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„W... Was?", presse ich hervor. „Bella. Ja. Der Kerl hat sie Bella genannt.", bestätigte die Füchsin. „Du irrst dich. Ihre Mutter ist die Anführerin. Mortale!" „Mortale? Nein. Ich sah keine Mortale. Nur Bella. Und Bella ist mit Sicherheit die Anführerin! Weil der Kerl, ihre rechte Hand, hat sie an die Pflichten als Anführerin erinnert. Also nicht erinnert aber er sagte: Bella, erinnere dich an die Pflichten einer Anführerin!", begründete sie. Ich nickte. Mortale hatte also das Zepter aus der Hand gegeben... interessant. „Kennst du sie?" „Ja... ich kenne sie.", brummte ich. „Darf ich erfahren in wie fern?", wollte sie wissen. Ich seufzte. „Mortale... sie wäre eben meine Schwiegermutter geworden. Und B... die, die du sahst, war ihre Tochter.", brummte ich. „Oh... a... also deine..." „Ja. Meine Ex-Verlobte.", brummte ich und lehnte mich missmutig im Stuhl zurück. „Mmh...", die Füchsin füllte wieder nach und ich trank. Das wurde ja immer schlimmer... Sie war also die neue Anführerin. Und paktierte mit den Ratten und vor allem mit der Schlange. Aber wieso? Wenn ich mich recht entsann war sie in Gegenwart einer größeren Gruppe Ratten wie gelähmt vor Angst. Ich hatte damals die Angst in ihren Augen gesehen... Ich bezweifelte, dass sie aus Freundschaft paktierte... doch das hatte auch ihre Mutter nicht getan. Unsere beiden Clans hatten damals gewählt. Kämpfen oder sich beugen. Jeder hatte seine Wahl getroffen. Und ich konnte es ihnen nicht einmal übel nehmen... denn sie hatten richtig gewählt. Und trotzdem war ich wütend. Ich verstand sie. Doch wütend war ich. „Wie lang wart ihr verlobt?" „Unwichtig. Du musst nur wissen, dass der Katzenclan damals genauso wie der meine die Wahl hatte. Damals, in der schwarzen Nacht. Wir wählten den Kampf. Ihr Clan wählte die Kapitulation. Und wie du siehst... leben sie nun beinahe wie zuvor und ich... ich habe meinen ganzen Clan beerdigt. Meinen Vater, meinen Onkel Loki... selbst meine Mutter.", hauchte ich. Sie nickte. „Das tut mir leid." „Muss es nicht. Es ist schon drei Jahre her... Das Blut ist vom Regen fort gewaschen. Die Trümmer beseitigt...", erklärte ich und trank. Die Füchsin füllte mir immer wieder nach. „Was war die schwarze Nacht? Du erwähntest sie schon oft. Du wolltest es mir schon erzählen. Aber du bist abgeschweift.", bemerkte sie. Ich nickte. „Wie spät ist es denn?" „Wohl fast vier Uhr morgens. Ist doch egal. Bitte. Erzähl es mir.", bat sie. Ich nickte. „Gut... Ich war damals eben mit der jungen Katze verlobt. Sie küsste mich zum Abschied und bat mich heil zurück zu kehren. Ich schwor es ihr und... wie du siehst... was ich schwöre halte ich...", ich seufzte. „Wir zogen los. Ich und mein Onkel scherzten. Ich war etwas misstrauisch, da meine Schwiegermutter eben gar nicht mit unserem Sieg rechnete... sie behielt ja recht.", hauchte ich.

Ich hatte ihr den Kampf genau geschildert. Ich wollte von jedem Tropfen Blut erzählen, damit er nicht vergessen im Boden versunken wäre. Jeder Tropfen vergossenes Wolfsblut war Heldenblut. „Ich wurde ohnmächtig, als er mich wie meinen Vater zuvor auf die Felsen schmetterte. Er ließ auch zuvor die Nachfolger der Anführer am Leben. Nur so weit, damit sie in die nächste Siedlung kriechen konnten und warnen könnten. Ich lag wie tot da... konnte mich kaum mehr rühren und sah sie auf mich zukommen. Ich streckte meine Hand nach ihr aus. Vergaß meinen Stolz und bat um ihre Hilfe. Doch sie warf mir den Verlobungsring vor die Füße und sagte nur noch, dass einige der Ratten nun ein Menschendort zur Feier zerstören wollten. Also rannte ich. Denn dort lebte meine Mutter mit meiner Schwester. Dort konnte ich nur noch Ora retten und den letzten Wunsch meiner Mutter erhören... sie wollte neben Vater begraben werden. Das tat ich.", erzählte ich ihr. Sie nickte. „Das ist... grausam. So viele Ratten... ich sah dann bei Weitem nicht die Hälfte. Uns griffen nur 20 an.", erklärte sie. „Mein Bruder tötete 15. Ich fünf. Drei, nachdem er gestürzt war.", erklärte sie. „Aber so viele..." „Ja. Genug um den großen Wotan zu töten. Um die drei stärksten Krieger dieser Gegend zu besiegen. Vater, den Stärksten. Loki, den Zweitstärksten. Und mich... und ich lebe... lebe um die Trümmer der Vergangenheit zu hüten.", brummte ich. „Das ist... irgendwie grausam. Du kannst nicht gehen. Du meinst, dass dich deine Ehre bindet! Bist du nicht so an den Friedhof deines Clans gebunden? Bist du damit nicht an den Tod und an die Trauer gebunden?", sie trank und sah mich bedauernd an. „Mag sein. Aber was, wenn nicht das, hält mich am Leben?", murmelte ich. „Was nicht? Wieso ziehst du mit deiner Schwester nicht weiter?", wollte sie wissen und füllte auch mir nach. Ich hatte zu viel getrunken. Meine Zunge saß locker. „Mmh... wohin soll ich denn? Ich weiß wohin ich gehöre. Hier her.", brummte ich. Sie nickte. „Muss schön sein irgendwohin zu gehören. Ich gehöre zu Luan. Aber wir sind mal hier, mal dort. Einerseits frei wie der Wind... andererseits nie zuhause.", erklärte sie und seufzte. „Mmh...", brummte ich nur und füllte mir nach. „Aber ich habe mich daran gewöhnt. Wie viele vor uns. Ich hatte Lager, ich hatte Schlafplätze. Ich hatte Liebhaber hier und da.", bemerkte sie und ich wurde etwas hellhöriger. „Erzähl doch davon. Ist angenehmer.", lächelte ich. „Ja... na gut.", sie trank. Sie sprach bereits belegter. „Der erste war ein Hirsch. Klingt nicht aufregend, ich weiß. Aber er hat mich beim Stehlen erwischt nur wusste er es nicht. Ich habe behauptet ich verfolge ihn, weil er mir gefällt. Gefallen hat mir seine Waffe. Aber gut. Wir redeten eine Weile und er war ganz nett und sah wirklich gut aus. Wir hatten zwei oder drei Mal was aber dann zogen wir weiter. Da war ich 16.", lächelte sie ich lächelte ebenso. Vor drei Jahren also. Es war irgendwie komisch das zu der Zeit, in denen das Blut meiner Familie in Strömen floss irgendwo im Wald ein junges Fuchsmädchen ihre Jungfräulichkeit verlor. „Der nächste... da wollte ich mal was anderes. Ein Fischmensch. Es war... irgendwie komisch. Sie sind recht kühl. Das fand ich unangenehm aber er wusste was er tat und es war interessant dass auch sein... du weißt schon so kühl war.", erzählte sie. „Dann zuletzt hatte ich vor einem Jahr sogar Geschwister. Unabhängig voneinander natürlich. Erst denn Bruder, dann die Schwester und dann bin ich weiter, bevor es deshalb irgendwelche Probleme gab. Hasendämonen. Er war recht... schwächlich aber sie war ganz in Ordnung.", sie beugte sich über den Tisch. „Weißt du... das ist jetzt schon so lange her... weißt du was?", grinste sie. „Was denn?", wollte ich wissen und kam, das Schnapsglas noch in der Hand, näher zu ihr. „Ich hätte gerne mal wieder guten Sex. Es klingt banal aber kleine Wünsche, die sich doch leicht erfüllen lassen, oder?", raunte sie und sah mich an. Ich grinste breit. „Ja. Lässt sich leicht erfüllen.", hauchte ich und sie stand auf um zu mir zu treten. „Halte mich ja nicht für eine Hure.", forderte sie. „Du hattest in deinem ganzem Leben nur vier, vielleicht auch gleich fünf, Leute im Bett. Du bist noch etwas weit von Hure entfernt.", grinste ich und sie presste ihre Lippen auf meine. Wie leicht der Schnaps doch das Leben machte! Sie setzte sich auf meinen Schoß und bewegte ihre Lippen stürmisch auf meinen. Keuchend fasste ich an ihren Hintern und griff zu. Begierig leckte sie über meine Lippen und ich verwickelte sie bereitwillig in einen innigen Zungenkuss. Ihr Kuss schmeckte wild. Nach Freiheit. Nach Schwerelosigkeit. Schwer atmend riss sie sich von mir los. „Du hast doch hier sicher ein Bett, Wolf? Oder wirst du mich gleich auf dem kalten Stein nehmen?", raunte sie mir ins Ohr. „Glaube mir, wenn ich dich nehme wirst du nicht einmal wissen wo du bist.", knurrte ich und erneut trafen sich unsere Lippen. Ich wollte gerade mit ihr aufstehen als ein Ruf durch die Geräusche aus unserem Keuchen und dem Prasseln des Feuers drang. „L... Laila?", hörten wir leise. Die Füchsin löste sich und seufzte. „Einen Moment!", rief sie und rieb sich die Augen. „Verzeih. Mein Bruder. Aber um das hier...", sie strich meine Schultern über meine Seite hinab. „werde ich mich noch gut kümmern, Wolf.", hauchte sie und gab mir noch einen flüchtigen Kuss, bevor sie von mir sprang und ging. „Was ist denn Luan?" „Ich... Ich wollte nur sehen ob du schon da bist..." „Bin ich. Komm. Du bist ja halb nackt! Gehen wir rein und wir machen ein Feuer." „Ja... der Wolf hat mir was zu Essen gebracht." „Das ist doch nett. Komm. Ich erzähle dir etwas von unseren Reisen und dann schläfst du gleich wieder ein.", hörte ich die Füchsin mit ihrem Bruder sprechen. Ich seufzte und stand auf. Ich hatte es wohl wirklich nötig... Vielleicht auch gerade deshalb, da ich nicht wollte, dass sie die letzte war die ich hatte. Reichte schon, dass sie die erste war... Also stand ich auf und war überrascht, wie sehr ich torkelte. Aber verflucht... für die schöne Füchsin wäre ich schon noch nüchtern genug gewesen. Als ich in mein Zimmer kam war ich allerdings wieder froh sie nicht hier her gebracht zu haben... es war ein reiner Saustall... seit ihr hatte ich ja keinen Grund mehr irgendetwas sauber zu halten. Vielleicht sollte ich mal wieder etwas aufräumen... und lüften.

Das süße Gift: Der einsame WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt