Düstere Kämpfe

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Eine weitere dunkle Nacht bricht herein. Vier Tage schon halten uns die Orks gefangen, ohne Nahrung, nur mit wenig ekelhaft schmeckendem und stinkenden Wasser, und ich spüre immer mehr, wie die letzten Kraftreserven aufgezehrt werden und sehe an den fahlen Gesichtszügen meiner Gefährten, dass es ihnen nicht anders ergeht. Wortlos versuche ich einen Blick auf den zwielichtigen Himmel zu erhaschen, der nur unwesentlich durch die kleinen Fenster erkennbar ist. Zarte Wolkenfetzen schweben vorbei, leuchten rot, orange und gelb im Licht der untergehenden Sonne. Schönheit dort oben, wo hier unten nur Qual und Tod wartet.

Mit jeder rettungslos verstreichenden Minute erstickt die immer dumpfer werdende Hoffnungslosigkeit die einst mit dem Auftauchen des Raben entflammte Zuversicht. Was ist, wenn er von den Orks entdeckt und im Flug getötet wurde? Wenn er Thorin nicht fand oder unsere Hinrichtung schneller bevorsteht, als er hier eintreffen kann? Mein Leben ist mir egal, aber das von Fís ... ich würde meines geben um ihres zu schützen, das schwöre ich bei allem, was mir lieb und heilig ist.

„Verzagt nicht, Majestät, Rettung wird kommen", höre ich plötzlich die noch immer nicht entmutigte Stimme von Gimli neben mir und lächle gequält als Antwort. „Aber wenn nicht, ihr seid alle noch so jung und habt es nicht verdient durch die dreckige Hand eines rachsüchtigen Orks zu sterben", flüstere ich bekümmert und senke den Blick. „Das werden wir auch nicht", erwidert er und übergibt mir auf einmal einen goldenen Dolch. „Hier nehmt, vielleicht ergibt sich eine gute Gelegenheit, damit Ihr diesem Scheusal eine Lektion erteilen könnt. Ich habe davon gehört, wie unbezwingbar Euer Wille ist und wie gut Ihr kämpfen könnt." Ich nehme das Messer an mich. „Wie konntest du es verstecken?", frage ich erstaunt, denn es ist nicht gerade klein. „Ach, ich habe da so meine Techniken", entgegnet er verschmitzt grinsend und ich erinnere mich an die unzählbar vielen Dolche und Messer und Pfeilspitzen, die Fili auf unserer Reise mit sich trug und deren diverse Verstecke an seinem Körper dereinst noch nicht einmal die Elben vollumfänglich entdecken konnten.

Ich will ihm antworten, seine Erwartungen in mich revidieren, als wir erneut das Gurgeln der Orks näherkommen hören. Schnell verberge ich den Dolch zwischen Hosenbund und Mithrilharnisch das mir zum Glück gelassen wurde. Glücklicherweise noch rechtzeitig, bevor die Zellentür aufgerissen wird und die Feinde hineinstürmen. Grob und unerbittlich packen sich uns und mir wird klar, dass nun das Ende kommen wird. Thorin, bitte, beeile dich ... nicht für mich, aber für deine Tochter ...

Die Orkmeute schleppt uns hinaus auf den Innenhof der Festung. Die Schwärze der Nacht ist bereits gänzlich und wird nur durch wenige Fackeln rötlich-flackernd durchbrochen, während sie uns derb und rücksichtslos schupsen und treten und zerren. Krella steht an dem Sockel der Reiterstatue und wartet bereits darauf ihre blutdürstende Rache zu verüben. Es wird eine Exekution werden, das begreife ich, als ich den Ork sehe, der neben ihr steht und ein dreckiges Schwert hält. Kein Kampf, keine Gegenüberstellung zweier ungleicher Gegner, bei der ich wenigstens die Chance hätte zu siegen, so unwahrscheinlich es auch sein mag. Eigentlich verächtlich, sogar für Orks.

Der Söldner, der mich unsanft an den Armen hält, gibt mir einen schmerzhaften Tritt in die Kniekehle, sodass ich zu Boden sinke. Allerdings lässt er mich in diesem Moment, ob beabsichtigt oder nicht, los und ich ergreife die sich mir ungeahnt bietende Gelegenheit. Blitzartig zücke ich das Messer, drehe mich um und stoße es ihm in den ungeschützten Bauch. Schwarzes Blut spritzt mir sofort entgegen und der aufkommende Gestank nach Fäkalien ist ekelerregend, als ich es mit einem kraftvollen Ruck fast mühelos durch Haut und Fleisch gleiten lasse. Mit einem lauten Quicken fällt der tödlich Verletzte, zuckt auf den Boden liegend noch ein paar Mal im letzten grausamen Todeskampf, der dennoch nur bedingt eine Befriedigung für Qual und Entwürdigung ist. Ich höre die Schreie von Fís und Breda und dann bricht das Chaos los. Gefühlt hunderte Orks stürmen auf mich ein, versuchen mich zu fassen, aber erst als ich begraben bin unter stinkenden Leibern, die mich fast zu zerquetschen drohen, gelingt es ihnen an das Messer zu kommen. Aber nicht bevor ich noch einige von ihnen das gleiche Schicksal ihres Kumpans erleiden ließ.

Die kleine HobbitfrauWo Geschichten leben. Entdecke jetzt