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„LAUF!", befahl ich Luan als er den Getreidesack unter dem Regen ins Lagerhaus trug. Ein Luxus, den ich seit Jahren nicht mehr verspürt hatte. Ein Lagerhaus... gefüllt... himmlisch. „Ein Fass Met habe ich in deine Höhle getragen und Schnaps. Also, Wolf... machen wir das Fass auf und... verziehen uns etwas in dein..." „Nein. Ich muss mit dem Menschenmädchen sprechen.", erklärte ich und ließ Laila im Regen stehen, bevor ich in meine Höhle schritt.

„Also wenn Niala wieder grob ist... so ist sie nun einmal. Das liegt in ihrer Natur. Sie hat viel mitgemacht." „Verstehe. Und was hat sie dann...", ich räusperte mich und unterbrach so Venia die gerade Ora antworten wollte. „Ora? Lässt du uns allein?" „Natürlich.", lächelte Ora und ging in ihr Zimmer. „Wein?" „Gerne.", Venia sah mich verlegen als während ich uns Met einschenkte. „Trinken wir." „Ich sollte zurück." „Nein. Erstens, draußen stürmt es wie wild und zweitens muss ich noch etwas mehr verlangen.", erklärte ich. Sie nickte. „Gut. Um ehrlich zu sein sitze ich hier lieber bei dir als bei meinem Bruder.", lächelte sie. „Mmh? Du bist lieber bei einer Dämonin als bei deiner Familie?" „Nun ich würde wohl bei diesem Wetter zum Lager bei der Brücke gehen. Dafür müsste ich einige Zeit durch den Regen und dann... würde ich mit Franziskus trinken während er mir Lieder vorspielt. Es tut mir schon fast leid um ihn... Oder noch schlimmer wäre es, wenn Hagen am Ende noch anreisen würde!" „Franziskus singt auch noch für dich?" „Ja. Er ist wirklich liebevoll..." „Tut mir leid, dass ich sein Gesicht so..." „Ach, schon gut bei mir brauchst du dich da nicht entschuldigen! Er kam zu mir! Ich habe ihn versorgt und er hat es sichtlich genossen. Aber... so sehr ich es versuche ich empfinde doch nichts für ihn!" „Ist bei euch Menschen doch unwichtig. Wieso heiratest du ihn nicht? Dann wärst du auch vor Hagen sicher." „Aus dem selben Grund wie mich auch mein Bruder gefoltert hat...", sie seufzte. „Ich wünschte ich wäre ein Dämon.", bemerkte sie. „Wie das?" „Du bist frei! Ungebunden! Ja, du musst sicher einige schützen aber... du kannst lieben wie du willst... du bist ja mit der rothaarigen Dämonin zusammen... das ginge bei uns niemals." „Halt! Halt, halt, halt! Ich und Laila? Nein! Wir sind kein Paar!" „Nicht? Aber ich dachte... ihr teilt das Bett..." „Ja aber deshalb sind wir doch nicht gleich zusammen! Wir haben doch nur Sex!", sie errötete leicht als ich davon sprach doch fing sie sich recht schnell. „Da... siehst du! Darum beneide ich dich! Du kannst mit einer Frau schlafen! Täte ich es so..." „Ach? Daher weht der Wind?", grinste ich. „Na wer ist sie denn? Hab ich sie gesehen?", grinste ich. „NEIN! Oh Gott so war es nicht gemeint! Ich... ich... also ich...", nun war sie vollkommen rot und ich lachte auf. „Schon gut. Also... könntet ihr uns mehr Eisen besorgen?", wollte ich wissen. „Eisen?" „Ja. Eisen und Bronze. Luan hat sich als Naturtalent im Schmieden erwiesen und ich will ihn fördern.", bemerkte ich. „Das freut mich. Ich werde sehen, was ich tun kann.", lächelte sie und nippte an ihrem Wein. „Venia, sag mal... jetzt erzähl mir doch mal wie es zur Folter kam. Und was er tat.", bat ich. Sie seufzte und trank den Wein aus. Sofort füllte ich ihr nach. „Wegen was ist erst einmal unwichtig... weil ich dumm war. Weil ich dachte, ich kann es meinem Bruder sagen weil er doch mein Bruder ist aber... ich kenne diese Mann nun seit fast 20 Jahren. Es ist meine eigene Schuld. Er schleppte mich hinunter in die Kerker zum Folterkeller und... Es begann mit Schlägen. Peitschenhiebe und so weiter. Dann Ertränken also... er hat mir ein Tuch über das Gesicht gelegt, mich auf die Streckbank geschnallt, meine Füße hoch gelegt, meinen Kopf tief und Wasser über mich geschüttete. Es war furchtbar. Dann stieß er mich in die eiserne Jungfrau und schloss mich ein und..." „Was ist die eiserne Jungfrau?" „Ein Metallsarg der steht. Man kann hinausblicken. Innen sind Spieße und von außen kann der Henker es enger schrauben bis man... aufgespießt wird. Ich flehte ihn an es nicht zu tun. Bekam da drin Panik. Er brüllte, mit einer Schwester wie mir wollte er nicht Leben und die Spitzen drückten in mein Fleisch. Gerade als die ersten meine Haut durchstießen zerrte der Pfarrer ihn fort und meinte, eine normale Läuterung würde genügen. So kettete man mich in der Kirche vor ein Kreuz und der Pfarrer betete stundenlang um mich. Erflehte Gott mich zu heilen... Wir beteten stundenlang den Rosenkranz. Meine Knie schmerzten. Ich durfte nicht schlafen. Nach wie vor war ich verwundet von Richards Folter.", sie schnaufte tief durch. „Ihr Menschen seid grausam.", bemerkte ich. „Ich weiß...", seufzte sie. „Und was ist dir furchtbares geschehen, Wolf?", wollte sie wissen. „Was?" „Deine Schwester sagte, du hast einiges mitgemacht. Außerdem hast du hier überall Narben.", sanft strich sie mit ihrer Finger die feinen Narben an meinem Arm nach und hinterließ eine feine Gänsehaut. „Du bemerkst sie? Du bist aufmerksam. Die Wenigsten bemerken diese Narben. In der... in der... also in der... könntest du damit aufhören?", bat ich und lächelte sie an um meinen Worten die Schärfe zu nehmen. „Oh... natürlich!", schnell zog sie ihre Hand zurück und hörte so auf mir über den Arm zu streichen. „Also... als die Ratten uns angriffen unter Rakura verlor ich einen schrecklichen, schrecklichen Kampf und verlor alles. Ich will nicht genauer darauf eingehen. Aber... hier haben sich duzende Ratten in meinem Arm verbissen. In dem Arm, am anderen Arm... auf meinem Rücken sind einige Wunden... mein ganzer Körper ist voll Narben. Hier...", ich zog das Hosenbein hoch und deutete auf meinen Knöchel. „Eine uralte Narbe. Da hat sich eine Ratte drin verbissen.", erklärte ich. „Hast du Narben nur von Ratten?" „Nein...", ich stand auf, zog mein Hemd hoch und entblößte meinen Bauch. „Die große hier.", ich strich die helle Narbe entlang. „Habe ich von einem Wildschweindämonen. Sein Pelz liegt vor meinem Bett.", erklärte ich. „Wow... war er stark?", wollte sie wissen und starrte meinen Bauch an. Sanft strich sie die Narbe entlang und ich erschauerte leicht von der ungewohnt sanften Berührung. Als sie bemerkte was sie tat zuckte sie zurück. „Ähm... ähm...", stotterte sie. „Willst du den Wildschweinpelz sehen?", wollte ich wissen. „J... Ja... warum nicht?", lächelte sie und stand mit mir auf.

Schüchtern trat sie hinter mir in mein Schlafzimmer ein. „Ich... ich kann doch nicht einfach so in dein Schlafzimmer gehen!", bemerkte sie. „Mmh? Wieso nicht?" „Es... es ist dein Schlafzimmer...", bemerkte sie. „Und? Auch nur ein Zimmer in dem ein Bett steht? Ach, geziemt sich das bei euch Menschen nicht in ein Schlafzimmer zu gehen?", wollte ich wissen. „Nein... nicht einfach so..." „Ihr seid wirklich komisch also... das ist er.", grinste ich und deutete auf den Bettvorleger. „Den... den hast du getötet?" „Wer sonst? Hat mir ganz schön eine mitgegeben.", lächelte ich und trat ihm gegen den Kopf. „Ginnar... Mistkerl.", bemerkte ich. „Wie groß war er bitte?", wollte sie wissen. „In tierischer Form... ich glaube da ging er mir bis zur Brust. In menschlicher Form war er ein Hüne, wie alle Wildschweindämonen. Ich glaube um die zwei Meter aber ich kann es nicht mehr sicher sagen... es ist schon so lange her.", lächelte ich. „Wie lange?" „Über drei Jahre. Weit über drei Jahre...", ich seufzte. „Damals war ich noch jemand...", lächelte ich versonnen und sah auf den Pelz an.

Das süße Gift: Der einsame WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt