doch sein Schweigen, was wahrscheinlich nur wenige Sekunden waren, mir aber wie gefühlte Stunden vorkamen, ließ meine Hoffnung etwas schwinden. Die Tränen in meinen Augen drohten herauszufließen, doch ich hielt sie zurück so gut es ging. Ich hasste es, so schwach zu sein, wie gerade. Die Selbstzweifel fraßen mich in solchen Momenten von innen auf, ließen mich leer und gleichzeitig voller Angst und Selbsthass scheinen. Das Letzte was ich wollte war, dass Dylan mich so sah und jetzt deshalb ging. Ich überlegte wirklich, ihm zu sagen, dass es okay wäre, wenn er mich wirklich hassen sollte und dass ich es verstehen könnte und auch bestimmt irgendwie verkraften würde. Auch wenn ich wusste, dass Letzteres wahrscheinlich niemals zutreffen würde.

Doch statt etwas zu sagen, drehte er mich mit sanfter, aber geschickter Berührung zu ihm, nahm mir stumm die Tasse Kakao aus der Hand und stellte sie zu seiner eigenen auf den Tisch. Letztendlich entschied er sich dazu, meinen Gedanken mit seinen Lippen auf meinen ein Ende zu setzen.

Mit vertrauten, leidenschaftlichen, aber vor allem tröstenden Bewegungen, berührten seine Lippen wieder und wieder die meinen. Dankend und etwas erleichtert erwiderte ich diesen Kuss, wobei ich die Augen direkt schloss und somit meinen kalten Tränen die Chance gab, sich ihren Weg über meine Wangen zu bahnen. Obwohl er ebenfalls geschlossene Augen hatte, musste er das wohl gemerkt haben, legte nämlich seine Hände an meine Wangen und strich beiläufig meine Tränen weg, während unser Kuss immer intensiver wurde.

Alles, auf was ich mich gerade konzentrierte, waren seine Lippen und das absolut berauschende Gefühl von seiner Art, mich damit zu trösten. Ich hätte niemals erwartet, dass ein Kuss wirklich solche Gefühle übermitteln könnte. Doch Dylan hatte mir ja schon so einiges gezeigt, was ich vorher niemals erwartet hätte. Der gefühlvolle Kuss verwandelte sich kein bisschen in einen Wilden, obwohl man merkte, dass er von beiden Seiten her deutlich lüsterner wurde. Jedoch blieb das Gefühlvolle darin bestehen, während Dylan seine Hände zaghaft an meine Hüften legte und mich noch etwas näher zu ihm zog. Meine Arme legte ich um seinen Hals, zog ihn damit näher. Mit bewussten Berührungen fuhr Dylan mir unter den Hoodie, berührte genauso gefühlvoll wie unser Kuss es war auch meine Haut. Als wäre ich aus Glas und bei zu grober Behandlung zerbrechlich. Und in diesem Moment fühlte ich mich dadurch so verdammt wertvoll. Er sagte mir mit nur diesen kleinen Berührungen so viel deutlicher, dass ich nicht an mir und seiner Liebe zweifeln sollte, als irgendjemand mit Worten es jemals gekonnt hätte.

Als er merkte, dass ich etwas begann zu frösteln, ging er langsam rückwärts, zog mich vorsichtig mit sich. Obwohl mir durch seine Berührungen und seine Nähe die Hitze in den Körper geschossen war, war ich ihm trotzdem dankbar dafür. Wir stolperten also, uns immer noch küssend, zurück in das Apartment, wo Dylan mit einer Hand die Tür schloss, sich dennoch nicht aus dem Kuss löste. Nachdem er damit fertig war, legte er allerdings seine Hände an meine Wangen, vertiefte den Kuss ein letztes Mal und löste sich dann sanft von meinen Lippen, öffnete dann die Augen, blieb mir nach wie vor so nah, dass es mir nahezu den Verstand raubte. Statt etwas zu sagen sah er mich weiter an, legte seine Hände nun an den Hoodie, den ich ihm geklaut hatte und stahl mir somit im Gegenzug den Atem damit. Sein Blick immer noch auf meinen Augen fixiert, sein Gesichtsausdruck Vorfreude versprechend, aber gleichzeitig gefüllt mit Trost, Liebe und so vielen Gefühlen auf einmal. Allein dieser Blick zauberte mir eine Gänsehaut auf den Körper. Als er meinen Hoodie losgeworden war und seinen zu diesem auf den Boden geworfen hatte, zog er mich zufrieden grinsend an der Taille wieder näher, drehte uns zum Bett und ließ mich sanft in dieses sinken, hielt mich aber zaghaft bei sich. Seine Lippen fanden ihren Weg an meinen Hals, welche sie in geschmeidigen Bewegungen verwöhnten. Währenddessen versuchte ich genug Verstand zusammenzubekommen, um mich ans Kopfende zu lehnen und dort angekommen die Augen zu schließen.

Dylan wusste genau, was er gerade mit mir anstellte, doch er wusste auch genauso gut wie ich, dass ich das gerade ziemlich gebrauchen konnte. Ich ließ mich gehen, gab mich ihm mit ausgestrecktem Hals hin und legte meine Hand an seinen Hinterkopf, fuhr sanft durch seine Haare. Ich hätte niemals gedacht, dass das ginge, jedoch hatte ich fast das Gefühl, er fasste mich noch behutsamer an, als in der Nacht von neulich, als wir das erste Mal nüchtern miteinander geschlafen hatten. Mein Atem war etwas unregelmäßig, aber deutlich entspannt, während Dylan begann, nun meinen Oberkörper hinunter zu küssen.

In dieser Nacht hätte ich mir so viele Gedanken machen können und es hätte einer der schlimmsten meines Lebens werden können, doch durch Dylan hatte ich wirklich das Gefühl, nicht alleine zu sein. Es war, als würde er mir allein durch seine Berührungen, seine Blicke und die Liebesbeweise alle meine Sorgen einfacher machen und sie mich für ein paar Momente vergessen lassen. Wir hatten nicht mal geredet, uns angegrinst oder Sprüche gerissen. Wir hatten einander tief in die Augen gesehen, uns damit unsere Liebe gestanden, uns berührt, uns geliebt... Statt sie also als schlechteste Nacht meines Lebens abzustempeln, machte Dyl sie zu einer der schönsten, die ich je hatte. Es war so viel mehr als Sex. Das hier war pure Liebe und das Bewusstsein, dass diese alles erträglicher machte.

Als ich das nächste Mal verschwitzt, schweratmend, aber verdammt glücklich und zufrieden auf die Uhr sah, während Dylan ebenfalls unregelmäßig atmend neben mir lag, war es 6:00 Uhr morgens. Ich grinste etwas. Drei Stunden...uff. Vorsichtig zog Dylan mich in seine Arme, deckte mich so gut es ging zu. Sein Herzschlag war immer noch deutlich verschnellert und sein Atem war auch noch dabei, sich zu beruhigen. Lächelnd kuschelte ich mich an ihn, bemerkte, dass gerade die Sonne aufging. Schmunzelnd sah ich zu ihm hoch, während er meinen Oberarm sanft mit seinen Fingerspitzen nachfuhr. ,,Dylan..?", sprach ich nun das erste Mal seit vorhin wieder richtige Worte, statt wohlige Laute von mir zu geben. Leise brummte er ein zaghaften ,,Hm?" als Antwort. Da mein Kopf auf seiner Brust lag, spürte ich seine Stimme - oder eher die Vibration davon - in seinem Brustkorb, was mich ein wenig zum Lächeln brachte. ,,Ich liebe dich. Und ich bin dir so dankbar für das alles hier...", murmelte ich, wobei meine Wangen sich etwas rosa färbten, doch als Dylan spielerisch durch meine Haare wuschelte, verschwand der peinlich berührte Ausdruck auf meinem Gesicht. ,,EY!", beschwerte ich mich, was ihn zum Lachen brachte. ,,Ich liebe dich auch, Tommy. Und daran solltest du niemals zweifeln, okay?"

***

Überraschung ^^ hab hier nochmal ein Chap für euch. Wann das nächste kommt weiß ich allerdings noch nicht. :')



Alle guten Dinge sind 4?! (Dylmas) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt