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POV Graf Richard Dreuven

„Richard!", Franziskus stürmte herein und ich stand auf. „Franz! Was tust du hier? Wo ist meine Schwester?", wollte ich wissen und kam meinem alten Freund entgegen. „Hier! Eine Dämonin hat mir diesen Brief von Niala gegeben! Ich bin die ganze Nacht durchgeritten! Ich weiß nicht, was ich tun soll...", er sah mich panisch an. Er liebte meine Schwester von ganzem Herzen. Darum hatte ich sie ursprünglich mit ihm verheiraten wollen. Er war ein guter Mann und ich hatte ihm einen guten Stand gegeben der ihn Venia würdig machte. Das mit diesem Söldner war ursprünglich nur halb ernst gemeint und furchtbar, furchtbar schief gelaufen. Ich riss ihm den Brief aus der Hand und laß ihn „Nein...", hauchte ich und meine Atmung beschleunigte sich. „Wir müssen eingreifen! Venia da raus zerren! Oh Gott... was habe ich getan? Ich hätte Venia niemals in die Nähe der Bestie bringen dürfen ich..." „Richard! Wenn... wenn wir... wenn wir hineinstürmen ist sie sicherlich tot! Wir müssen...", er sah mich panisch an. „Ja was müssen wir, Franz? Sag es mir! Ich weiß es nicht!", ich trat an ihm vorbei zur Tür. „Ich rufe zu den Bannern und..." „Und dann? Wie gesagt, da rüber zu gehen bringt uns alle um! Selbst du tausenden... wir können nicht gegen mehrere Dämonen bestehen!" „Der Wolf stände auf unserer Seite." „Das ist nur ein Vielleicht, Richard! Wenn der Wolf mit uns kämpft könnte er fallen und dieses Risiko wird sie wohl kaum eingehen! Sie wird kämpfen und ich fürchte dann nicht für uns." „Franz, sie ist meine kleine Schwester! Wenn ich sie verliere dann..." „Was soll ich sagen, Richard? Ich liebe Venia über alles... auch mich bringt es um hier zu warten aber einzugreifen würde nichts besser machen! Eher noch schlimmer... und es ist meine Schuld! Weil ich in das Territorium fremder Dämonen drang!" „Nein... ich befahl es... ich hätte Venia niemals mitgehen lassen dürfen! Ich..." „Richard?", rief jemand und ich sah mich um. Wütend starrte ich Hagen an, der hereintrat. „Richard! Liebster Schwager sag, wann..." „Hagen, sei still!", knurrte ich. „Und nenn mich nicht deinen Schwager! Du wirst Venia nicht heiraten!" „Ach was.", grinste er. „Kommt Zeit kommt Rat. Und auch dem Dämon wird's zu dumm. Dann hab ich sie für mich und nur mich allein.", grinste er und sah Franziskus provozierend an. „Und wie geht's dir so, Brandfresse?" „Pass bloß auf, du dreckiger Söldner!", knurrte er und griff an sein Schwert. „Ich bitte euch!", knurrte ich. „Hey! Hast du nicht auch schon als Söldner was dazu verdient?", grinste Hagen weiter und sah mich an. „Also Richard, wann denkst du wird das sein? Venia ist auch schon recht alt... und vier, fünf Kinder wünsch ich mir schon. Vielleicht mehr. Mal sehen, wie viel uns Gott schenkt.", grinste er. „Hagen, ich habe gerade ganz andere Probleme! Venia muss Jungfrau bleiben und wird weder dich noch Franziskus, noch irgendjemand anderen ehelichen oder auch nur lüstern ansehen! Und im Moment habe ich andere Sorgen, denn Venia befindet sich unter Dämonen.", knurrte ich. „Unter Dämonen? Bei der Köterfrau?" „Bei Niala, Der Wolfsdämonin.", brummte Franziskus. „Sagte ich doch. Wann kommt sie wieder?" „Bald... hoffe ich.", bemerkte ich und sah zum Fenster. „Hat sie nichts gesagt?" „Es geht dich zwar nichts an, Hagen, doch befinden sich die Dämonen im Streit und Venia sitzt dazwischen. Niala beschützt sie zwar aber scheint der Frieden brüchig zu sein.", erklärte ich und Hagen runzelte die Stirn. „Ich mach das schon. Richard, Lust auf eine Wette?", grinste er. „Wie bitte? Jetzt soll ich wetten? Jetzt? Wo meine Schwester vielleicht bald tot ist, oder bereits ist!" „Ja. Wenn ich es schaffe, Venia lebendig da herauszubekommen und das binnen zwei Tagen, so darf ich sie heiraten und der Dämon... nun wenn ich sie da raushole wird der Dämon mir schon keine Sorgen machen.", grinste er. Ich starrte ihn an. Könnte er das? Hagen war ein begnadeter Kämpfer... durchaus wäre er ein guter Kandidat für eine solche Reise. Doch Venia wäre nicht begeistert von seinem Sieg. „Nein..." „Dann verreckt sie eben da hinten. Oder willst du mit der ganzen Armee reinmarschieren? Ich schaffe es eher. Auch kenne ich Mittel und Wege meinen Geruch zu verbergen. Besseren Geruchssinn als ein Bluthund können die Dämonen auch nicht haben! Und den Hunden bin ich schon oft entkommen. Also, Richard. Schlägst du ein oder soll die Brandfresse hier ihre Leiche rauszerren?", wollte er wissen und streckte mir die Hand aus. Verdammt... ich wusste um Hagens Fähigkeiten. Auch war mir bewusst, dass Franz mir nur den toten Körper meiner geliebten Schwester bringen könnte, wenn es eskalieren würde. Der Söldner würde mir Venia mit Sicherheit zurückbringen... „Abgemacht!", ich schlug ein und nicht einmal, als ich den Pakt mit den Dämonen einging hatte ich mich so dreckig gefühlt. „Sehr gut.", grinste er und ging schnellen Schrittes. „Was habe ich da getan?", hauchte ich. Franziskus starrte ihm nach. „Ich muss ihm hinterher! Venia vor ihm finden und..." „Nein! Er... er... du würdest es nicht schaffen aber... er... er hat gute Chancen." „Und was sollen wir nun tun, Richard?", wollte mein alter Freund wissen. Ich seufzte. „Geh du zurück. Trommel ein paar Männer am Fluss zusammen und baut ein kleines Lager direkt bei der Brücke auf. Und ich... ich gehe in die Kirche und flehe Gott im Himmel an, er möge Venia für meine Fehler nicht büßen lassen!", erklärte ich und ging.

Die halbe Nacht hatte ich nicht in den Schlaf gefunden. So beschloss ich kurz nach Mitternacht aufzustehen und gen Westen zu reiten. Ich musste zur Brücke! Ich musste es sein, der Venia in die Arme schloss wenn sie zurück käme! Ich hätte sie niemals hinübergehen lassen dürfte! Wer wusste schon, was die mit ihr machten? Ich konnte nur hoffen, dass Niala auf sie Acht geben würde. Doch selbst da machte ich mir wenig Hoffnung... Hätte ich sie doch niemals auf die Burg geholt! Aber ich hatte sie unbedingt bei mir haben müssen... der reine Briefkontakt mit meiner geliebten Schwester hatte mir nicht genügt und ich hatte sie aus dem Haus zur Burg holen müssen. Hinein in diese ganze verfluchte Gefahr! „Bitte, Herr im Himmel... lass meine Schwester nicht leiden! Lass sie am Leben! Bitte...", wimmerte ich und ritt schneller. Ich musste mich beeilen! Wenn nötig würde ich selbst hinüber gehen und meine Schwester rausholen. Und selbst wenn es mir das eigene Leben kosten würde oder ich gegen duzende Dämonen kämpfen müsste, von mir aus auch mit bloßen Händen!

Das süße Gift: Der einsame WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt