Träume I

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Mystifikation Bil

Die Sonne scheint warm und schattenlos auf mein Gesicht, denn keine noch so kleine Schäfchenwolke stört sie dabei ihre Strahlen auf uns niedergehen zu lassen. Die Vögel besingen den herrlichen Tag, das leise Schnauben der Pferde und das Plätschern von Wasser des nahegelegenen Sees, indem sie sich erfrischen, ist zu hören. Um mich herum duftet es nach dem Gras, indem ich liege, nach Hortensien, Flieder, Päonien, Mohn ... nach warmen, frühlingsregennassen Steinen und feuchter Erde.

„Thorin ...", murmle ich mit geschlossenen Augen und im nächsten Moment liebkosen mich seine Lippen. Sanft ... oh so sanft und liebevoll streichen sie über die zarte Haut meiner Gesichtszüge ... Augenlider, Wangen, Nase, Mund ... Berührungen, die so viel Liebe und zugleich auch Verlangen ausdrückt wie keine anderen. Ich greife blind nach ihm und vergrabe die Hände in den weichen Locken, ziehe ihn noch näher heran und küsse ihn mit aller Anbetung und Herzlichkeit, die ich in meinen kleinen Hobbitherz nur finden kann. Er schmeckt noch immer nach den wilden Heidelbeeren, die wir eben gegessen haben ... nach Sommer und mehr ... so viel mehr von allem Schönen dieser Welt.

Und dann blicke ich auf und sehe direkt in diese auserlesenen Augen ... ungetrübte Eisschollen auf einem ruhigen, klaren See ... blau und grün gleichermaßen. Liebe, diese wahrhaftige Liebe, die ich in ihnen erkenne, sie ist beinahe zu viel für mich und lässt mich schweben ... höher und immer höher ... den Sternen entgegen. Ich lächle unter dem Kuss, denn es ist der perfekte Moment und dann plötzlich, werden wir gerufen ... von einer hellen, unschuldigen Stimme ... bei Titeln, die wir nur durch sie erhalten und die die Ehrenvollsten sind, die wir trotz aller königlichen Macht haben können.

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Als ich am nächsten Morgen aus den Armen Irmos erwache, muss ich nicht einmal die Augen öffnen, um zu begreifen, wo ich mich befinde. Noch immer schlaftrunken nehme ich den unvergleichbaren Geruch von Thorin wahr, der sich wie ein Nebel um mich gelegt hat, mich sogar bis in Träume begleitet, und sauge ihn begierig auf. Ich spüre seine schmelzofengleiche Wärme und einen schweren Arm um meine Taille. Unwillkürlich muss ich mich an die unzähligen Nächte zurückerinnern, in dem er mich umgeben von kalter Wildnis und namenlosen Gefahren in seiner Umarmung gehalten hat und ich frage mich, wie oft nicht nur der Wunsch nach meiner Sicherheit, sondern auch nach Nähe ihn dazu bewogen hat, sein Lager mit mir zu teilen. Wie lange war die Umschlingung meines Körpers wohl bereits ein Zeichen der Anspruchserhebung auf mich?

Thorin bewegt sich leicht und murmelt unverständliche Wörter in Khuzdûl, die mich dazu bringen, nun doch meine Augen zu öffnen. Er ist noch immer in Träumen versunken, die den Geist umfangen und das Gesicht außergewöhnlich regungslos verharren lassen. Wie alle Geschöpfe sieht auch er im sorgenfreien Schlaf jünger und gelöster aus. Ich betrachte ihn erschöpfend, denn nur selten habe ich die Gelegenheit dazu mir jede kleine Vertiefung, jedes Mal, jedes Härchen seines Antlitzes so genau und ungestört einzuprägen. Denn wie jeder Zwerg ist er rastlos, ständig getrieben von Unruhe und Tatendrang und nur selten bereit, länger untätig an einem Ort zu verweilen. Es ist schon erstaunlich, wie unterschiedlich wir eigentlich sind und uns dennoch, oder vielleicht sogar genau deswegen, so perfekt ergänzen.

Ich lasse die Finger durch die dichten, gekräuselten Haare auf seiner Brust streifen, etwas, dass mittlerweile zu meinen Lieblingsbeschäftigungen zählt. Behutsam wandern sie nach oben zu dem ausgeprägten Kinn. Die langen Borsten seines Bartes rascheln leise, als ich zärtlich darüberstreiche und dann mit den Fingernägeln kraulend in sie eintauche. Thorins Kehle entrinnt ein Schnurren, fast so wie das einer Katze, wenn man sie an einer ganz besonderen Stelle streichelt und ich muss bei dem Vergleich amüsiert lächeln. Er zieht mich mit seinem starken Arm noch näher an sich heran, sodass ich meine Nase an dem Lieblingsplatz seiner Halsbeuge vergraben kann. Langsam und zärtlich streichen raue Finger über die sanfte Haut meines Rückens, während er einen Kuss auf der Empfindlichkeit der Schläfe platziert. Es sind diese unendlich vielen Kleinen, für andere unbedeutend wirkenden Momente und Gesten, die mein Sein erfüllen und lebenswert machen.

Die kleine HobbitfrauWo Geschichten leben. Entdecke jetzt