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„Nehmt eure Pfoten von mir!", brüllte Dreuven während ihn zwei Männer gepackt hielten. Beide mit schwarzen Masken. Der Dritte vor ihm hielt ein Messer. „Richard Dreuven, für deinen Verrat an der Menschheit, für das Zusammenschließen mit den Dämonen, verurteilte die Kirche dich zum Tode! Im Namen des Vaters, und des Sohnes, und des..." „Ja, ja! Dürfte ich?", grinste ich und ergriff das Handgelenk des Mannes, in welcher er das Messer hielt. Er hatte mich nicht gesehen. Er hatte mir den Rücken zugewandt und seine Männer waren mit dem zappelnden Grafen beschäftigt gewesen. „Was... Wer bist du?", wollte er wissen. Mit einem Ruck verdrehte ich ihm den Arm. Mit meiner freien Hand strich ich mir das Haar zurück und zeigte so meine Ohren. „Rate.", grinste ich. Seine Augen weiteten sich vor Schock und Schmerz als ich ihm mit aller Kraft ins Gesicht schlug. Tatsächlich war ich überrascht, als er tot umkippte. Ach ja... das Nasenbein hatte sich wohl in das Gehirn gebohrt. Menschen waren so furchtbar, furchtbar verletzlich. „Ein Dämon!", einer allein packte nun Dreuven, während der andere ein hölzernes Kreuz zog und mir entgegenhielt. „Weiche, Dämon!", rief er aus. Grinsend umfasste ich das Kreuz. „Was fuchtelst du hier mit diesem Stock in meinem Gesicht herum?", grinste ich und drückte zu, wobei es brach. Erschrocken wich er und ich hielt den größten Splitter des Kreuzes fest, bevor ich ihm diesen in die Kehle stieß. „Hilf mir, Dämon!", befahl Dreuven. Ich starrte den letzten an. Panisch stieß er Dreuven vor und rannte davon. Ich folgte ihm sofort und erwischte ihn im Sprung. „Bitte! Bitte! Lass mich!", wimmerte er und ich griff seinen Schädel. Panisch packte er meine Unterarme. „Unter anderen Umständen hätte ich dich vielleicht vorerst leben lassen. Aber du hast mich heute wirklich gestört!", knurrte ich und mit einem Knacken brach ich sein Genick.

„Danke dir, Wolf... wirklich.", keuchte er und rieb sich die Kehle. „Fertig dann hier?" „Nein. Das waren kleine Untergebene." „Wirst du den Pfaffen damit konfrontieren oder..." „Nein. Er würde alles leugnen. Und das bringt mir dann gar nichts. Eher ihm, er könnte mich als Ketzer anzeigen, wenn er es nicht schon tat. Am Besten schaffen wir die Leichen fort. Sagen kein Wort, erwähnen sie nicht. Das wird ihn beunruhigen aber er wird nichts sagen können.", erklärte Dreuven. „Mmh... gut. Klingt gut. Also... ich lege mich dann mal wieder hin.", bemerkte ich und wollte gerade zu Venia zurück, als er mich an der Schulter packte. „Ich kann sie nicht fortschaffen. Wir wickeln sie in ein altes Betttuch und du schaffst sie raus.", erklärte er. „Ach und wie?" „Wir schmeißen sie aus meinem Zimmerfenster. Und du hinterher. Überlebst du einen Sprung?" „Ähm... wenn ich Pech habe breche ich mir was und das dauert auch einige Minuten zum Heilen..." „Gut. Dann springst du unten aus dem Küchenfenster. Das ist nur drei Meter hoch." „DAS ist gar kein Problem." „Gut. Dann... dann schaffen wir sie mal aus dem Gang.", erklärte er und packte den mit dem zertrümmerten Gesicht um ihn in sein Zimmer zu schleifen. Ich warf mir die beiden anderen über die Schulter und folgte ihm.

Während Dreuven draußen das Blut wegwischte wickelte ich die Leichen in die Betttücher, die er angeschleppt hatte. Dann wickelte ich sie mit Seilen ein und warf sie aus dem Fenster. Darunter eine Wiese nahe eines Waldes. Als alle unten in der Dunkelheit lagen ging ich aus Dreuvens Zimmer. „Verdammter Dreck...", knurrte er und schrubbte den Boden. „Wo ist die Küche? Sie liegen schon unten." „Die Küche? Unten. Einfach die Treppe da hinten bis ganz runter und die große dunkelbraune Holztür. Das Fenster auf und raus.", erklärte er. Ich nickte und tat wie mir geheißen.

Unten öffnete ich das Fenster, stellte mich auf den Sims und sprang hinaus. Problemlos fing ich mich ab und packte die drei Leichen. Oben auf den Zinnen gingen Soldaten, doch die sahen mich nicht, als ich mit den dreien in den Wald stapfte.

Mochte man mich ruhig faul nennen aber ich hatte weder Lust ein Loch zu graben noch die Mistkerle darin zu begraben. So hatte ich einfach schwere Steine zu ihnen in die Betttücher gelegt und sie im nächsten tiefen Teich versenkt. Ich hatte mich versichert, dass sie unten am Grund bleiben würden. Ich war heute faul, aber arbeitete ich nicht schlampig. So konnte ich auch recht bald wieder zu Venia. Über denselben Weg kam ich hinein. Ein paar Zinnen standen heraus und ich konnte rauf in die Küche klettern. Verschloss das Fenster und ging wieder hinauf. Dreuven hatte seine Arbeit erledigt. Der Boden war sauber. „Fertig, Wolf?" „Fertig. Das Kreuz?", wollte ich wissen. „Hier.", er zeigte mir die Spreißel und warf sie ins Feuer. „Du kannst gehen, Wolf. Aber hier.", er deutete auf einen Eimer. „Wasch ruhig deine Hände. Niemand sollte sie blutig sehen.", bemerkte er. Ich nickte und wusch mich grob am Eimer. „Sag, Dreuven, erwartest du weitere Angriffe?" „Ja. Das heute wird zwar ein Ärgernis für die Kirche sein, doch bezweifle ich, dass es allein hierbei bleibt.", bemerkte er und ich nickte. „Gut... dann gehe ich einmal.", bemerkte ich und ging. Ich ertrug diesen Mann nicht viel länger.

Vorsichtig klopfte ich an Venias Zimmertür nachdem ich mich versichert hatte, dass niemand in der Nähe war. Sofort wurde mir geöffnet und Venia zog mich herein. „Niala! Geht es dir gut? Und Richard?" „Gut und gut. Mir geht es gut und deinem Bruder ist auch kein Leid geschehen. Ein kleiner Angriff. Nicht der Rede wert. Die drei machen keinen Ärger mehr." „Das beruhigt mich.", sie atmete tief durch. Sie hatte sich mittlerweile wieder angezogen und trug ein schulterfreies, naturfarbenes Kleid, das bis zum Boden reichte. Die Ärmel waren ebenso lang. Ein schneller Zug an der Schnur, die den Zug an ihren Schultern bildete und das Kleid würde zu Boden fallen. Doch ich befürchtete, das hatte sich für heute erledigt... Wenn ich gekonnt hätte... ich hätte diesen Mistkerlen noch tausendfach mehr Schmerz zugefügt dafür, dass sie mich von Venia fortgezogen hatten! Wir könnten uns jetzt noch in den Federn wälzen... „Komm. Gehen wir ins Bett. Brauchst du ein Nachthemd?", wollte sie wissen. „Nein, nein. Ich schlafe nur in meinem Hemd. Damit kann ich leben.", lächelte ich und Venia nickte. Sie legte sich ins Bett und ich zog mich aus. Als ich meine Hose auszog ruhte Venias Blick auf mir, ansonsten gab es ja recht wenig zu sehen. Ich trug ja noch mein Hemd und meine Unterwäsche. Ich legte mich zu Venia und sie kuschelte sich an mich. Sanft hauchte ich ihr einen Kuss in den Nacken, bevor sie die Kerze löschte. „Gute Nacht, Niala.", hauchte sie. „Gute Nacht, Venia.", gähnte ich und vergrub meine Nase in ihrem Haar, bevor auch ich die Augen schloss.

Das süße Gift: Der einsame WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt