1

2K 88 4
                                    

Hallo, ein paar Worte im Vorfeld. Das ist nun der zweite Teil von "Das süße Gift" ich raten euch zuerst den ersten Teil zu lesen, der auf meinem Profil zu finden ist.
Viel Spaß nun mit dem zweiten Teil.

++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++


3 Jahre später

Die Jahre waren ins Land gezogen. Schneller als ich es mir versah waren drei Jahre um und ich hatte es zu kaum mehr gebracht. Meine Siedlung war nun eine recht ansehnliche Festung. Keiner wagte sich her. Die Spitzen, mit denen ich die Grenzen gesichert hatte, waren mit Rattenblut durchtränkt. Hier und da hatte ich eine Ratte an einen Baum genagelt, an einen Baum gehängt oder einen Kopf aufgespießt. Ora hatte es zu Anfang geängstigt doch wir hatten uns beide daran gewöhnt. Die Dämonen mieden mich. Zu Menschen hatte ich keinen Kontakt. So waren nur noch ich, Ora und die Ärgernisse die sich hier her wagten. Ratten hatten zum größten Teil die Lust an dieser Gegend verloren. Wo sich die Schlange aufhielt wusste ich nicht. Die Katzen schienen mit ihm zu paktieren und so mied ich auch sie. Was sollte ich auch noch dort? Bella hatte mir damals überdeutlich gesagt, dass ich nicht länger bei ihr willkommen war. Und Mortales Zorn war nun etwas, dass ich nicht auf mich ziehen wollte. Ora trainierte wie wild. Sie war nun fast 18 Jahre alt! In ihrem Alter war ich bereits verlobt. Aber sie war deutlich ruhiger als ich in ihrem Alter. Und sie trainierte. Ihre dämonische Hälfte wollte und wollte sich allerdings nicht zeigen. Bis heute hatte sie nicht die Gestalt eines Wolfes angenommen. Ich hatte begonnen die wölfische Form zu bevorzugen. Es ließ mich ruhiger werden. Der viele Schmerz der schwarzen Nacht damals hatte mich bitterer werden lassen. Das Leben hatte früher für mich nach Frühlingssonne und Spaß geschmeckt. Heute schmeckte es nach Schmerz. Über die Gräber war Gras gewachsen. Ich wollte sie verwildern lassen doch Ora pflegte sie gut. Durch meine einsamen Kämpfe waren viele Narben zu den bereits vorhandenen gekommen. Doch das einzige, was mich immer präsent an die schwarze Nacht erinnerte, war die Narbe in meinem Gesicht. Die, die über meine rechte Augenbraue ging. Über die bis heute kein Haar mehr gewachsen war. Es fiel nicht allzu stark auf doch ich sah sie. Und ich erinnerte mich. Ebenso die Narben, die sich blass über meinen ganzen Körper zogen. Kaum sichtbar. Doch wenn man wusste, dass sie da waren, so konnte man sie erahnen. Von den Bissen der Ratten, als uns die Armee überrannt hatte. 

„NIALA!", Ora kam zu mir gerannt. Ich sah auf. Sie hatte keine Bitterkeit mit sich genommen. Sie hatte die Trauer überwunden und trug nun wieder eine erfrischende Fröhlichkeit in ihrem Herzen. Das gefiel mir. Ich liebte meine kleine Schwester und sie hielt mich fest, damit ich nicht in das schwarze Loch aus Bitterkeit fiel. „Was ist denn?", wollte ich wissen. „Die Schlingfalle! Im Osten! Die hab ich überprüft und das gefunden!", erklärte sie und kam zu mir. Ich saß bei den Gräbern, so musste sie erst mal eine Weile von den Fallen aus zu mir laufen. Auch, wenn Fallen nicht Art der Wölfe waren, sie erleichterten uns vieles. „Ein Hase?" „Nein! Schau doch! Fell!", sie hielt mir einen Büschel hin und ich seufzte. „Ja... Hatte ich befürchtet dass wir von diesem Abschaum auch nicht verschont bleiben. Lass nichts mehr herum liegen. Ich weiß nicht viel über diese Art von Dämonen. Nur, dass sie stehlen!", erklärte ich und erschnupperte am roten Fell eindeutig dämonische Züge. „Füchse.", seufzte ich und lehnte mich an den Baum hinter mir. „Und... und das heißt?", wollte sie wissen. „Wie gesagt ich weiß nicht viel über sie. Wie weit gehen im Moment die Menschen?", wollte ich wissen, da Ora sich hier und da dort aufhielt. Im Moment zeigten sich öfter ihre Ohren. Doch an Tagen, an dem sie den Menschen glich, ging sie oft in ihre Dörfer. Ich hatte sie in den letzten Jahren trainiert. Sie konnte sich wehren. Gegen Menschen. Dämonen war eine andere Geschichte. „Die kommen immer öfter über den Fluss... jagen nach Ratten.", erklärte sie. Ich nickte. „Das ist alles die Schuld dieser dreckigen Ratten! Wir haben die Grenzen gewahrt! Die Ratten gehen immer wieder zu den Menschen und greifen sie an! Da mussten sie sich wehren. Aber die Bastarde die hier her kommen... Pah! Schimpfen sich Dämonenjäger und hatten noch nie etwas mit echten Dämonen zu tun! ICH bin ein echter Dämon! Vater war einer. Ratten sind... Abschaum.", brummte ich. Ora nickte. „War ein Tier in der Falle?" „Nein. Ich glaube der Fuchs hat es gestohlen." „Oh verflucht... dann muss ich mich mit denen noch abmühen.", brummte ich. „Reicht doch schon, dass sich bis heute noch Ratten hier her verirren... sogar die Hasen und Hirsche bilden sich ein zurück zu kehren.", murrte ich. „Und was machen wir da?" „Du passt etwas besser auf dein Zeug auf. Ich geh die Fallen absuchen. Bis heute Abend.", verabschiedete ich mich von meiner kleinen Schwester und machte mich auf den Weg. Ich war 20. Bald 21. Wie die Zeit verging...

Leise schlich ich durch den Wald zu einer der Fallen. Dort hörte ich bereits ein Reißen. Vorsichtig trat ich näher. Ein Fuchs riss an dem toten Hasen, der sich selbst in der Falle stranguliert hatte. „HEY!", rief ich. Das Tier, es war nur ein Tier, kein Dämon, starrte mich erschrocken an und mit großen Augen an, bevor er davon lief. Ich ging zum Kadaver, befreite den toten Hasen aus der Falle und machte sie wieder scharf, bevor ich zur nächsten Falle ging. Sie war nicht weit weg. Die Luft war erfüllt vom Geruch des Waldes. All das Blut, dass damals vergossen wurde, hatte ein ganzes Jahr lang die Luft erfüllt. Die Ratten hatten hier gewütet und ich und Ora hatten uns verstecken müssen, um zu überleben. Ich hatte lange gebraucht um mich komplett zu erholen. Wir hatten viel Zeit bei den Menschen verbringen müssen. Jeden Neumond im ersten Jahr... Jeder Tag war schon zu viel gewesen. Selbst Ora war es bei vielen aufdringlichen Männern zu viel geworden. Aber sie war zu einer jungen Frau herangewachsen. Darum hatte ich auch so viel Wert auf ihr Training gelegt.

In der nächsten Falle war nichts! Murrend trat ich näher. Irgendein Mistkerl hatte die Schlingfalle abgeschnitten! Großartig... die war hinüber. Das war nun schon die achte Falle allein diese Woche! Langsam wurde es nervig! Ich würde wohl bald auf Fuchsjagd gehen müssen. Doch heute schien die Sonne so schön. Das Gras schien zu verlockend und so setzte ich mich etwas und sah in die Ferne. Es würde noch eine Weile dauern, bis ich zuhause sein müsste. So schloss ich die Augen und genoss einfach nur die Ruhe, die ein in Vergessenheit geratener Wolf genießen konnte.

Das süße Gift: Der einsame WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt