Unter Berge, unter Stein

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Wie wundervoll und erfüllend das Leben doch sein kann. Fünfzig Jahre sind vergangen, seitdem ich das Auenland verließ um in das Abenteuer zu starten, dass nicht nur mein Schicksal beeinflusste. Fünfzig Jahre in denen so viel passierte wie in meinen jetzt halben Leben davor nicht. So viele Begebenheiten, so viele Entscheidungen, so viele Kämpfe ... aber auch so viel Liebe und Glück, dass es locker für ein ganzes Verweilen auf Arda reicht.

Der einst von dem Drachen Smaug verwüstete und dann zurückeroberte Erebor ist das Juwel Mittelerdes. Reichtum und Macht übertreffen denen jeder vergangener Zeitalter um ein Vielfaches. Das Königshaus ist stark und anerkannt, respektiert nicht nur von seinem eigenen Volk, sondern auch von Elben und Menschen. Der Handel blüht über die Grenzen Rhovanions hinaus und noch nie war die Rasse der Zwerge zahlreicher und ihre Fähigkeiten und Güter vollkommener und geschätzter.

Auch die Erbschaft des Throns ist gesichert, denn zwei Jahre nach Kilis und Anns Hochzeit, erblickte ihre Tochter Astâ und weitere sechs Jahre später endlich der erhoffte Erbe Valí das Licht der Welt. Zwei wundervolle Kinder Durins, die uns viel Freude bringen und der Stolz in Thorins Augen, wenn er seine nun wieder zahlreiche und von Fröhlichkeit anstatt Leid geprägte Familie betrachtet, ist wundervoll.

Und ... dennoch ...

Es ist einer dieser herrlichen Tage, an denen die ersten wärmeren Sonnenstrahlen von einem blauen Himmel hinabfallen und die grimmige Kälte des Winters aus der Luft und dem Boden vertreiben ... als eine trauervolle Bekanntmachung durch die gewaltigen Hallen schallt und die Herzen von jedem der sie hört mit namenlosen Kummer durchsetzt ... der König liegt im Sterben ...

Thorin ... mein König ... mein Gemahl ... meine wahrhaftige Liebe ... liegt im Sterben ...

Von den vielen Lebensjahren gezeichnet, mit silbergrauen Haaren und weniger Kraft in dem freilich noch immer stattlichen Körper, dennoch genauso majestätisch und beeindruckend, wie an dem Tag, an dem ich ihn das erste Mal sah ... vor so langer Zeit. Seine Haut, aschfahl und faltig, bildet kaum einen Kontrast zu dem Weiß des Kissens, auf dem er ruht ... seine Hände, gebrechlich und waffenlos, zitternd von meinen gehalten ... seine Augen, jeder strahlenden Farbe beraubt und müde von einem langen Leben. Aber dessen ungeachtet funkeln sie mich an, wissend um das und gleichwohl furchtlos vor dem, was ihn erwartet.

Der unerbittliche Tod ... Mandos, der eigentlich unter Seinesgleichen den Namen Námo trägt ... bekannt und gefürchtet, verharrt erneut in einer Ecke des Zimmers. Noch abwartend, respektvoll und bisweilen gnädig.

Thorin hat mit letzter Kraft jeden seines Gefolges harsch des Zimmers verwiesen ... selbst Fís, seine Schwester und Neffen, will er im angesichts des Todes nicht bei sich wissen ... nur mich ... die ihn schon einmal im undurchdringbaren Nebel des Sterbens gefunden und zurückgeholt hat. Aber selbst mit den vereinten Kräften der Valar und Elben und Istaris und aller Maia und meiner noch immer grenzenlosen wahren Liebe zu ihm, könnte ich ihn jetzt nicht davon abhalten in die Hallen des Ewigen Wartens hinüber zu gleiten ... so sehr ich es mir auch wünsche.

„Weine nicht um mich, Ghivashel", flüstert Thorin leise und streicht mit schwachen Fingern die unendlichen Tränen der Trauer von meinen brennenden Wangen. „Ich bin bereit meine Ahnherren in den gewaltigen Hallen die uns Mandos billigt wiederzusehen ... in denen ehrwürdiger Gesellschaft ich mich nun nicht mehr zu schämen brauche. Denn ich habe etwas geschaffen, das Gut und bedeutungsvoll ist ... allein mit deiner Hilfe und Liebe. Unsere wunderschöne Tochter ... ein Königreich, das meinem Volk Ehre bringt ... Frieden ... nur durch dich bin ich zu dem Herrscher ... dem Zwerg ... geworden, die ich immer sein wollte. Vaire hat meine Taten auf ihren kunstvollen Wandteppichen verewigt, eine Ehre, die ich ohne dich nie erlangt hätte."

Die kleine HobbitfrauWo Geschichten leben. Entdecke jetzt