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Die Zange in der Hand, daran das Schwert, ging ich zum Schmiedefeuer. Luan betätigte immer wieder den Blasebalg um es schön heiß zu halten. Dann warf ich das Metall hinein. Ich hatte irgendetwas erwartet. Viele Funken oder gar einen Habicht aus Feuer. Stattdessen tat die Klinge das, was alle Klingen taten. Sie schmolz. Ich füllte es in eine grobe Form und wartete bis es erhärtet war. Dann nahm ich das Metall heraus und fasste es an. Problemlos. „Interessant.", bemerkte ich. „Ich wünschte ich würde einen Schmied kennen, der das alte Handwerk der dämonischen Schmiedekunst noch beherrscht.", bemerkte ich und warf das Metall in einen Korb wo bereits anderes Altmetall lagerte. Dann ging ich zu Venia, die bereits besorgt auf mich wartete.

Sie hatte nicht mehr viel zu mir gesagt. Sich nach meinem Wohlbefinden erkundigt und war ins Bett gegangen. Mir war bewusst, dass mein Anblick für einen Menschen sicher nicht leicht zu ertragen war. So war ich dankbar, dass sie mich überhaupt noch ins Bett ließ. Sie lag mit dem Rücken zu mir und ich starrte die Decke an. Den Fetzen von Hagens Kleidung in meiner Hand. Immer wieder fuhr ich über die raue Stelle an der die Kleidung verkohlt war. Wie? Wo waren die Flammen gewesen? Ich hatte keine gesehen! Doch! In Hagens Augen hatte es geschimmert als hätte ich eine Kerze in der Hand gehalten! Doch ich hatte kein Feuer gesehen. Vielleicht war es mein Tunnelblick gewesen der mich abgelenkt hatte. Ich legte den Stoff zur Seite und legte meinen Arm um Venia. Aber neben der Angst was los war, war da auch die Sucht wieder so zu sein! Es war wie ein Rausch gewesen! Ich war absolut konzentriert gewesen! Keine Ablenkung war mir in den Sinn gekommen nur kurz. Jeder meiner Schritte war perfekt koordiniert gewesen! Ich hatte an nichts denken können. Ich hatte nur funktioniert! Solche Angriffe auszuführen ebenso wie so koordiniert auszuweichen war mir bisher nicht möglich gewesen! Morgen würde ich gleich mit den Füchsen trainieren! Ich musste dran bleiben und weiter dieses Niveau halten!

Am Morgen fand ich Venia in meinen Armen liegend vor. Sanft hielt ich sie und war froh, dass sie meine Nähe nicht zu scheuen schien. Als sie erwachte hauchte ich ihr einen Kuss auf die Lippen und zu meinem großen Glück scheute sie auch diesen nicht. Wir frühstückten gemeinsam, wobei sie aß und ich eher etwas Wasser trank. Ich war kein großer Frühstücker. „Was wirst du heute tun, Niala?" „Trainieren! Ich will alles daran setzen wieder so zu kämpfen wie gestern und... ich muss gestehen alles ging gestern etwas drunter und drüber und... Hagen liegt noch bei uns im Lager zwischen dem Holz. Ich werde mich darum kümmern... aber wie soll ich das machen? Hat er Angehörige? Soll ich die Leiche rüber bringen und deinem Bruder übergeben? Oder einfach in den Fluss werfen?", wollte ich wissen. Sie starrte mich an. „Oh... verzeih ich... ähm... ich bin es gewohnt einfach darüber zu sprechen... ähm... bei euch Menschen gehe ich davon aus, ihr sprecht nicht so oft darüber.", lächelte ich verlegen. „Nein... wir reden tatsächlich recht wenig darüber, wie man Leichen los wird. Er hatte keine Verwandten. Besser wirf ihn in die Fluten... aber was sage wir Richard? Ich will meinen Bruder auch nicht belügen..." „Nun... wir sagen er platzte hier hinein und ein Dämon tötete ihn und warf ihn in den Fluss. SO falsch ist es ja nicht.", lächelte ich. Venia nickte. „Gut... dann tu das... ich bleibe hier.", erklärte sie. „In Ordnung. Ora und Luan werden auch bleiben. Ich gehe mit Laila. Sie meinte sie kennt gute Stellen am Fluss an denen man einen Körper verschwinden lassen kann. Solche werde ich mit ihr suchen gehen und Hagen dort hineinwerfen.", erklärte ich. „Dann tu das. Aber wie gesagt, begleiten kann ich dich nicht." „Das verstehe ich.", ich stand auf und hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Lippen, bevor ich ging.

Laila ging voran während ich Hagen über die Schultern gelegt hatte uns ihn trug. Den Arm hielt ich in der Hand. „Da vor und noch ein paar Meter.", bemerkte sie und drückte freundlicherweise Äste beiseite um mich durchzulassen. „Danke.", brummte ich. „Höflich bist du seit Venia geworden." „Ja...", brummte ich und ging hinter ihr her. „Etwas begeisterter! Das ist gut.", lächelte sie. „Ja... schon... ich habe nur etwas Bedenken mit ihr..." „Sag bloß? Rettet dich etwa dein Halblingsblut vorm süßen Gift?", grinste sie. „Nein! Aber... seit gestern fürchte ich jederzeit, dass sie geht! Ich habe gekämpft und..." „Und jetzt hast du Angst, dass sie wirklich realisiert, dass du ein Dämon bist. Natürlich kann es sein, dass ihr erst jetzt deine blutige Natur gewahr wird. Dass es sie abschreckt. Sie war schockiert und während ich und Luan aufgepasst haben, dass alles gut geht... nicht, dass wir hätten eingreifen können... da hat Ora ihr die Augen zugehalten. Aber es war faszinierend dich zu beobachten. Schade, dass sie das Blut und den Tanz zweier Kämpfender nicht zu würdigen weiß. Oder eher noch nicht. Ansonsten hätte sie sich ja im Anschluss sofort die Kleider vom Leib gerissen und dich empfangen wie es sich für die Frau eines Kriegers gehört und..." „Hör auf, Laila.", bat ich. „Trüge sie dämonisches Blut in den Adern so hätte sie noch deinen verletzten Leib auf den Boden gedrückt und..." „Jetzt lass das doch, Laila! Ich habe eine Leiche auf den Schultern!", knurrte ich. „Ja, ja. Schon was von Bella gehört?" „Nein und ich will es auch gar ni... Laila?" „Ja?", sie grinste mich frech an. „Hast du Elder den Brief gebracht?" „Ja." „Hat er zurückgeschrieben?" „Ja." „Laila..." „Ja?", grinste sie. „Du bist kopftechnnisch sehr langsam geworden seit Venia! Wirklich! Du fragst auch gar nicht danach! Er liegt in meinem Mantel. Drüben im Lager. Ich gebe ihn dir später. Aber wie lange brauchst du bitte?", lächelte sie. Ich schnaubte. „Den Brief gibst du mir sofort wenn wir im Lager sind!", knurrte ich und stoppte, als wir am Fluss ankamen. „Hier. Hier ist perfekt. Da vorne sind Stromschnellen. Die zerreißen ihn binnen Sekunden. Was in den Fluss fällt ist fort und tot.", lächelte sie und ich warf den Arm vor. Sofort ergriff das Wasser das Fleisch und zerrte ihn fort. „So...", sie griff Hagens Beine und ich seine Arme... oder eher seinen Arm. „Eins... Zwei...", schaukelten wir ihn. „DREI!", wir warfen seinen Leib hinein und er wurde von den Fluten fort- und zerrissen. „Problem gelöst. Schwert weg, Mann weg.", grinste Laila und sah mit einem breiten Grinsen und verschränkten Armen dem Menschen nach. „Ich schubs dich gleich hinterher! Komm, zeig mir den verfluchten Brief!", knurrte ich und ging zurück. „Dabei genieße ich den Ausblick auf das Wasser doch immer so...", seufzte sie und folgte mir.

Das süße Gift: Der einsame WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt