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Das Mädchen schritt zitternd zwischen den Füchsen über die Brücke. Mitten auf dem Weg stoppte ich. „Bis hier her. Ab hier gehe ich alleine. Fuchs, Seil!", befahl ich und er fesselte das Mädchen gehorsam, bevor er mir den Strick in die Hand drückte. „Gut. Dann bis heute Abend.", verabschiedete ich mich. „Eher bis morgen.", meinte die Füchsin. „Was?" „Merkst du dann schon. Man sieht sich." „Zerlegt mir das Lager nicht!", rief ich ihnen nach als sie gingen. Ich seufzte. Wehe die würde meine Höhle verwüsten... „Gehen wir, Mensch. Wir sollten bis zum Mittag dort sein.", bemerkte ich und zog sie hinter mir her. „Nicht so schnell!" „Was?" „Du läufst!" „Ich gehe!" „Für einen Dämonen!" „Hör zu...", knurrte ich. „Dann geh doch du in deinem Tempo voraus! Aber halte dich doch ran! Ich will heute noch ankommen.", knurrte ich. Sie seufzte und ging voraus. Ich vergaß, dass Menschen so langsam waren...

Immer wieder knickte sie hinter mir ein. Wir gingen nun schon seit gut sechs Stunden durch. Nun war ich aber kein Monster und ich kannte sowas ja von meiner Schwester und so stoppte ich. Das Mädchen, das mittlerweile etwas hinter mir ging, stieß versehentlich gegen mich und sah mich erschrocken an. „Es ist Mittag. Möchtest du eine Pause machen?", wollte ich wissen. „Es muss nicht..." „Ich bin nicht dumm, ich sehe, du bist erschöpft.", bemerkte ich und entsann mich der Sache mit dem Charme. „Setzen wir uns doch und essen etwas. Ich will nicht, dass du halb tot bist bis wir da sind.", bemerkte ich. „Halte mich nicht für schwa..." „Das tue ich nicht. Nur für menschlich. Deine Kraft ist mit der Meinen nicht zu vergleichen. Das meine ich gar nicht beleidigend. Ora hat uns was eingepackt.", bemerkte ich und führte sie tiefer in den Wald, da wir uns nahe der Wege gehalten hatten. Auf einer kleinen Lichtung band ich das Ende des Seils an meinen Gürtel und breitete meinen Umhang am Boden aus. „Setz dich." „Auf deinen Umhang?" „Ähm... ja...", sonst hätte ich ihn ja wohl kaum hingelegt. „Danke das ist sehr... galant von dir.", bemerkte sie und ich sah sie überrascht an, als sie sich setzte. Ich ordnete dem keine weitere Bedeutung zu und packte den Proviant aus. „Ich glaube wir sind bald bei der Hälfte." „Eher bei dem ersten Drittel.", korrigierte sie mich. „Erst? Wenn das so weiter geht kommen wir heute nicht mehr an." „Werden wir auch wohl kaum.", bemerkte sie. Ich seufzte. Nun verstand ich die Worte der Füchsin. „Dämon... was isst du?", wollte sie wissen. „Nenn mich ruhig Wolf. Wolf nennen mich die meisten.", bemerkte ich. „Wolf... haben dich deine Eltern wirklich Wolf genannt?" „Nein. Natürlich gaben sie mir einen Namen. Aber als sie alle starben legte ich ihn ab. Nur noch meine Schwester darf mich so nennen. Ich bevorzuge Wolf." „Oh... wann starben sie denn? Ich hörte ihr Dämonen werdet alt... vor hundert Jahren? Zweihundert?", wollte sie wissen. Ich lachte auf und sie sah mich verwirrt an. „Nein. Erst vor drei Jahren. Ich bin erst 21... Aber ich hörte du sollst heiraten. Bist du dann älter als ich? Du siehst jünger aus.", bemerkte ich. „Nein. Ich bin jünger. Ich bin 19. In einigen Monaten 20. Mein Bruder drängt, es wäre schon lange Zeit. Unser Vater drängte schon vor Jahren auf eine Ehe. Aber Mutter war dagegen. Nun wo sie nicht mehr sind hat Richard alles Sorge um mich zu tragen und er wird mich noch vor meinem 20. Geburtstag mit Franziskus verheiraten.", sie seufzte. „Oder mit Hagen... aber das wird er mir wohl kaum antun...", bemerkte sie. „Klär mich auf, wer sind denn die beiden?", ich reichte ihr das Trockenfleisch und sie griff dankend zu. Nahm sich eine Scheibe Fleisch und riss sich ein Stück Brot ab. „Vielen Dank. Hagen ist... wohl in Wahrheit der Mann, der mir in meiner Abwesenheit versprochen wurde... Franziskus der, der bisher um mich warb. Franziskus von der Wildwiese ist ein Offizier. Ein alter Freund meines Bruders mit dem er schon als Kind kämpfen geübt hat. Nun hat er ihn in seine Wache aufgenommen und ihm eine recht gute Stellung gegeben. Ich könnte, so sehr ich es mir wünsche, Franziskus wenig vorwerfen. Vielleicht seine Arroganz. Arrogant ist er wie kein zweiter. Aber er ist auch ein Romantiker. Er wirbt wirklich um mich und müht sich mir zu gefallen..." „Wieso gefällt er dir nicht?" „Nun... sagen wir es springt kein Funken über. Doch ist er nichts im Vergleich zu Hagen. Was ist mit dir, Wolf? Wie ist das bei Dämonen? Heiratet ihr?" „Ja. Wir heiraten. Aber das ist so eine Sache... grundsätzlich bist du verheiratet bis einer stirbt. Und da wir Dämonen praktisch unsterblich sind... Ist sowas eine langwierige Sache..." „Das glaube ich dir. Hast du jemanden? Du bist ja älter als ich." „Nein. Ich habe keinen. Hier und da Liebeleien aber verheiratet bin ich nicht.", erklärte ich und biss ein Stück Fleisch ab. „Ruh dich aus, Mensch." „Nenn mich doch bitte Venia. Mensch klingt... als wäre ich ein Tier." „Gut... Venia, du solltest dich ausruhen. Wir marschieren in einer halben Stunde weiter.", erklärte ich. Sie nickte. „Hast du Wasser hier?", wollte sie wissen. Ich zog meinen Weinschlauch und roch daran. Ja... Ora hatte mir leider nur Wasser mitgegeben. „Hier." „Danke.", sie trank einen tiefen Schluck und legte sich dann hin. Ich reichte ihr die Tasche in der ich alles trug und dankend nahm sie es als Kissen. Ich beobachtete sie etwas, bis sie eingeschlafen war. Vorsichtig stand ich auf und band sie außerhalb ihrer Reichweite an einen Baum. Leise stand ich auf und sah hinauf zum Himmel. Wenn das so weiter ging kamen wir wirklich heute nicht mehr an...

Das süße Gift: Der einsame WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt