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Leise schlich ich in das Lager. Das Lagerfeuer hatten sie mit einem kleinen Rost bestückt, auf dem allerdings nur noch etwas Fett angebrannt war. Zu meiner Überraschung hatten sie auch kleine Wände aus Weiden und Blättern geflochten und um das ausgehende Feuer gestellt, um das Licht zu dämmen. So fand man sie schwerer... gut, dass ich ihm die Falle mit dem Blut gestellt hatte. Vorsichtig schob ich die Tücher vor der Tür zur Seite, nahm vorsichtig die Steine weg, mit den sie die Vorhänge gesichert hatten und trat ein... so gut ich eben konnte. Das fahle Mondlicht fiel auf die Schlafplätze. Ärgerlicherweise war nur einer besetzt. Ich dachte nicht lange darüber nach, zog mein Schwert, sprang auf die liegende Gestalt und drückte ihn so auf den Boden, dass er nicht aufstehen konnte und ich ihm mein Schwert an die Kehle legen konnte. Erschrocken riss der Fuchs die Augen auf. „HI..." „Maul halten! Sofort! Wenn du nicht gleich draufgehen willst.", knurrte ich. Sofort schwieg er. „Wer bist du?" „Was?" „Wer du bist! Deine Mutter hat dir sicher einen Namen gegeben!" „Lu... Luan...", stotterte er. „Luan. Ich heiße Niala. Wir beide kennen uns ja schon. Die Kleine, Laila: Schwester, Cousine oder gar Geliebte?" „Geht dich nen Dreck an!", knurrte er. Ich seufzte und schnitt leicht so, dass ich seine Haut an der Kehle leicht anritzte. Erschrocken keuchte er auf. „Schwester! Schwester! Verdammt, sie ist meine Schwester! Zwillingsschwester!", schrie er panisch. „Na es geht doch! Woher kommt ihr." „Ich weiß es nicht." „Willst du mich verarschen?" „NEIN! Nein ehrlich nicht! Ich... wir sind überfallen worden auf dem Weg! Wir konnten fliehen aber ich hab einiges auf den Kopf bekommen! Ich erinnere mich an die Siedlung meiner Kindheit! Aber da sind wir mit 14 weg! Nur noch die Siedlung weiß ich! Ich weiß nicht einmal mehr, wie ich zurück käme!" „Weiß es deine Schwester?" „J... Ja..." „Wo ist sie?" „Das... das kann sage ich dir nicht!", er hob provokant das Kinn bis er merkte, dass er damit seine Kehle gegen die Klinge drückte. „In Ordnung. Dann bringe ich dich um, schmeiß deine Leiche in den Fluss und lege mich unter deine Decke. Bis deine Schwester merkt, dass ich neben ihr liege statt deiner, liegt sie genauso unter mir wie du nun.", bemerkte ich ruhigt. „NEIN! Nein bitte nicht! Wir... wir klären das! Du... du bist doch ein Wolf! Ihr Wölfe seid doch ehrenvoll! Du willst mich nicht überrumpeln! Du willst mich nicht aus dem Hinterhalt so töten. Du willst mich im Kampf richten! Und meine Schwester wohl auch! Aber... wir... wir wollen nur leben! Vor Monaten mussten wir unsere Bleibe verlassen! Hier wollten wir eigentlich nicht lange bleiben! Bitte... wir... wir..." „Und das alles wäre mir scheiß egal. ABER ihr habt mich bestohlen und mir etwas sehr, sehr wertvolles gestohlen." „Ich dachte euch Wölfen ist materielles nichts wert!" „Kein Gold, kein Silber will ich. Aber den Dolch, den guten Dolch den ihr mir stahlt schenkte mir mein Onkel wenige Wochen bevor er zusammen mit meinem Clan abgeschlachtet wurde! Der Dolch meines Onkels, die Kette die mir mein Vater verlieh und den Mantel meiner Mutter. Das sind alle materiellen Dinge die ich habe und mir etwas bedeuten. Und ihr nahmt mir den Dolch. Und wenn ich ihn nicht bald wieder habe, dann lasse ich euch beide einander gegenüber ausbluten. Auf dass ihr zusehen könnt, wie der andere stirbt.", knurrte ich. Der Fuchsjunge war blass geworden. „Bei... bei einem Wa... Wasserfall... zehn Minuten Laufschritt östlich von hier.", stottert er. Ich grinste und nickte. Ich wusste, welchen er meinte. „Gut. Aber was mache ich jetzt, damit du mir nicht in die Quere kommst?", ich brummte überlegend und strich ihm sanft mit der Klinge über die Kehle. Er stockte. „B... Bitte ich..." „Bist du ein Halbling." „Nein! Ich... ich bin reinblütig! R... Reines Dämonenblut!", stotterte er. Ich nickte. „Dann muss ich mich wohl etwas mehr anstrengend.", ich riss das Schwert weg und schlug ihm ins Gesicht. Er keuchte auf und ich setzte einen starken Schlag hinterher. Und schon war er ohnmächtig. Das würde ihn wohl vorerst ausschalten.

Ich hörte das Rauschen das Wasserfalls. Ich schlich leise näher. Im Schutz der Dunkelheit trat ich gebückt durch das Dickicht. Ein Fluss, vielleicht zehn Meter breit, lief an einem Teich vorbei. Der Teich war eher eine Beule am Fluss und in den floss ein Wasserfall. Nicht hoch. Vielleicht acht Meter. Die Wiese um das Wasser glänzte vom Tau der Nacht und dem Mond, der hoch am Himmel stand. Und als ich näher schlich sah ich sie. Die Füchsin stand nackt vor dem Wasser und streckte sich. Ihr letzte Kleidungsstück warf sie gerade zu Boden und sah hinauf zum Himmel. Sie sah... wunderschön aus. Es zu leugnen wäre sinnlos. Helle Haut, rotes Haar und grüne Augen... welch eine seltene Kombination. Doch leider, leider stand ihr näher zu kommen heute nicht auf meiner Aufgabenliste. Wirklich, wirklich ärgerlich. Die Füchsin schritt anmutig ins Wasser. Eine Anmut, die ich seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Wenn auch nicht so perfekt wie sie damals. Ich wagte es näher zu schleichen. Zu ihren Kleidern um dort nach den Dolchen zu suchen. Die Füchsin trat ruhig zum Wasserfall. Das Wasser ging ihr über den halben Hintern und ich schluckte schwer. Aber heute würde ich mich nicht beeinflussen lassen. Ich ging zu ihren Kleidern und wie auf dem Präsentierteller lagen beide Dolche nebeneinander auf der Kleidung. Sofort packte ich sie. Schnell steckte ich sie weg, damit sie mir die beiden nicht mehr abnehmen konnte. „Willst du mir die Kleider stehlen, Wolf? Ist das nicht etwas kindisch?", hörte ich ihre Stimme und sie sah mich über ihre Schulter hinweg mit einem leichten Lächeln an. „Ich hole mir nur zurück, was mir gehört.", knurrte ich. „Was dir gehört? Meinst du damit nur deine Messer?", grinste sie und drehte sich um. Ich stockte, als ich nun ihre Vorderseite sehen konnte. Aber sie erwischte mich nicht mehr so kalt wie das letzte mal. „Ja. Die Messer reichen mir vorerst. Oder willst du an deinem Tod nackt sein?", knurrte ich. Sie lachte auf. „Mmh... sage es du mir, Wolf. Wohinein schlägst du lieber deine Krallen und wo vergräbst du deine Zähne lieber? Beißt du lieber an Wolle und Leinen? Oder beißt du lieber in heißes, pulsierendes Fleisch?", hauchte sie und sah mich verführerisch an. „Vergiss es, Füchsin. Ich bringe die Dolche zurück. Verlasse mit deinem Bruder diese Gegend!", knurrte ich und wollte weiter. „Och bitte nicht!", hörte ich sie und als ich mich umdrehte stand sie auf der Wiese. „Bitte nicht, Wolf. Ich mag diese Gegend hier. Und mein Bruder auch. Er ist nicht der hellste aber wenn es ihm hier gefällt bleibe ich mit ihm hier. Du scheinst stark zu..." „Schluck deine Schmeicheleien runter.", brummte ich. „Nein. Deinen Namen und das alles mit Wotans Tochter und so weiter. Das weiß ich von dir! Als du mit den Menschen sprachst. Ich habe nicht die geringste Ahnung wer Wotan war. Ich weiß nichts von deinem Clan. Ich sah deine Siedlung. Aber ihr seid ärmlich. Ich raubte die Katzen hier und da aus aber ist es schwierig. Weißt du, diese Anführerin ist wirklich skrupellos. Hätte meinem Bruder fast ein Messer in den Nacken geworfen! Und dort stinkt es nach Ratten! Immerzu nach Ratten! Da bevorzugte ich dein Lager. Und dass du hier oft geschlafen hast kam mir gelegen. Aber ich weiß selber, dass das so nicht weiter geht und... Wolf ich will nicht gehen und sterben will ich auch nicht. Ehrlich. Können wir einen Kompromiss schließen? Ich stehle nichts mehr von dir, dafür lässt du mich leben.", bat sie. „Soll ich dir glauben, Füchsin? Als du dich das letzte Mal friedlich gegeben hast, hast du mich ausgeraubt!" „Ja. Ich weiß. Aber sieh, ich stehe zu weit weg um meine Hand an dich zu legen.", lächelte sie und streckte demonstrativ die Hand nach mir aus. Ihre Fingerspitzen waren noch weit genug von mir entfernt. „Wolf, ich will hier leben. Aber ich will nicht sterben. Können wir einen Pakt schließen? Auch ich kann dir Dinge bieten, die dir von Nutzen sein werden und ich? Ich hole meine Sachen bei den Katzen. Oder du stellst mich unter deinen Schutz. Dann brauchte ich mich nicht mehr groß zu wehren und jage mein Essen. Fertig.", lächelte sie. Ich runzelte die Stirn. „Nein. Du willst mir Dinge bieten? Eine Hure brauchte ich nicht." „Hey! Ich bin vieles, Wolf, aber eine Hure bin ich nicht. Ich schlafe mit niemandem einfach so für Wertsachen. Niemals. Ich rede von Wissen, Wolf. Weißt du, wo im Moment die Ratten sind? Weißt du, wo der nächste Hirschclan ist? Rattenclan? Fischdämonenclan? Weißt du, wo die Schlange ist?", grinste sie. Ich sah sie an. „Das weißt du nicht. „Naja... teils schon. Ich weiß wo Hasen-, Hirsch-, Ratten- und Fischdämonen sind. Aber wo die Schlange ist... ungefähr aber nicht genau. Aber Wolf, ich kann mich umhören. Sprich ein Wort und ich lausche. Als Gegenleistung stellst du mich und meinen Bruder unter deinen Schutz.", grinste sie. Ich sah sie an. „Mmh... ich werde darüber nachdenken, Füchsin. Morgen um Mittag treffen wir uns wieder hier und ich teile dir meine Antwort mit. Aber sei dann gefälligst angezogen. Es macht dich nicht glaubhaft, wenn du mir sagst keine Hure zu sein dabei aber splitternackt vor mir stehst.", brummte ich. Sie nickte. „Natürlich. Dann bis morgen, Wolf. Ach eine Sache noch! Meinem Bruder... wenn du ihm etwas getan hast sage es mir sofort.", nun war ihre Stimme düster und ich sah sie an. „Ich habe ihn ohnmächtig geschlagen. Er schläft. Nicht mehr.", erklärte ich. Sie nickte. „Gut. Soll er schlafen solange es ihm gut geht.", bemerkte sie. Ich nickte. „Dann bis morgen, Füchsin.", brummte ich und kontrollierte noch einmal, ob ich beide Dolche und auch sonst alles hatte, bevor ich mich auf den Weg zurück machte.

Das süße Gift: Der einsame WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt