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„Thorin, wohin führst du mich?" Die Luft ist klirrend kalt. Geharschter, im schwindenden Licht des Tages glitzernder Diamantschnee knirscht unter unseren Füßen und die Felswand, an der ich mich haltsuchend abstütze, um in der langsam aufkommenden Dämmerung nicht die Orientierung zu verlieren, ist klamm und glatt. „An einen ganz besonderen Ort, von dem aus man die Magie des Augenblicks nur einmal im Jahr bestaunen kann", sagt er mit einem Schmunzeln und hilft mir eine kleine Anhöhe hinauf, die ich in meinem bereits ungewöhnlich früh sichtbaren und schwerfällig beeinträchtigenden Zustand der Schwangerschaft niemals allein bewältigt hätte.
Einen Moment halte ich inne, verschnaufe und lege schützend die Hand auf die Rundung des Bauches, die selbst der dicke Stoff des Kleides und Wintermantels nun nicht mehr zu kaschieren vermag. Thorin lächelt bei dem Anblick. Eine Mischung aus glanzvollen Stolz und unglaublicher Freude, wie jedes Mal, wenn ich diese Geste ... oft unbewusst ... in seinem Beisein tätige. Ein Lächeln, das schöner und bedeutungsvoller ist als alle, die ich bislang an ihm sah. Ich strahle zurück und erinnere mich an die erste Begebenheit, in der ich den Umstand, dass tatsächlich ein kleines neues Leben im mir heranwächst, nicht mehr verheimlichen konnte.
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Retrospektive Bil
Audienzen sind mitunter ganz vergnüglich, zumindest angenehmer als so manche steife Ratssitzung es jemals sein könnte. Die Gesuche die Thorin und mich erreichen, bestehen größtenteils aus Bitten um Stellung, Eröffnung von Handel oder Handwerk, die Schlichtung von Streitigkeiten und oftmals noch immer Gratulationen zu unserem Sieg über Drache und Ork und der glanzvollen Thronbesteigung. Am meisten freut es mich allerdings die Zwerge unseres Reiches kennenzulernen, ihre Sorgen und Nöte zu lindern, wenn es in unserer Macht steht und besonders freudige Begehren zu erfüllen. Aber als ich das Audienzbuch des heutigen Tages vorab studierte und darin an einen ganz außergewöhnlich und sogar für mich glücksbringenden Eintrag entdecke, kann ich sie kaum erwarten.
Ori und Breda treten vor uns, in ihre schönsten und prunkvollsten Gewänder gekleidet und ich zapple augenblicklich unruhig vor Aufregung auf meinem Thronsessel herum. Denn Adlige und unsere direkt unterstellten Bediensteten benötigen das Einvernehmen des Königs, um heiraten zu können. „Majestät, meine Auserwählte Breda und ich ersuchen Euch um die Erlaubnis, uns verloben zu dürfen", trägt Ori ergeben mit einer tiefen Verbeugung vor, nachdem Thorin sie begrüßt und um den Grund ihre Audienz gebeten hat, obwohl er diesen genauso wie ich bereits kennt.
Ihr König lehnt sich herrschaftlich in seinem Thron zurück, streicht angestrengt überlegend mit der Hand über das bebartete Kinn. Ich sehe ihn augenblicklich flehend an, genauso wie Dís, Kili und Fili, die ferner in ihren Funktionen der Audienz beiwohnen, ebenso wie Balin und Dwalin. Ich entdecke in den schalkhaft-leuchtenden Augen, dass er seine Entscheidung bereits getroffen hat, sich aber einen Spaß daraus macht die beiden jungen Zwerge auf die sprichwörtlichen heißen Kohlen zu setzen. Und dann beginnt plötzlich etwas in meiner Brust anzuschwellen. Eine Impression, als würde sich ein unbeschreibliches Druckgefühl zu einem Klumpen zusammenballen und das Herz belasten. Ich schließe die Augen, strebe verzweifelt danach die Tränen, die sich bereits brennend und unerklärlich ankündigen, zurückzudrängen. „Nun, meinem Segen seid gewiss ... aber da ihr zum Gefolge der Königin zählt, muss sie letztendlich ihre Zustimmung geben", höre ich Thorin endlich sagen und sehe dennoch erschrocken auf.
Mit aller Kraft versuche ich den Kloß in meinem Hals hinunterzuwürgen, was mir unter den vielen nun auf mich gerichteten erwartungsvollen Augen überhaupt nicht leichtfällt, und erhebe mich. Aber dieses vermaledeite Drückgefühl wird mit jedem Schritt auf Ori und Breda zu nur noch intensiver ... beklemmender ... tränentreibender ... rätselhafter. Als ich schließlich ihre Hände nehme und sie zum Einverständnis ineinander lege ... denn zu verbalen Ausdrucksmitteln bin ich momentan unter der Belastung dieser Empfindung nicht fähig ... und mich unvorbereitet der unendlich dankbare Blick von Breda trifft, zerbricht diese Masse plötzlich und entlässt eine alles mit sich fortreißende Strömung an Gefühlen, die erbarmungslos aus mir hinauswill. Mit aller Kraft versuche ich die Tränen aufzuhalten, aber es gelingt mir noch nicht einmal einen verdammten Wimpernschlag lang.
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Die kleine Hobbitfrau
FanfictionIn einem Loch im Boden, da lebte eine Hobbitfrau... Bil führt ein genügsames, ruhiges Leben ... bis sie eines Tages ein alter Bekannter aufsucht und sie zusammen mit 13 Zwergen in ein höchst gefährliches Abenteuer verwickelt, in dem sie letztendlich...