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Der Trauerzug, der den verwundeten und totengleichen Körper des triumphierenden Königs in den Berg begleitet, ist prunklos und schleppend. Die wenige Kraft, die ich nach Schmerz und Kampf und Mysterium noch aufbringen kann, verwende ich ganz darauf das erschreckende Grauen um mich herum auszublenden ... Aber bei allem Willen, es gelingt mir nicht ... Blutgetränkte Erde, leblose Körper, zerbrochene Waffen ... Schrilles Wehklagen über Gefallene schmerzt in den Ohren, ekelerregender Gestank von einsetzender Verwesung beißt in der Nase und die aufsteigenden Rauchschwaden aus aufgetürmten Scheiterhaufen verkohlender Feinde brennen in den Augen und erschweren die Sicht. Stinkender Tod und gerinnendes Blut und fließende Tränen säumen unseren Weg zu den stolzen, noch immer verbarrikadierten Toren des Berges.
Die Schlacht ist gewonnen ...
Aber zu welchem Preis ...
... Zu ... welchem ... abscheulichen ... Preis ...
Ehrfurchtsvolles und freudloses Murmeln empfängt uns, als wir in die schattengedämpften Hallen von Durins Volk treten. Die trotz alledem tränenreiche Verkündigung über den tapferen und von unwiderruflichem Sieg gekrönten Kampf des heroischen Kriegers gegen seinen Erzfeind ist vom Schlachtfeld bereits in die steinernen Mauern gesickert ... Nein ... nicht Krieger ... verbessern etliche der Anwesenden demütig flüsternd ... Herrscher über die Zwergenheit ... denn das ist, was Thorin ... dem man einst glanzvoll den Ehrennamen Eichenschild gab ... selbst in der Bewusstlosigkeit jetzt uneingeschränkt ist ... Er, der im Exil lebte und niemals aufgab ... er, der den Drachen besiegte und sein Heimatland zurückeroberte ... er, deren Auserwählte ihn von den Klauen des eigentlich unnachgiebigen Todes befreite.
Als Kriegsherrin ehren sie mich achtungsvoll, während wir an ihnen vorbeiziehen und verbeugen sich tief ... Bezwingerin Mandos ... Drachenflüsterin ... Lebensspenderin ... Durins Stern der Hoffnung ... Königin der Könige. Der seltsame und trauergedämpfte Respekt mit dem die Zwerge, Menschen und Elben mir begegnen ist beschämend, fühle ich mich doch nicht einmal annähernd nach den Titeln, mit denen sie mich anrufen. Unter all dem grauen Schlamm und dem schwarzen Blut und dem wunden Leid bin ich klein und unwürdig im Angesicht des Gegenwertes, den die ruhmreiche und in die Annalen der Völker eingehende Schlacht gefordert hat und stumm neben mir hergetragen wird.
Dáin und einige seiner Heerführer warten an dem dunklen Aufgang zu den Gemächern der Königsfamilie, die Köpfe gleichfalls in Anerkennung und Trauer gesenkt, als sie uns näherkommen sehen. Aber die Freude über sein augenscheinlich wohlbehaltenes Zurückkehren vom Schlachtfeld währt nur kurz in meinem Herzen. „Majestät, verzeiht mir, dass ich nicht an seiner Seite stand um das Vermeidbare zu vermeiden, so wie ich es meine Pflicht gewesen wäre", äußert Dáin verbittert und ich sehe die düstere Schwermut in den Augen, als er seinen Vetter betrachtet. Ausgesprochen höfliche und bedachtsame Worte für den sonst so wuchtigen Herrscher, so als ob die Gram auch sein verwegenes Gemüt betäuben würde. „Ich bitte Euch, Lord Dáin, nennt mich nicht so und macht Euch keine Vorwürfe ... was geschehen ist, ist geschehen", entgegne ich ruhig und bin froh über die warme Hand von Balin, die stärkend auf meinem Rücken ruht, denn ohne sie, da bin ich mir sicher, würde ich kollabieren unter der Last der Pflichtverletzung, die ich mir so wie er selbst anlaste. „Dennoch meine Herrin, erlaubt mir Euch zu unterstützen, wenn es in meiner Macht steht", bietet er an und ich neige meinen Kopf in Dankbarkeit, unfähig weiterhin die Kraft für hoffähige Worte aufzubringen. Dáin verbeugt sich vor mir und weißt seine Kommandanten still an uns zu helfen den König in seine Gemächer zu bringen.
Der Anblick von Thorins geschundenem Leib in seiner Gänze ist entsetzenerregend, als Oin und ich ihn aus den zertrümmerten Überresten der einst glanzvollen Rüstung schälen. Blaue Flecken und Schürfwunden, Quetschungen und Bisse, tiefe Schnitte, die bis zu den Muskeln reichen, rotes Blut und schwarzer Schmutz ... Bei Aule, er erscheint wie unrettbar zerstört und die Unmöglichkeit, dass er noch immer lebt, ist umso unvorstellbarer, je mehr der entsetzlichen Zerschlagung des ehemals kraftstrotzenden Geschöpfes zutage kommt.
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Die kleine Hobbitfrau
Fiksi PenggemarIn einem Loch im Boden, da lebte eine Hobbitfrau... Bil führt ein genügsames, ruhiges Leben ... bis sie eines Tages ein alter Bekannter aufsucht und sie zusammen mit 13 Zwergen in ein höchst gefährliches Abenteuer verwickelt, in dem sie letztendlich...