Als ich wenig später mit einem Teller Suppe in der Hand ... leider das Einzige, was ich dem Zwergenherrscher noch anbieten kann ... wieder den Salon betrete, verweile ich augenblicklich stockend und unsicher unter dem runden Türbogen, als ich seinen bedeutungsvollen Platz bemerke. Thorin steht vor dem brennenden Kamin, die Arme vor der Brust übereinandergelegt und betrachtet das Bild meiner Mutter, sowie die Steine, die ordentlich wieder ihren Platz auf den Sims gefunden haben. Langsam streckt er eine Hand nach dem rosafarbenen Gebilde aus, dass ich vor kurzen noch vor Kili und Filis Stiefeln retten konnte. Fast achtungsvoll lässt er seine derben, rau erscheinenden Finger über das ungeschliffene Gestein fahren. „Das ist ein Rosenspat ... solche Art Mineralien findet man nur in den Eisenbergen ... Wie seid Ihr an ihn gekommen?", fragt er schließlich und ich wundere mich, wie er mich überhaupt bemerken konnte, habe ich doch beim hereinkommen keinerlei Geräusche verursacht.
Langsam trete ich mit gesenktem Haupt auf ihn zu. „Ich habe ihn nicht erworben, sondern mein Urgroßvater. Er hat ihm damals einem fahrenden Händler in Bree abgekauft", erkläre ich ihm und erst als ich direkt neben ihm stehe, sieht er mich endlich an. „Hübsch und wertvoll zugleich ... aber als Oval geschliffen, noch viel auserlesener", sagt er und ein komisches Glimmen entsteht augenblicklich in seinen Augen. Ich lächle leicht, denn anders als einige seiner Gefährten und auch der größte Teil der Hobbits, scheint er die Schönheit dieser besonderen Steine hoch zu würdigen. Bedächtig gleitet mein Blick über die tadellos aufgereihten Kostbarkeiten. „Ich habe sie lieber so, wie sie aus der Erde kommen ... unbearbeitet und nur in der Natürlichkeit makellos", erwidere ich bedeutsam und strecke ihm endlich den Teller entgegen. „Hier bitte, esst ... Es ist nicht viel, aber sie ist warm und reichhaltig." Thorin betrachtet die dampfende Flüssigkeit und nimmt ihn mir schließlich mit einem kurzen, nur gemurmelten Danke ab.
Kurz darauf finden sich auch die anderen Zwerge und der Zauberer in meinem Salon ein. Wie als wären sie Zuhause, lassen sie sich mit einem tiefen Seufzer der Ausgeglichenheit und des Wohlbefindens auf den Stühlen oder dem Boden nieder. Einzig die beiden Sessel, überlassen sie hochachtungsvoll Thorin und Gandalf. Ich hingegen, stelle mich still in eine Ecke und betrachte den Zwergenauflauf, von dem ich immer noch nicht weiß, warum er überhaupt in meiner Höhle stattfindet.
„Nun Thorin, möchtest du uns jetzt endlich sagen, warum wir uns gerade in einer Hobbithöhle ...", beginnt Dwalin schließlich mit seiner grollenden Brummstimme, die mir augenblicklich einen Schauer über den Rücken jagt, und sieht mich bei der besonderen Betonung des Wortes „Höhle" vielsagend an, „... einfinden mussten?" Thorin streckt erneut seine Beine von sich und lässt sich tiefer in den Sessel sinken. „Ja das werde ich ... aber erst, nachdem ich euch allen gedankt habe, dass ihr hier erschienen seid. Es bedeutet mir viel, dass ihr ... ungeachtet von Rang und Stand ... meinem Aufruf Folge geleistet habt und zudem, in dieser unruhigen Zeit.", beginnt er mit herrschaftlicher Stimmlage und die Zwerge nicken ihn wohlwollend zu. Ich habe von der Achtung, die man einen König entgegenbringen muss, bis jetzt nur gelesen, da es unter uns Hobbits nur einen sogenannten Thain gibt, der aber nur nomineller Herrscher ist und eigentlich keinerlei Befugnisse hat. Und selbst wenn, seit vielen Generationen bereits, hat ein Tuk diese Funktion inne und als Angehörige der Familie, wäre ich ihm zu keiner besonderen, zeremoniellen Ehrerbietung verpflichtet.
„Unser alter Verbündeter Gandalf ... viele von euch kennen ihn auch unter dem Namen Tharkûn ... hat mich vor einiger Zeit aufgesucht und mir einen Vorschlag unterbreitet, den ich nach reiflicher Überlegung umzusetzen gedenke ... aber dafür benötige ich euren Beistand", sagt Thorin schließlich bedeutungsschwanger. Gandalf wendet sich mir zu und bittet mich um etwas mehr Licht, während er aufsteht, ein altes, vergilbtes Stück Papier herausholt und diese auf den niedrigen Tisch vor Thorin ausbreitet. Als ich mit einer flackernden Kerze wiederkomme und neben den Zwergenprinzen trete, erkenne ich, dass es eine Karte ist.
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Die kleine Hobbitfrau
FanficIn einem Loch im Boden, da lebte eine Hobbitfrau... Bil führt ein genügsames, ruhiges Leben ... bis sie eines Tages ein alter Bekannter aufsucht und sie zusammen mit 13 Zwergen in ein höchst gefährliches Abenteuer verwickelt, in dem sie letztendlich...