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POV Niala

Ich erwachte im Schatten. Zu meiner Verwunderung aber mit Holz über mir. Ich rutschte etwas vor und erkannte, dass ich in meinem Suff wohl mit dem Kopf unter der Bank eingeschlafen war. Ich stand auf und taumelte durch die Gänge in Richtung Ausweg. Hier und da lagen weitere Besoffene herum. Ein Teil der Graswand war einfach eingerannt und ein neuer Gang getreten worden. Und als ich nachsah grinste ich breit. Mirden lag nackt da. Auf sich eine junge Frau, wohl eine Ratte doch gut aussehend. Sie lag noch auf ihm und verdeckte so sein bestes Stück. Schmunzelnd ging ich weiter. Fand Paare die sich irgendwo hingelegt hatten. Fand besoffene Schläger, die ohnmächtig auf den Wegen kauerten bis ich endlich wieder am Platz war. „Wolf, verlässt du uns?", hörte ich und sah Elder, der sich gerade gestreckt hatte. Er trug nur eine Hose und hatte sich schnell ein Hemd übergeworfen. Das Hemd trug er wohl um die Narben zu verdecken. „Na, wie war die Nacht, Elder.", lächelte ich. Er wurde rot und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Schön...", lächelte er. „Dann frage ich dich in neun Monaten, ob du Vater bist.", lächelte ich und Elder lachte auf. „Tu das, Wolf. Es freut mich dich gesund und munter gesehen zu haben.", er trat zu mir und zog mich in seine Arme. „Ich wünsche dir eine gute Heimreise, Wolf. Und ich wünsche dir viel Glück für deinen weiteren Weg. Auf dass du diese Hölle überlebst.", erklärte er. „Ich danke dir, Elder." „Ach und hast du nicht noch eine menschliche Schwester?", wollte er wissen. „Meine Schwester ist ein Halbling wie ich es bin. Nur dominiert ihre menschliche Seite.", erklärte ich. Ihm konnte ich das sagen. Er würde es nicht gegen mich verwenden." „Dann grüße sie auch von mir. Wie heißt sie denn?" „Ora. Sie ist drei Jahre jünger als ich.", erklärte ich. „Den Göttern sei Dank überlebte sie die schwarze Nacht. Auf wiedersehen, Niala. Grüße auch deine Schwester von mir und Una und vergiss nicht, offen kann ich es nicht zeigen doch im Herzen bin auch ich dir verbündet.", lächelte er. „Ich danke dir, Elder.", bedankte ich mich und ging. Und erst nach einer Weile fiel mir auf dass er gesagt hatte: „Auch ich." Auch... wer war mir sonst noch verbündet? Wusste er von den Füchsen? Doch nun, es war eh einerlei.

„Da bist du ja, Wolf.", hörte ich und entdeckte die Füchsin im Dickicht. „Ja..." „Deine Schwester sorgte sich bereits.", lächelte sie und trat auf mich zu. Mit einigen schnellen Schritten war ich bei ihr. „Herkommen.", knurrte ich und drückte sie an den nächsten Baum, bevor ich meine Lippen auf ihre legte. Verdutzt erwiderte sie den Kuss, schob mich aber sanft zurück. „Du stinkst nach Met und Katze.", lächelte sie und hielt mich mit einer Hand etwas beiseite. Sanft strich sie mir mit der freien Hand über die Schulter. „Was war denn drüben los, dass du gleich so nach Hause zurückkehrst?", lächelte sie. „Einiges.", lächelte ich. „Mmh... ich schlage vor, du wäscht dich zuerst. Du riechst... und ich würde lieber Wolf als Katze riechen, wenn wir in dein Bett sacken.", lächelte sie, ergriff meine Hand und führte mich zum Dickicht. „Wie geht es deinem Arm?" „Gut, danke der Nachfrage. Die letzten Vergiftungserscheinungen hatte ich gestern Mittag los. Und seit heute Morgen lauere ich hier auf dich. Deine Schwester hat sich wie gesagt Sorgen gemacht. Darum musste ich hier warten. Luan ist übrigens heute wieder mit ihr los. Sie braucht Stoffe, sagte sie. Also haben wir das Lager für uns allein. Ich muss gestehen, Wolf, ich hatte erwartet, dass du entweder müde oder wütend heim kehrst. Du überrascht mich positiv.", lächelte sie und ich grinste nur dümmlich weiter als ich ihr folgte.

Gegen späten Nachmittag war ich wieder wach und fühlte mich deutlich besser. Die Füchsin schlief noch und so ruhte ich mal wieder in der späten Abendsonne. „Niala, wie war es denn?", hörte ich und sah auf zu meiner Schwester. „Gut, gut. Elders Frau ist nett, Elder selbst ist ein guter Kerl und ich habe viel Spaß gehabt.", lächelte ich und dachte an meine Prügelei mit dem Wildschwein. „So...", Ora sah mich lächelnd an und sofort kam mir der Gedanke an Bella. „Hab mich geprügelt... zum Spaß nur.", lächelte ich und Ora nickte. „Hast du was herausgefunden?", wollte sie wissen. „Ja... viele Pakte wurden geschlossen in den letzten Jahren. Jeder paktiert mir Rakura oder hat sich ihm unterworfen. Die Katzen paktieren aktiv, ebenso die meisten Ratten. Die wenigsten Wildschweine schließen sich Rakura an, unterwarfen sich allerdings. Alle, die sich nicht unterworfen haben sind tot. Elder unterwarf sich und hat seine letzte Verlobte an Rakura verloren, als Tribut sagt er. Und Mortale ist tot.", erklärte ich. Ora sah mich erschrocken an. „Was? Bellas Mutter ist tot? Hast du Bella denn getroffen?", wollte sie wissen. „Habe ich. Aber nur kurz.", log ich. Ora sah mich skeptisch an bevor sie mein Hemd zur Seite riss und die feinen Kratzer an meiner Schulter entblößte. „Kurz?" „Nur ein oder zwei Stunden... vielleicht drei. Am Ende sagte sie mir eben das mit Mortale und ging." „Und wann kamen die Kratzer zustande?", wollte sie wissen. Ich seufzte und stand auf. Nicht einmal die Füchsin hatte mich danach gefragt, als sie mir die Kleider vom Leib gerissen hatte. Sie wusste, dass ihr solche Fragen nicht zustanden. Doch Ora standen sie leider zu. „Sie kam zu mir als ich mir einen Platz abseits gesucht hatte. Wir redeten oder viel eher schrien wir uns an... Sie schlug mich und ich schimpfte sie eine Hure und... ich weiß nicht ob es dir Erinnerungen an damals waren oder das kochende Blut, aber plötzlich von jetzt auf gleich sprang sie mich an und wir... ja... bereits als ich mich wieder anzog bereute ich es." „Seit ihr jetzt wieder ein Paar? Du und Bella?", wollte sie wissen. „Was? Nein! Nein! Ich und Bella... nie wieder! Es ist vorbei. An mir klebt der Tod...", hauchte ich und sah hinauf zum Himmel. „Der Tod... ja..." „Wie war es bei den Menschen? Stoffe gefunden?" „Nein! Verdammt, das wollte ich dir noch erzählen!", erklärte sie. Grinsend bemerkte ich mal wieder, dass sie das Fluchen von mir gelernt hatte. „Wir wollten gerade los und kaum waren wir am Fluss machte mich Luan auf meine Ohren aufmerksam. Verdammt... gestern war doch Vollmond!", erklärte sie. „Ah! Stimmt. Was wirst du jetzt tun?" „Morgen nocheinmal gehen und die Sachen holen." „Gut. Die Füchsin wird weiter spionieren. Sie soll das große Grab bei den Katzen ansehen. Ich will wissen, wann genau Mortale starb.", erklärte ich. „Ist es wichtig?" „Nein... leider nicht so wichtig wie ich es mir wünschen würde. Aber ich will wissen, wie lange Bella schon Anführerin ist... wie lange ich das nicht mitbekommen habe... Mortale... nach Vaters Tod war sie die mächtigste Dämonin diesseits der Berge! Oder die zweitmächtigste, wenn sie sich Rakura untergeordnet hat. Und ich habe nichts von ihrem Tod erfahren...", hauchte ich und rieb mir die müden Augen. „Nun... woher hättest du es erfahren sollen? Denk nicht zu viel darüber nach.", erklärte sie. „Ich denke über nichts anderes nach. Ora, ich will mich rächen! Ich will Rakura stürzen!", erklärte ich. „Ich weiß. Doch eher löscht du mit einem Eimer Wasser die Sonne bevor du Rakura stürzt. Er ist zu stark. Niala... nimm es mir nicht übel du weißt, ich habe dich lieb, große Schwester, aber du bist schwach geworden. Weil du nicht mehr unter Wölfen bist kannst du nicht mehr anständig trainieren und selbst der Vollmond zeigt dich nicht mehr ganz so stark wie du einst warst.", erklärte sie. Ich sah sie an, nickte aber als mir die Wahrheit ihrer Worte bewusst wurde. Ich wusste, dass ich am Boden lag. Ich lebte, doch lag ich wie im Koma. Der Besuch der Hochzeit war nur ein kleines Zucken. Wie sie gesagt hatten, ich war ein Phantom. Ich war gar nicht real. Ich war ein Wort. Ich war der schwarze Wolf der weit, weit in der Ferne vielleicht etwas tat. Kein Stück mehr. Ora ging wieder hinein und ich dachte über ihre Worte nach. Ja... der Wille war da... aber wie sollte ich wieder auferstehen?

Das süße Gift: Der einsame WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt