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POV Niala

Schlag. Schlag. Nichts. Nichts! „Venia? Venia?", panisch rüttelte ich an ihr. Kein Puls. Kein Herzschlag. Keine Atmung! Sie war tot. „NEEEEIN!", brüllte ich und zog ihren toten Leib in meine Arme. „Nein... wieso?", weinte ich und wiegte sie sanft. Es war vorbei alles war vorbei. Ich konnte das nicht mehr! Nicht mehr ohne meine Venia. „Ich liebe dich so...", weinte ich und sah sie an. Ich erkannte sie kaum... Ich legte sie sanft hin und stand auf. Ich hatte sie nicht beschützen können! Ich hatte zugelassen, dass sie mit Kranken arbeitete! Es war meine Schuld! Ich hatte es nicht aufhalten können. „ARGH!", brüllte ich und schlug mit der Faust in die Wand. Die Wand trug keinen Schaden davon, doch meine Knöchel bluteten. „Venia!", weinte ich und fiel neben dem Bett auf die Knie, wobei ich auf die Matratze schlug. Ich hatte versagt. Es war vorbei. Nur noch an eine Sache konnte ich denken. Eine Klippe. Sie war gut 60 Meter hoch. Ich würde es nicht überleben. Es wäre ein schneller Tod. Und ich wäre bald bei Venia. Oder würde zumindest nicht mehr ohne sie leben müssen. Ich wusste nicht einmal, ob ich mir die Kehle durchschneiden könnte... auch nicht mit Lokis Dolch. Mein Herz schmerzte so sehr. Ich ertrug es nicht! Sanft hauchte ich meiner toten Geliebten einen Kuss auf die Wange. „Ich hoffe du bist an einem besseren Ort.", hauchte ich in ihr Ohr und strich ihr durchs Haar, bevor ich aufstand. Niemals mehr würde ich in ihre wunderschönen grauen Augen sehen. Ich konnte nicht mehr!

Zitternd trat ich aus dem Haus. „Niala?" „Tot." „Venia?" „Tot. Venia ist tot. Ich bin auch bald tot. Es hat alles keinen Sinn mehr.", hauchte ich. Richard nickte und ich ging an ihm vorbei. Ich ging schnell. Ich rannte zwar nicht doch ging ich einfach schnell. Ich wollte es hinter mir haben doch die Kraft zum Laufen fehlte mir. Immer wieder stach mir der Geruch von Wildrosen in die Nase und brachte mich halb um. Wenn ich doch endlich sterben könnte! Kein Schmerz mehr. Kein Leid mehr. Ich hatte doch schon genug gehabt! Ich wollte nicht mehr. Ich konnte nicht mehr. Einfach nur noch schlafen. Tot sein bis in alle Ewigkeit.

Kurz vor der Brücke stoppte ich. Hier würde man sicher eine Nachricht finden. Ich zog einen Zettel und setzte mich unter einen Baum. Da ich weder Tinte noch Feder hatte ergriff ich Lokis Dolch und schnitt mir in die Hand. Es blutete wie verrückt... so weit war es also schon mit mir... das war ja gut! Es würde meinen Tod sicher machen! Der Fall würde mich töten. Daran bestand kein Zweifel. Ich griff einen dünnen Stock und tauchte ihn in das Blut bevor ich schrieb.

Meine geliebte Schwester Ora,
es tut mir leid. Aber ich kann das nicht mehr. Venia ist tot. Die Pest hat sie mir genommen. Ich kann nicht mehr leben ohne sie. Aber du musst weiterleben. Mach etwas aus dir. Bei der großen Klippe findest du meine Leiche. Laila weiß wo. Lass sie meinen Leib holen, du sollst mich nicht so in Erinnerung behalten. Erinnere dich an mich wie ich war.
In ewiger Verbundenheit,
Niala

Mehr wusste ich nicht zu schreiben. Ich packte den Brief und ging damit über die Brücke. Dort legte ich ihn hin und befestigte ihn mit einem Stein an einer Stelle, die der Regen nicht erreichte. Ab der Brücke rannte ich. Rannte und rannte. Ich wollte niemanden treffen. Niemanden, der mich auch nur eine Sekunde länger in diesem grausamen Leben hielt. „Niala?", ich schrie vor Schmerz als ihr Name aus meinem Mund mir folgte wie ein Geist. Ihre süße Stimme. Ihre wunderschönen grauen Augen. Ihr sanftes Lächeln. Nie mehr würde ich es sehen. Nie mehr würde ich sie in den Armen halten. Nie wieder würde ich sie küssen können. Ich rannte und rannte. Kletterte über einige Felsen. Die Klippe war schwer zu erreichen aber unten war ein guter Boden. Eine Wiese mit sehr lehmigem, steinigem Boden. Hart. Fast wie Stein. Der Sturz würde mich endlich töten!

Endlich kam ich an und sah hinab. 60 Meter in die Tiefe. Dann Ruhe. Himmlische Ruhe. „Venia...", wimmerte ich und sprach ihren Namen aus. Mein letztes Wort, ihr Name! Ich nahm meinen Dolch ab und sah ihn an. Ich legte ihn zur Seite. Sollte Ora ihn finden. Er sollte nicht zerstört werden durch meinen Sturz wie mein Körper zerstört werden würde. „Venia... meine süße Venia...", hauchte ich und trat näher. Ich stellte mich an die Klippe. Der Regen peitschte um mich. Sterben. Der Schmerz war brutal. Wie ein glühender Bleiklumpen in meiner Brust. Ohne Venia... war da nur noch Schmerz. Endlich Tod. Ohne Venia wollte ich nur noch sterben. Ich schloss die Augen und lehnte mich vor. Spürte, wie mein Körper vorkippte und gerade als ich fallen wollte umklammerten zwei Arme meine Taille. „Bitte Niala... tu mir das nicht an!"


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Hallo!
Damit endet der zweite Teil von "Das süße Gift". Der dritte kommt selbstverständlich. Um Mitternacht ungefähr könnt ihr das erste Kapitel erwarten. Ich hoffe der zweite Teil hat euch gefallen. Ich hoffe ich kann euch auch noch für den dritte Teil "Dämonisches Blut" begeistern. Ich hoffe auch, dass euch das Ende gefallen hat :D

LG
Yuri-Autor aka Luisa

Das süße Gift: Der einsame WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt