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Ora gab mir noch einen Weinschlauch mit, in den sie Wasser gefüllt hatte, und einen Beutel mit Trockenfleisch. Der Weg wäre weit und ich erinnerte mich nur noch wage an die Pfade. Die Füchsin ruhte noch als ich fortging. Es wäre ein weiter Weg. Erst am Abend würde ich ankommen.

Ich hasste es zu klettern. So gut es ging versuchte ich mich an die Pfade zu erinnern und war froh in wölfischer Gestalt gehen zu können. So wurde mein Wams nicht befleckt und ich wollte mich noch nicht in menschlicher Gestalt zeigen. Noch nicht... Und auch war mir unwohl bei dem Gedanken mich in menschlicher Gestakt zu zeigen. Doch die Verlockung Informationen zu erhalten war zu groß! Ich hörte einen Schrei und fuhr herum. Drei Geier kreisten über mir. Einer landete auf einem kleinen Felsvorsprung weit über mir. Obwohl dort oben wohl höchstens ein halber Meter Platz war ging er in menschliche Gestalt. Ich sah hinauf. Ich konnte nur seine Silhouette sehen, da er vor der bereits tiefer stehenden Sonne stand. „Bist du Elders Gast? Der Wolf?", rief er in kreischender Stimme herunter. Ein Geierdämon... noch nie war ich einem so nah gewesen. Ich gab einen bellenden, schnappenden Laut von mir, der von allen Seiten widerhallte. „Schon gut! Hab es ja verstanden! Darfst passieren!", lachte er. Mir war gar nicht bewusst gewesen, dass hier Grenzwachen waren. Der Mann sprang mit einem Hechtsprung hinab vom Vorsprung, ging in die Gestalt eines Geiers und flog davon. Ich trottete weiter. Ich vergaß... neben Ratten hatte ich noch mit allen weiterem Abschaum zu rechnen.

Die Sonne ging unter als ich pünktlich über die letzten Felsen sprang und zu meiner Verwunderung einige Meter entfernt einen beleuchteten Weg vorfand, wenn auch nur einen Trampelpfad der nur zur Feier des Tages beleuchtet war. Ich war also gar nicht SO weit abseits vom Pfad gewesen. Froh nun leichter von der Stelle zu kommen ging ich den Weg entlang. Hier roch es nach allem Abschaum den man sich vorstellen kann und ich achtete nicht weiter auf die Gerüche. So wusste ich zwar weniger was mich erwarten würde, doch sonst würde mir übel werde.

Ich erkannte das Lager kaum wieder. Man hatte das hohe Gras zurück geschnitten und der Platz war mit Girlanden und Fackeln beleuchtet. Musik spielte von irgendwoher und allerlei Gestalten spazierten in edle Stoffe gehüllt über den Platz. Viele lachten, die meisten waren wohl schon betrunken und es gab so viel ich erkennen konnte viele Ecken, in denen man ungestört war. „Ein Wolf! Lange hab ich keinen mehr gesehen!", hörte ich und ein taumelnder Mann trat auf mich zu. Lachend sah er mich an. Ich ging nicht in menschliche Gestalt. Ich blieb vorerst so. „Zuletzt in dieser wunderschönen Vollmondnacht! Als wir mit dem edlen Rakura in...", sofort knurrte ich und wollte ihm gerade die Kehle herausreißen als ich jemanden hörte. „Hey! Lass meine Gäste zufrieden! Erinnere dich, dass ich dich nur der Familie wegen einlud und dich jederzeit nur allzu gerne selbst umbringen würde! Ich vergebe es dir nun nur, weil du betrunken bist! Los, geh und bring ihn weg!", ein anderer Mann kam dazu und zerrte den Mann fort. „Wolf! Oder wie darf ich dich nennen? Es freut mich sehr dich hier zu treffen! Du ahnst nicht wie viel es mir bedeutet, dass du hier bist!", lächelte Elder und trat zu mir. Da wir hier relativ allein waren ging ich in menschliche Gestalt über. „Und wie du dich extra dafür herausgeputzt hast! Wahrlich, Wolf, welch ein Geschenk für diesen wundervollen Tag!", strahlte er. „Ich danke, für die Einladung, Elder. Ich hatte nicht erwartet, dass man sich in der Welt der Dämonen noch an meinen Namen erinnert." „Wahrlich, dein Name wird ebenso wie dein edler Stamm immer weiter vergessen. Ich glaube, die meisten Kinder kennen den Namen deines Vaters nicht mehr. Doch deiner... deiner wird zwar selten genannt doch der schwarze Wolf ist ein Phantom geworden. Die einzige, die Rakura überlebt hat.", lächelte er und nahm meine Hand in seine um sie sanft zu drücken. Ich lächelte ebenso. Er war ein guter Mann. „Ich danke dir, Elder. Es freut mich, dass man mich noch kennt. Aber...verzeih, ich bin nicht gut in der Etikette und..." „Ach was! Sieh dich um! Welche Etikette? Dein Aufzug allein genügt! Glaube mir. Spätestens wenn wir das fünfte Fass öffnen werden sie sich aufführen wie Wildschweine... ich glaube sogar ein paar sind hier.", lächelte er und ich nickte. „Elder, dann wirst du es mir wohl verzeihen wenn ich recht unhöflich sofort auf den Punkt komme... was geschah, was ich nicht weiß? Du deutetest es in deinem Brief an!", erklärte ich. Er sah mich ernst an und nickte kurz, bevor er mich mit sich in ein Zelt zog.

Das süße Gift: Der einsame WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt