Um mich herum glitzert und glänzt es mit einer noch nie gesehenen Intensität. Das blanke Gold, Silber und Mithril ... vollendet mit auserlesenen Diamanten, Edelsteinen, Juwelen, Gesteinen und Perlen foltert meine Augen. Keiner der reich geschmückten Herrscher der östlichen Zwergenreiche ist ohne ein unschätzbares Geschenk gekommen und mich beschleicht das Gefühl, dass jeder in diesem Raum den wahren Anlass für dieses Fest kannte ... außer ich.
„Bil, darf ich dir Brâgi, König der Eisenfäuste aus den Orocarni vorstellen", sagt Thorin feierlich und gerade noch rechtzeitig widerstehe ich den vorher selbstverständlichen Drang, mich vor dem bulligen, in voller Rüstung stehenden Zwergenherrscher mit den durchdringenden wasserblauen Augen und grauem Bart zu verbeugen, als mir einfällt, welche hohe Stellung ich nun auch offiziell innehabe. Die Unsicherheit und Ehrfrucht vor dieser Erkenntnis ist noch immer epochal und ich stehe recht unnatürlich neben Thorin, als der Vorgestellte sich so ehrerbietend tief vor uns verbeugt, dass sein gepflegter Bart den Fußboden berührt und die Schmuckperlen auf dem goldenen Fußboden klackern. „Es ist mir eine unermessliche Ehre, oh Thorin, König und Bil, Königin unter dem Berge." Die unterwürfige Demut eines Monarchen lässt mich zum ersten Mal spüren, welch gewaltige Macht das hohe Königpaar bekleidet und innerlich erzittere ich vor dieser noch immer unbegreiflichen Größe. Thorin merkt wie so oft den veränderten Gemütszustand und bettet festigend eine Hand auf meinen Rücken. Sie ist zugleich wärmend und abkühlend ... kraftvoll und sanft ... stärkend und lockernd und lässt mich plötzlich gewachsen tief durchatmen, als die Prozession der Abgesandten weiterzieht.
„Das Bil, ist Tyr aus den Forodwaith Bergen, König der Steifbärte." Das Aussehen des noch recht jungen Herrschers, gibt die Bezeichnung seines Volkes in perfekter Weise wieder, denn der halblange, schwarze Bart steht fest von seinem Kinn ab und endet in einem geflochtenen und mit Edelsteinen verzierten Zopf. Die wachen, grauen Augen erinnern mich an die von Kili, denn der gleiche Schelm springt mir aus ihnen entgegen und unwillkürlich muss ich lächeln. Tyr kniet elegant nieder und als sich der Druck auf meinen Rücken leicht verstärkt, reiche ich ihm gunsterweisend eine Hand und er berührt mit den Lippen ehrfürchtig den Siegelring daran. „Eure Schönheit Majestät, überstrahlt die jedes Brillanten", beteuert er achtungsvoll. ‚Kili ... eindeutig ...', denke ich sofort und merke, wie sich meine Wangen leicht röten.
„Mein alter Freund Baldûr, Herrscher über die Sippe der Steinfüße aus den Ered Engrin. Er hat mit meinem Vater und mir in der Schlacht von Azanulbizar gekämpft", stellt Thorin mir den nächsten Herrscher vor, und er ist der Erste, der in seiner majestätischen Erscheinung ihm zumindest annähernd gewachsen ist. Würdevoll wie ein Bild aus meinen Büchern, untypisch riesenhaft für einen Zwerg und dennoch genauso, wie man sie sich, ohne sie genauer zu kennen, vorstellt. Stämmig, weißbärtig, das wulstige Gesicht mit tiefen Falten durchzogen, die von einem ereignisreichen Leben erzählen, glimmenden, dunklen Augen und durch funkelnde Kleinode geschmückt. Fast freundschaftlich und trotzdem ehrfürchtig legt er Thorin eine Hand auf die Schulter. „Thorin mein Junge, dein Großvater und Vater ... Mahal beschütze sie, dort wo sie jetzt sind ... blicken stolz auf dich", sagt er anerkennend und als ich zu ihm herüberschiele, sehe ich ein freudiges Glitzern über diese Bekundung seine Gesichtszüge erhellen, dass mein kleines Hobbitherz vor Rührung schneller schlagen lässt.
„Und schließlich, Idûn, Königin der Schwarzschmiede aus den Helcar Bergen mit ihrer Tochter Skádi." Es sind die ersten Zwergenfrauen, denen ich begegne, aber genauso habe ich sie mir immer vorgestellt. Auch wenn Kili sie mir einst als eher still und zurückhaltend beschrieb, sie sind stolz, ihren Männern in Erscheinung und Charakter ähnlich, allerdings auch auf eine gewisse Weise sehr weiblich. Prunkvolle lange Gewänder, geschmückte und kunstreich ineinander verflochtene Bärte und Haare, sanfte Augen, weiche Gesichtszüge und ein bezauberndes Lächeln. Die Königin und ihre Prinzessin knicksen tief vor uns und beteuern ihre Hochachtung, auch wenn ein kurzer durchdringender Blick in meine Richtung das Gefühl in mir heraufbeschwört, dass sie eine ihrer Töchter lieber an Thorins Seite gesehen hätte. Aber komischerweise, verunsichert mich diese Tatsache nicht, denn von nun an gehört er mir und, wie als ob mich diese Erkenntnis erst wirklich zur Königin macht, hebe ich stolz meinen Blick ein klein wenig höher. Die junge Prinzessin hingegen scheint ein wenig eingeschüchtert zu sein, so niedergesenkt wie ihre Augen sind.

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Die kleine Hobbitfrau
FanfictionIn einem Loch im Boden, da lebte eine Hobbitfrau... Bil führt ein genügsames, ruhiges Leben ... bis sie eines Tages ein alter Bekannter aufsucht und sie zusammen mit 13 Zwergen in ein höchst gefährliches Abenteuer verwickelt, in dem sie letztendlich...