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So sehr es auch auf der Hand brannte, genauso schnell verheilte es wieder. Trotzdem. Erschreckend, dass ein Mensch mir weh tun konnte... Ob sich das auch durch Leder fraß? Wohl eher nicht. Sonst hätte es auch an mir mehr Schaden angerichtet. Und ich trug meistens Lederschuhe. Ora ebenso. Probleme hätten Hasendämonen. Oder Rehe. Die ganzen friedliebenden, die barfuß durchs Leben tänzelten. Bis sie sich in die Hosen machten, wenn sie einen Wolf sahen! Das konnte auch reichen, wenn es nur ein Tier war. Kein Dämon. Doch ich und Ora konnten so schon mal nicht einfach so in eine der Fallen treten. Allerdings wollte ich das Zeug sicher nicht ins Gesicht oder so bekommen. Aber gut. Sei es drum. Die Menschen waren mir gerade gleich. Ich wollte sie eigentlich genauso ignorieren, wie ich es bereits seit Jahren tat. Doch drückten sie sich mit solchen Sachen mit Gewalt in mein Gedächtnis! Als provozierten sie ausgelöscht zu werden! Und wie bekam ich das jetzt mit den Füchsen hin? Es gab mindestens zwei Füchse. Ich hatte noch nie von einem Fuchsclan gehört. Ich ging davon aus, sie wären Einzelgänger oder zumindest in kleinen Gruppen unterwegs. Also mindestens zwei. Eine Falle wäre schwierig. Außer die Füchse wären einzeln unterwegs und der Zwischenfall, dass mich einer von ihnen überrumpelt hatte, war Zufall gewesen. Wenn ich davon ausging hatte ich zumindest eine Möglichkeit sie zu fassen. Füchse stahlen... Und den Dolch, den ich hatte lassen müssen, war nun wirklich kein Meisterwerk. Ich war kein Schmied. Unser Schmied früher... der hatte Talent gehabt. Ich schwang die Schwerter besser als dass ich sie herstellte. Doch gut. Ich würde eine Falle stellen und egal welchen Fuchs ich erwischen würde, er würde mich zum anderen führen oder sein Schädel würde genauso wie die der Ratten für Abwehr der anderen sorgen.

Es ärgerte mich sehr, dass ich diesen Dolch, Lokis Dolch, für solche Zwecke aufs Spiel setzen musste. Doch band ich ihn mit einer kleinen Kette an meinem Gürtel fest. Es sah zwar so aus, als wäre er nur in den Gürtel gesteckt, doch war er fest. Fest genug um einen Diebstahl zu verhindern. So legte ich mich gut sichtbar an einem dünnen Bach in die Sonne, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und döste etwas. Lauschte den Geräuschen des Waldes. Dem Ort meiner Geburt. Natürlich hätte ich gehen können. Damals, nach der schwarzen Nacht. Doch mit diesem Gedanken hatte ich nicht einmal gespielt. Ein Wolf wusste, wo sein Platz war. Meiner war hier.

Tatsächlich war ich eingeschlafen doch ein leichter Ruck an meinem Gürtel ließ mich erwachen. Sofort griff ich nach dem Dieb und umklammerte grob die Hand des Diebes. Erneut sah ich in die selben grünen Augen wie bereits gestern. „Hab ich dich.", grinste ich das Mädchen an und stand auf. Sie zerrte an ihrem Arm. Unmöglich mir zu entkommen. Mein Griff war zu fest. „So. Jetzt hast du aber ein ernsthaftes Problem.", knurrte ich und verdrehte ihre Hand so, dass sie schmerzhaft auf keuchte. „Auf die Knie.", knurrte ich und verdrehte ihren Arm solange, bis sie zu gehorchen hatte. Ich und Ora lebten nur noch, weil ich direkt war. Ihre grünen Augen sahen mich panisch an. „Dein Name.", knurrte ich. Sie starrte mich nur weiter an. Ich packte ihr Gesicht und drückte ihre Backen zusammen, bis sie ihren Mund leicht öffnen konnte. „Du hast eine Zunge im Maul also sprich!", knurrte ich. „Du hast mich bestohlen! Ich will mein Eigentum wieder! Nicht nur den Dolch. Auch das Fleisch. Ihr jagt und stehlt auf meinem Grund und Boden!" „Das ist Niemandsland.", fand sie nun doch endlich ihre Sprach wieder. „Na es geht doch! Sie kann sprechen. Wie schön. Also nenne mir deinen Namen, Fuchsmädchen.", knurrte ich. „Und wenn nicht, Wolfsmädchen?", knurrte sie. Ich grinste breit. „Ich habe meine Mittel und Wege jemandem zum sprechen zu bringen.", grinste ich. Sie starrte mich an. Sie sah mich eine ganze Weile trotzig an. Sie schien ungefähr in meinem Alter zu sein. Vielleicht jünger. Aber wohl doch älter als Ora. „Lass... Lass mich los!", sie riss an ihrer Hand doch drückte ich nur noch fester zu, zog ihren Arm höher so, dass sie ihren Oberkörper vor bewegen musste. Kein Entkommen. „Du wirst jetzt sofort tun was ich dir sage! Ansonsten werde ich dir sehr, sehr weh tun, kleiner Fuchs.", knurrte ich. Sie leckte sich nervös über die Lippen. „Laila.", hauchte sie. „Was?" „LAILA! Ich... ich heiße Laila.", erklärte sie. „Laila. Hat der Fuchs also doch einen Namen. Wieso nicht gleich so? Wo ist mein Dolch?", knurrte ich. „W... Welcher..." „Verkaufe mich nicht für dumm! Wo ist der Dolch?", knurrte ich. Sie schluckte schwer. „In... In... in meiner Ta... Tasche...", stotterte sie. Ich grinste breit. „Na es geht doch! Also gib.", forderte ich und streckte die Hand aus. Zitternd griff sie in ihre Ledertasche und zog den schlecht geschmiedeten Dolch heraus, bevor sie ihn mir gehorsam übergab. „Danke. Na siehst du? Und wenn ich noch eine abgeschnittene Falle sehe, dann schneide ich dir was ab.", knurrte ich und sie stand zitternd auf. Sie war einen halben Kopf kleiner als ich. „Es... Es tut mir wirklich leid... das mit dem Dolch es... meiner war kaputt... so eine Ratte hat ihn mir abgenommen und auf die Felsen geschmissen... ich... es... und ich bin wirklich kein guter Jäger und ich hatte solchen Hunger und da fand ich die Hasen in der Falle und... und ich... ich war so hungrig...", ihre Augen schimmerten feucht und ich seufzte. „Na gut. Werde ich es dir eben vergeben. Aber... fang doch Fische oder... mach Fallen selber. Du hast mir eine abgeschnitten. Sieh, wie ich sie gemacht habe... Dann mach es selber.", brummte ich und wand mich ab. „Wie... wie heißt du?", wollte sie wissen. „Niala.", brummte ich. „Ni... Niala? Tochter des Wotan? Die... die Anführerin des Wolfsclans? Und die einzige Überlebende der schwarzen Nacht?", keuchte sie und sah mich mit großen Augen an. Ich schmunzelt leicht. „Hast du von mir gehört?" „Ja! Ich hörte von einer großen Kriegerin! Nie hätte ich es gewagt zu erahnen Euch je zu treffen.", keuchte sie und sah mich erstaunt an. Ich kratzte mich leicht verlegen am Hinterkopf. „Erzählst du mir von der schwarzen Nacht?", wollte sie wissen. „Nein... nein. Das... nein.", bemerkte ich. „In Ordnung. Aber danke! Niemals hätte ich erwartet, dass eine so große Kriegerin, so gütig sein könnte zu einer dreckigen Diebin wie mir.", erklärte sie. „Ach... bei Hunger und Not kann ich es dir nicht einmal verdenken.", lächelte ich sanft. „Danke!", sie fiel mir um den Hals und erschrocken hielt ich sie fest, damit sie nicht fallen konnte. Ihr schlanker Körper drückte sich fest an meinen. Sie war schlank und wirklich schön. „Vielen dank.", hauchte sie und drückte ihre Lippen sanft an meine Wange. Ich schluckte. Gut ich gestand, neben dem Alkoholentzug hatte ich noch einen ganz anderen Entzug und gerade Wölfe waren oft Opfer ihrer Triebe. Und sie drückte sich wirklich eng an mich. „Vielen dank.", lächelte sie und winkte mir zum Abschied als sie sich löste. Ich starrte ihr nach wie sie zum Wald rannte. Schön war sie. Sehr. Aber gut. Dieses Problem war nun wohl gelö... mein Dolch war weg. BEIDE!

Das süße Gift: Der einsame WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt