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Mit aller Kraft wand ich mich in den Ketten. Verdammte Bastarde! Sie hatten mir zusätzlich auf halber Strecke die Augen verbunden, dafür allerdings den Knebel abgenommen. Man hatte mich über ein Pferd geworfen. Meine Hände und Füße festgebunden und so um das Pferd geschnallt. Ich konnte mich nicht befreien und das war mehr als unbequem! „Wir sind gleich da, Kleine!", lachte einer und schlug mir auf den Arsch. Dafür würde ich ihm die Hand abreißen! Egal wer es war! Ich würde sie ihm abreißen! „Genau!", lachte ein anderer und machte es ihm nach. „Ich reiße euch die Hände ab!", brüllte ich. „Ach wa..." „Lasst das! Am Ende entkommt sie uns noch, wenn ihr sie wütend macht!", mahnte einer der Anführer. „Wisst ihr überhaupt, wer ich bin? Ich bin Niala! Tochter des Wotan! Der stärkste noch lebende Wolfsdämon!", brüllte ich. „So stark bist du ja nicht.", lachte einer. Ich schnaufte tief durch. Ich musste es anders anstellen. Ich könnte mir die Kehle wund brüllen und über meine Stärke berichten. Doch am Ende zeugte mein Körper im Moment von meiner Schwäche. Und so viel ich wusste hätte ich noch gut neun Stunden. Die Nacht dauerte ungefähr zehn Stunden... eine hatte ich wahrscheinlich schon hinter mir. Neun Stunden in denen ich gefährdet war. „Natürlich bin ich so stark, dummer Mensch!", erklärte ich und ersann mich dem, was Loki mir einst erzählt hatte. Einst hatten die Menschen uns gedient! Einst hatten sie uns zum Schutz Opfergaben gebracht. Uns verehrt. Ich musste ihnen nur meine Stärke versichern und ihnen klar machen, dass ich es nur nicht zeigen wollte! „Aber ich bin neugierig. Ich will wissen, wie ihr Menschen lebt! Ich kenne so viele Dämonen. Ich weiß, wie sie leben. Weiß, wie sie kämpfen und wie sie sterben. Ich will wissen wie ihr Menschen lebt. Und ich will mit diesem Dreuchen sprechen." „Dreuven?" „Von mir aus auch Dreuven." „Du... du kommst freiwillig mit?", wollte einer wissen. „Natürlich! Warum denkst du lebst du noch? Ich hätte euch mit der Linken in den Fluss werfen können! Ach und der Kerl, der mir den Dolch stahl, ich rate dir ihn nicht zu beschädigen. Ich will ihn wieder haben. Er ist ein Erbstück. Ach und die Herren, die mir gerade auf den Arsch geschlagen haben, ich hoffe für euch, dass ich niemals erkenne wer ihr seid. Denn dann werdet ihr die Hände verlieren.", erklärte ich ruhig. „Die lügt doch... das... das kann doch nicht sein?" „Weiß nicht... Dämonen sind komisch... dieser andere meinte doch auch, wir sollten gehorchen... als wir uns ihm widersetzt haben... du weißt ja, was war..." „Ja...", hauchte ein anderer. Ich wurde hellhörig. „Dämonen? Auf Menschenseite? Wie das?" „Schnauze!" „Etwas mehr Respekt, mickriger Mensch! Was war mit dem Dämonen? Vielleicht kenne ich ihn ja.", lächelte ich. „Pah! Kennen... der sah aus wie ein Riese! Und als er weg rannte da..." „Verwandelte er sich in einen Eber?" „Ja! Woher weißt du das?" „Weil ich bereits seinesgleichen getötet habe. Ein Fell von einem besonders Starken liegt sogar neben meinem Bett. Ginnar war sein Name. Eurer hieß nicht zufällig Mirden?" „N... Nein... Der hieß glaube ich Arkyn und der Rattenmann der bei ihm war hieß glaube ich Kopp..." „Wieso erzählst du ihr das?" „Weil ich sie ja kennen könnte. Aber nein. Noch nie von einem Arkyn gehört... oder einem Kopp. Ich meide Ratten. Unangenehme kleine Zeitgenossen. Es kostet eine Menge Zeit sie zu töten. Sie kämpfen zwar schwächlich und sind keine Gegner aber es sind so viele...", erklärte ich. „Was will er?" „Was denkst du? Die Fässer sollten wir ihm bringen." „Ach? Wieso bringt ihr ihm Schnaps und nicht mir?", grinste ich. „Weil du ein wertloses Stück Scheiße bist!", lachte einer. „Er hat recht. Und jetzt Maul halten bis wir da sind.", bemerkte einer der Anführer und knebelte mich wieder.

Ich hatte mich etwas ausgeruht und als ich erwachte schnitt mir gerade jemand mit einem Ruck die Fesseln durch und ich knallte mit einem Keuchen auf den Boden. „Gastfreundschaft ist euch ein Fremdwort...", brummte ich. „Zerrt sie hoch! Nehmt ihr die Augenbinde ab! Und den Knebel! Ich will sie sehen!", hörte ich die Stimme eines Mannes und man zerrte mich auf die Knie. Allerdings stand ich auf, als man mir Augenbinde und Knebel abnahm. Ich sah mich um. Wir waren umgeben von Gebäuden. So viel ich wusste nannten die Menschen so etwas eine Burg. Eine Festung. Und wir standen im Burghof. Ein Mann um die 30 Jahre trat zu uns. Er war edel gekleidet und hatte dunkelblonde Locken und einen ebensolchen Bart. Mit einem selbstzufriedenen Lächeln trat er näher zu mir. „Dein Name, Dämon." „Stellt sich nicht normalerweise der Gastgeber zuerst vor? Oder ist es wahr was man sich bei uns erzählt. Dass die Menschen so unglaublich ungehobelt und unehrenhaft sind.", bemerkte ich. „Unehrenhaft? Und das muss ich mir von einem dreckigen Dämonen anhören? Mmh... aber gut. Du scheinst klüger zu sein als die Ratten." „Eine Beleidigung mich allein mit einer Ratte zu vergleichen. Und ich sehe, ich stehe wohl einem vernunftbegabten Menschen gegenüber. Eine Seltenheit.", erklärte ich. Ich forderte ihn heraus. Und das sollte mir Zeit bringen. So viel ich sah müsste ich noch sechs Stunden durchhalten... Er gab ein brummendes Lachen von sich. „Humor hat sie ja. Verzeih meine Manieren. Mein Name ist Richard Dreuven. Graf dieser Burg und Anführer der Dämonenjäger.", stellte er sich mir vor. „Ich würde dir die Hand reichen wenn sie nicht gefesselt wäre. Nun, hat ein Dämon denn Manieren?" „Mein Vater lehrte mich Manieren. Mein Name lautet Niala, Tochter des Wotan. Sein Erbe und letzter Wolf.", verkündete ich meinen Namen. „Niala... letzter Wolf also. Ich hatte mir dich... Größer vorgestellt.", bemerkte er. „Ihr hörtet von mir? So oft bin ich doch nicht hier." „Nun du hast meinen Männern einmal ganz schön zugesetzt. Möchtest du ein Glas Wein? Schnaps? Bier?" „Zu freundlich. Zuerst würde ich mich freuen, würde man mich aus diesen Ketten entlassen.", lächelte ich. „Nein. Wie wäre es mit diesem Kreuz dort drüben.", bemerkte er und deutete auf ein metallisches Kreuz in X-Form auf einem Scheiterhaufen. „Hübsch, nicht?", lächelte er. „Ganz nett. Mit Metall-Riemen." „Nett, nicht wahr? Stahl! Dort haben schon viele Dämonen ihr Ende gefunden. Und jetzt du.", lächelte er. „Pah! Ihr wollt mich verbrennen? In meinem ganzen Leben wollten mich schon tausende Rattendämonen töten. Eine ganze Menge Wildschweine, Hasen, Hirsche, zwei Füchse, einige Katzen wobei eine es immer wieder versucht hat, sogar ein Wolf und eine furchtbar unangenehme Schlange. Und jetzt wollt ihr mich töten?", bemerkte ich. „J... Moment... eine Schlange? Ein Schlangendämon?" „Ja. Wenn du so lange unter Dämonen bist wie ich, dann sagst du nicht immer Dämon dazu. Ja eine Schlange. Ein dreckiger Hurenbock namens Rakura.", knurrte ich. „Ra... Rakura? Rakura der Schlangendämon? Der Herrscher über alles jenseits des Flusses?" „NEIN! Bis zu Schlangendämon bestätige ich alles aber er ist nicht der Herrscher von allem und jedem jenseits des Flusses! Mag sein, dass er jenseits der Berge alles regiert. Mag sein, dass er Einfluss auf meiner Seite der Berge hat..." und es würde mich nicht wundern, wenn er dort meine Exverlobte vögeln würde „Aber er herrscht nicht über alles! Nicht über mich! Er wollte mich einst töten. Doch mich konnte er nicht töten. Jeder starb durch ihn. Aber ich nicht.", knurrte ich. „Ach? Es wird ihn freuen, wenn wir dich töten. Vielleicht will er dann weniger Tribute.", grinste Dreuven. „Tribute?" „Ja. Zerrt sie hin! Macht sie fest!", grinste er. „Wir bringen sie um, wenn meine Schwester hier ist. Sie soll es sehen! Sie soll sehen, wie stark ihr Bruder ist!", lachte Dreuven und zog ein Schwert, bevor er die Spitze an mein Kinn hielt und es damit leicht anhob. „Sie soll sehen, wie ich bald alle Dämonen über den Fluss gedrängt habe.", grinste er. „Herr, was werden die Ratten sagen?" „Nichts. Ladet noch ein Fass auf den Karren als Entschuldigung für die Verspätung. Aber beeilt euch. Ansonsten schickt er wieder einen Trupp zu uns... oder... oder Rakura schickt Arkyn... Nein! Rennt einfach und hofft das Beste. Entschuldigt euch wenn nötig auf Knien!", brummte Dreuven und schickte einige fort. Andere packten mich und zerrten mich zu dem Kreuz. „Meine Herren, lasst mich los und ich werde euch im baldigen Blutbad verschonen.", erklärte ich. „Vergiss es. Wir haben schon viele verbrannt. Bevor dieser Arkyn es uns verbat... Dreuven ist schon ganz scharf drauf einen wie dich zu verbrennen.", lachte einer der Soldaten und sie drückten mich an das Kreuz. Zuerst schnallten sie meine Handgelenke fest, dann meine Beine. Nun stand ich da... unbeweglich. Meine Arme und Beine mit Eisenschellen gebunden. Unter mir Holz. „Wir brauchen Lampenöl. Schaff es ran! Sonst dauert das ja bis morgen!", bemerkte einer und der andere rannte. Ich seufzte. „Lasst mich gehen. Sofort!", knurrte ich doch keiner antwortete mir mehr. Verdammt... Ora könnte mir nicht helfen... was sollte sie groß tun? Sie könnte versuchen Hilfe zu holen. Aber hoffentlich würde sie die Füchse nicht suchen! Nicht einmal ich könnte sie in dämonischem Zustand finden. Und... hoffentlich kam Ora nicht auf die Idee die Katzen um Hilfe zu bitten! Sie würden Ora töten! Mich hatten sie verschont. Vielleicht aus Schuld oder der alten Zeiten Willen aber sie hatten keinen Grund Ora am Leben zu lassen... verdammt! Meine einzige Möglichkeit war meine dämonische Kraft zurückzuerlangen. Doch so viel ich erkennen konnte müsste ich dafür noch einige Stunden ausharren... verflucht...

Das süße Gift: Der einsame WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt