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„Hey! Warte mal!", rief ein junger Mann mit dunkelblondem Haar und packte seinen Freund am Arm, als dieser in die Höhle laufen wollte. „Was ist denn?", wollte der Freund mit dem schulterlangen, braunen, leicht lockigen Haar wissen. „Ihm geht es nicht gut... er ist... sehr krank..." „Was? Ich weiß dass er kränklich ist aber... er erholt sich doch... was ziehst du so eine trauernde Miene? Loki, wie meinst du das?" „Verdammt, Wotan... das mit dir und der Menschenfrau... du musst das lassen!" „Ich liebe sie, Loki! Du hast uns doch selbst getraut!" „Ja... Du hast ja recht... ein Zurück gibt es für dich wohl kaum mehr... aber hör mir zu, ich liebe dich wie einen Bruder, das weißt du! Und besser du erfährst es von mir, als von Maegor, Jorn oder Gorold... dein Vater... er liegt im Sterben." „Was? Loki, scherze nicht mit mir! Ich... nein! Ich muss ihm... ich wollte ihm..." „Ich weiß. Du wolltest ihm von der Ehe berichten..." „Nein! Nicht nur das! Er... Loki, Nira trägt mein Kind in sich!" „Was?", der Blonde riss die Augen auf. „Ja... sie ist schwanger...", der Brünette lächelte leicht doch getrübt war sein Glück von der Trauer. „Geh und sag es Yasha... Vielleicht heitert das ihn auf...", Loki legte seinen Arm um die Schultern des Brünetten und führte ihn in die Höhle. Die Wände waren mit Fell ausgekleidet um die kalten Winterwinde fern zu halten. Bereits im Gang riss sich der junge Wotan von seinem Freund los und stürmte ins Zimmer seines Vaters. Yasha lag in einem großen Bett. Zu beiden Seiten glühten Kohlen in Schüsseln. „Wotan...", hauchte er und ein Lächeln stahl sich auf das alte Gesicht. „Vater... du siehst so..." „Alt aus? Wotan, die Götter rufen mich.", lächelte er Mann. Sein Gesicht war wie das des jungen Mannes. Nur etwas faltiger. Frische Falten, entstanden in den letzten Wochen. Durch Krankheit und Trauer. Nur wenige graue Haare fand man in seinem dunkelbraunem Haar und seinem ebensolchen Bart. „Komm her, mein Sohn...", hauchte er schwach und Wotan viel neben seinem Bett auf die Knie. Panisch ergriff er die Hand seines Vaters und umfasste sie mit beiden Händen fest. „Vater..." „Mein Sohn, bitte... lass mich sprechen... die Zeit rinnt uns wie Wasser durch die Finger... mein Sohn... ich sprach vor einigen Wochen mit Dareius... Er befreite uns aus dem Schwur und lässt dich gehen... doch Wotan, eines Tages werden wir einen Pakt mit den Katzen schließen müssen... nicht so wie nun... einen festen! Durch Ehe geschlossen! Mortale wird einen anderen heiraten. Einen aus ihrem Clan... Ist es diese Frau wert?" „Ja! Vater... sie trägt mein Kind in sich!", verkündete der junge Wolf. Die Miene des Alten hellte sich auf. „Tatsächlich? Mein Sohn... scherzt du?" „Nein! Vater, du wirst Großvater.", lächelte Wotan und Tränen kamen ihm. Der alte Wolf schloss sanft die Augen und lächelte. „Bei den Göttern... ich werde Großvater...", entschlossen öffnete er wieder die Augen. Sein Lächeln wich einem ernsten Gesichtsausdruck und er richtete sich auf, versagte und sein Sohn half ihm. „Vater?" „Wotan...", zitternd legte der Kranke dem Knienden die Hände auf die Schultern. „Wotan, mein Sohn... führe Nira zu mir. Schnell! Ich muss sie kennenlernen! Noch mehr... ich muss... deinem Kind..." „Vater?" „Bring sie zu mir! Lauf! Ich weiß nicht... wie lange ich noch..." „Lange Vater! Lange!" „Nein... lauf mein Sohn! So schnell der Wind dich tragen kann! Laufe... für dein Kind... bring sie zu mir!", hauchte Yasha und fiel zurück ins Bett. „Vater? Ich laufe sofort! Ich laufe! LOKI!", Wotan starrte panisch zur Tür bis der Blonde hereinstürmte. „Gib auf ihn acht! Ich muss Nira hier her holen!", erklärte er und rannte los. Loki starrte seinen totkranken Anführer an und schluckte schwer. „Yasha... du bist einer der stärksten Krieger die ich kenne! Wie kannst du..." „Loki, komm her...", Loki trat zum Bett seines Anführers. Der alte packte sein Handgelenk und zog ihn auf die Knie wie zuvor seinen Sohn. „Loki... seit du ein kleiner Junge warst aßt du an unserem Tisch. Du standest immer an der Seite meines Sohnes und ich weiß, du würdest für ihn jederzeit sterben." „Yasha..." „Ssh... Loki, Freunde wie du einer bist... Wotan wird bald der neue Anführer sein. Er hat eine Menschenfrau gewählt... er trinkt das süße Gift!" „Yasha... ohne Nira... er... Wotan braucht Nira!" „Ich weiß... Loki, du bist Wotan wie ein Bruder! Er würde für dich sterben und du für ihn. Gib auf ihn acht! Wotan wird viel lernen müssen... schneller als ich es mir für ihn gewünscht hätte... ohne Mortale wird er für die Intrigen um ihn keinen Schutz haben und die Menschenfrau kann sie nicht einmal sehen... schütze du ihn! Bitte, Loki... gibt auf ihn acht!" „Das werde ich, Yasha! Er ist mir wie ein Bruder! Natürlich schütze ich ihn!" „Loki... weder du noch Wotan wisst was es bedeutet ein Anführer zu sein... eines Tages werden Feinde kommen... sie werden auch für uns zu stark sein... ich sehe es... im Rauch dort..." „Yasha... tatest du..." „Ja... einige Zweige davon ins Feuer... und ich sehe es! Erst Vergangenes... nun Zukünftiges! Loki, ich sehe mein Blut fließen! Doch nicht aus meinen Adern! Ich fürchtete erst um Wotan... doch nun weiß ich nicht... ob nur mein Sohn leiden muss... oder auch mein Enkelkind... Loki, schütze sie! Ich flehe dich an!" „Yasha... du redest wirr! Im Fieber! Nichts kann uns etwas anhaben! Wir sind Wölfe! Wir sind stark! Wir sind ein Rudel! Als Einheit unbesiegbar!" „Und eines Tages spalten wir uns. Ein kleiner Missmut im Rudel... ein kleiner Verrat... ich sehe Tote... Loki, eines Tages wird Blut fließen... eines Nachts, wird kein Wolf mehr heulen... sie werden alle daliegen... Loki, ich... ich werde sehr bald gehen! Wotan ist ein Hitzkopf... treibe ihm das aus! Ich bitte dich! Berate ihn! Sei seine rechte Hand!" „Yasha... Wotan wird selbst entscheiden wer das wird... und du... noch lebst du noch!" „Hör auf, Loki! Sieh mich an! Das Leben fließt aus mir wie Wein aus einer Flasche... Loki... gib auf sie Acht! Wotan wird in seinem Leben viel Schmerz erleiden müssen... und ich glaube mein Enkel ebenso... Hilf ihnen! Wen außer dich würde er wohl als seine rechte Hand erwählen?" „Yasha..." „Nach mir... kommt nur Schmerz. Auch dein Leben wird wenig Süße haben, Loki. Du bist ein guter Junge... warst du schon immer... Doch ich sehe... vieles im Leben, das du so sehr verdient hättest, wird dir verwehrt bleiben...", hauchte Yasha und schloss die Augen. Loki starrte den Alten an und beobachtete aufmerksam wie sich die Brust des Eingeschlafenen hob und senkte. Mit zitternden Händen packte er einen feuchten Lappen vom Tisch im Zimmer und begann den kalten Schweiß seines Anführers von der Stirn zu wischen. Sein Blick fiel zu der knisternden Kohle, in der immer noch ein Zweig des getrockneten Krautes dampfte. Wut machte sich in ihm Breit und er zog mit dem Lappen den Zweig aus der Glut, bevor er ihn mit dem Lappen erlosch. „Yasha... in deinem Zustand...", knurrte er und trat die letzte Glut an dem rauchenden Kraut aus.

„Vater!", stürzte Wotan herein als Loki hinausschlich. An der Hand hielt er eine junge Frau mit sanften Augen, die schüchtern am Arm Wotans hing, dessen Muskeln deutlich am Arm hervorstanden, welche er nur unter einem Schafspelz verdeckte. „Nira... nicht wahr?", hauchte Yasha und lächelte die Menschenfrau an. „J... Ja... Herr..." „Lass das Herr... Yasha... Komm her, mein Kind...", lächelte er und sie sah Wotan fragend an, der ihr aufmunternd zulächelte. Zittrig trat sie zu dem ihr noch beinahe fremden Schwiegervater und kniete neben dem Kranken nieder. Er legte seine Hand auf ihren Kopf. „Nira...", sprach er sie zum ersten Mal an. Die Frau, die sein Sohn erwählt hatte. Ausgerechnet eine Menschenfrau die das Herz des Jungen hielt, der zu einem der stärksten Männer seiner Zeit hätte heranwachsen sollen. „Einst sah ich im Nebel der Kräuter einen Wolf aus Feuer... Ich meinte es sei mein Sohn... mein Sohn so stark, dass ein Körper aus Fleisch ihn nicht mehr halten könne... doch mit dir... eine weitere Generation... und die Götter wissen wie viele weitere... werden eines fernen Tages vielleicht so stark sein... Nira...", sanft strich er ihr über den Kopf bis er seine Hand auf ihren leicht geschwollenen Bauch legte. „Du bist meine Schwiegertochter. Meine Tochter. Mein Kind! Dein Kind... der Nachkomme meines Sohnes... dein Kind... ich schwöre, bei allem dieser Welt und prophezeie es euch... durch die Adern deines erstgeborenen Kindes, durch das Kind, dass du nun in deinem Bauch trägst, unter deinem Herzen, es soll stark werden. Das Kind soll alles Leid überleben. Mein Erbe... Wotans Erbe soll jeden Feind bezwingen! Trotz des unreinen Blutes soll das Kind jeden Dämonen in den Schatten stellen. Es soll ein beidhändiges Schwert mit einer Hand schwingen können! Die Feinde werden zittern! Die Freunde ihr treu zur Seite stehen... Nira, Wotan... euer Kind wird Leid ertragen müssen... aber mein Blut fließt durch dessen Adern. Dein Blut, Wotan! Das Blut meines Vaters und seines Vaters und jedem vor ihm! Mut soll es haben! Mut und Tapferkeit! Sturheit um durch jede Not zu wandern mit aufrechtem Kopf! Ein Wolf beugt sich nicht! Euer Kind... es wird stark werden! Es wird sich in die Geschichten brennen! Das Kind wird würdig sein das Schwert zu schwingen!", hauchte Yasha und schloss die Augen. Wotan zitterte am ganzen Leib während Nira verwirrt aufstand und den schlafenden Kranken ansah. „Er ist kranke...", bemerkte sie traurig. Wotan nickte, immer noch zitternd. Menschen kannten diese Form der Sprache nicht. Die Worte waren für einen Menschen kaum von Gewicht. Doch für einen Dämonen wiegten sie umso schwerer. Wotan erkannte es. „Er nannte mich seine Schwiegertochter...", lächelte Nira und fiel Wotan um den Hals. Er nickte und hielt seine Ehefrau in den Armen. „Ja... das bist du Nira... Komm... schlafe heute in meinem Zimmer... es stürmt... bei diesem Wetter lasse ich dich nicht hinaus.", haucht er und nahm sich vor sie zu sich zu holen. Sein Kind durfte nicht bei Menschen aufwachsen! Starkes Dämonenblut... es gab genug die es vergießen wollten... sein Kind sollte stark sein! Egal ob -Sohn oder Tochter... das dämonische Blut würde seinen Weg finden. „Wotan... denkst du unser Kind wird so? Und welches Schwert meinte er?", wollte Nira wissen und sah ihren Mann besorgt an. „Das Schwert... egal... Und die Stärke... Ich weiß es nicht... Blut muss genutzt werden..."

Ich riss die Augen auf. Schweiß stand auf meiner Stirn und ich hustete im grauen Raum los. „Dreckiger Mist!", fluchte ich und stand auf um aus dem Rauch zu finden und die Tür aufzureißen. „Und?", grinste die Füchsin die im Gang stand während ich hustend hinaus in die Dunkelheit rannte. Die Füchsin folgte mir ruhig. „Was hast du getan?", hustete ich und atmete lautstark auf. „Hab den Kamin verstopft und Beifuß mit Traumwurzel in dein Feuer geworfen. Funktioniert es? Träumt man Zukünftiges?", wollte sie wissen. Ich sackte auf dem Boden zusammen und brachte wieder Luft in meine Lungen. „Vergangenes...", keuchte ich. „Was hast du geträumt?", wollte sie wissen. „Geht dich... einen... Scheiß... an!", keuchte ich. „ABER es funktioniert? Ich habe das bei ein paar Hasen vor einer Weile gesehen. Ich wollte wissen, ob es funktioniert.", lächelte sie. „Teste den Scheiß an dir selbst!", knurrte ich und sah zum Himmel. Einschlafen wäre nun nicht mehr möglich. So blieb ich draußen sitzen und ließ mein Zimmer ausrauchen während die Füchsin wieder reinging. „Mach meinen verdammten Kamin frei!", brüllte ich ihr nach und schloss die Augen um hier draußen noch etwas zu dösen und meine rauen Lungen zu schonen.

Das süße Gift: Der einsame WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt