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POV Bella

Am ganzen Leib zitternd versuchte ich mich einfach nur irgendwie am Boden zusammen zu kauern. Meine Lunge war gelähmt vom Feuer. Alles tat mir weh. Alles. Ich konnte nicht einmal die Zahl der Männer nennen, die über mich hergefallen waren. Doch so war es wohl allen Frauen ergangen. „Wird es wieder vorkommen?", knurrte Arkyn und griff in mein Haar, um meinen kraftlosen Körper anzuheben. „Wird es wieder vorkommen?", wiederholte er. „Ich... ich...", Arkyn griff mir Grob in den Schritt und weitere Tränen entkamen mir vom Schmerz. „Antworte.", befahl er. Ich schluckte. Arkyn war wohl ebenso schlimm wie Rakura. „Kommt... nie wieder... vor...", keuchte ich. „Gut. Sei dankbar. Rakura erwies dir noch Gnade.", bemerkte er. Ich nickte so gut ich konnte. „Wo ist deine rechte Hand?", wollte Arkyn wissen. „H... Hier, Herr...", stotterte er und trat mit zerfledderten Kleidern und blutigem Gesicht vor ihn. „Du hast hier das Kommando, bis Bella wieder bei Kräften ist. Und Bella? Dein Gehorsam war Teil des Vertrags. Sollen wir ihn brechen?", dieser verdammte Vertrag... welch Qualen erlitt ich für ihn? „Nein... ich... ich werde gehorchen.", keuchte ich. „Gut. Man sieht sich. Abziehen, Männer!", rief er aus und verschwand mit seinen Soldaten. Ich sah mich grob um, so weit ich mich eben rühren konnte. Sie hatten so viel niedergebrannt...

Es war später Abend als ich mich wieder rühren konnte. Den ganzen Tag hatte ich ruhen müssen. Zuerst hatte ich mich gewaschen. Die halbe Haut hatte ich mir von den Knochen geschabt und trotzdem fühlte ich mich noch dreckig. „Ajax... was war?", wollte ich wissen. Er sah mich an, gestützt auf einen dicken Ast. „Die Männer sind alle verletzt. Acht sind tot. Fünf Frauen sind tot. Neun Kinder haben es nicht geschafft.", erklärte er. Ich nickte. „Die Toten?" „Alle Wachen die heute Dienst hatten. Bei den Kindern die beiden Töchter von Eunike. Der Sohn von Theo und... naja einige eben. Und... Lucia." „Was?" „Ja...", murmelte er. Ich starrte in den Himmel hinauf. Ich wollte weinen. Wirklich weinen. Aber ich konnte nicht. So sehr ich es mir wünschte, ich konnte nicht. „Bella? Was nun? Was hätte deine Mutter getan?", wollte er wissen. Ich war am Ende. Und diese Frage nun noch... „Meine Mutter ist tot, Ajax. Tu nicht so, als wäre sie die Perfektion in Person gewesen! Denn sie erkannte die Falle zu spät und verstarb! Wie du weißt! Meine Mutter tat viel. Aber verdammt, ich gebe mein bestes! Ajax, was hätte es mich gekostet ein schönes Leben zu haben? Ich hätte noch in der schwarzen Nacht euch allen den Rücken kehren können. Einfach Mutter und dir den Clan überlassen und ich wäre einfach zu Niala und..." „Sprich den Namen des Köters nicht aus!" „ICH spreche aus was ich will und du, Ajax... du hast mir treue Dienste geleistet doch andere sind treuer als du! Klüger als du und verdammt noch mal nicht so eingebildet! Mag sein, dass ich ein oder zweimal mich von meinen Gefühlen habe leiten lassen. Ja, Ajax, wenn du es so genau wissen willst ich habe mit Niala geschlafen als ich auf Elders Hochzeit war! Und ja, ich bin verdammt wütend auf diesen Halbling aber da ist noch eine Menge mehr! Und DU hast am aller wenigsten darüber zu richten. Denn statt mein Leben zu leben, wie ich es wollte und glücklich zu sein wählte ich das Leben für den Clan! Hast du dann sonst noch etwas anzubringen, Ajax?", knurrte ich. Er sah mich an. „Liebst du den Wolf?" „Wie könnte man den Wolf überhaupt liebe?", knurrte ich. „Also nicht... das ist soweit gut... Bella, ich denke ich sollte den Clan übernehmen. Tu was du tun willst und..." „Ach? Ich soll weiter die Hure für Rakura spielen und du willst regieren?" „Ja. Bella, es ist klüger wenn...", weiter kam Ajax nicht als ich einen Dolch zog und in seinen Kopf warf. Er starrte mich an bevor er umkippte. „Nein, Ajax. Ich regiere. Punkt."

Ich hatte kein Auge zugemacht. Noch waren die Schmerzen zu groß obwohl ich einige Kräuter dagegen eingenommen hatte. Ebenso ließ ich diese austeilen. Ich war nicht die einzige, die Schmerzen hatte. Draußen war alles verwüstet. In der Morgensonne rauchten noch einige Bretter und Stangen. „Wie viele sind gegangen?", wollte ich wissen und zog den Wachmann zu mir. „Zwei Mädchen sind vorhin in den Wald gerannt. Beide unabhängig voneinander.", erklärte er. „Wann?" „Vor zwei Stunden. Die andere vor einer.", erklärte er. Ich nickte und ging in den Wald.

Das süße Gift: Der einsame WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt